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Der CEO von Orange, Stéphane Richard, der am Mittwoch in Gerichtsverfahren zwischen Bernard Tapie und dem Crédit Lyonnais verurteilt wurde, wird den Telekomanbieter spätestens bis Ende Januar verlassen, wie der Konzern bekannt gab.

Der CEO von Orange, Stéphane Richard, der seit zehn Jahren im Amt ist, wird das Unternehmen spätestens Ende Januar verlassen, wie der Konzern am Mittwoch, dem 24. November, nach der Sitzung des Verwaltungsrats in einer Pressemitteilung bekannt gab. Diese Ankündigung folgte auf die Verurteilung Richards im Berufungsverfahren zwischen Bernard Tapie und dem Crédit Lyonnais, die nur wenige Stunden zuvor erfolgte.

Sein Mandat an der Spitze der Gruppe sollte ursprünglich erst Mitte 2022 auslaufen. Sein Ausscheiden „wird ab der Einführung einer neuen Unternehmensführung und spätestens bis zum 31. Januar 2022 wirksam“, erklärte das Unternehmen und fügte hinzu, dass Stéphane Richard seine Aufgaben bis zu seinem Ausscheiden weiterhin wahrnehmen werde.

Er hatte zwar den „persönlichen Wunsch“ geäußert, nach seiner dritten Amtszeit Präsident des Konzerns zu bleiben und nur die Funktion des Generaldirektors aufzugeben, doch seine ehrgeizige Karriere wurde durch seine Verurteilung durch das Pariser Berufungsgericht zu einem Jahr Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 50.000 Euro beendet.

2018 hatte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire gewarnt, dass Stéphane Richard im Falle einer Verurteilung sein Mandat abgeben müsse. Der größte Anteilseigner des französischen Telekomriesen ist mit mehr als 20% der Aktien der Staat.

„Für alle öffentlichen Unternehmen, die meiner Verantwortung als Wirtschaftsminister unterliegen, müssen die Spielregeln klar sein: Wenn es zu einer Verurteilung der Führungskraft kommt, muss diese sofort gehen“, hatte Bruno Le Maire erklärt.

Lesen Sie dazu auch: Schiedsgerichtsfall: Erster Verhandlungstag und Tapie’s erstes “face off”.

Mitschuld an der Veruntreuung von Staatseigentum
Nach einem allgemeinen Freispruch im Juli 2019 entschied das Berufungsgericht am Mittwoch, dass das Schiedsverfahren, das Bernard Tapie 403 Millionen Euro zugesprochen hatte und inzwischen zivilrechtlich aufgehoben wurde, sehr wohl „betrügerisch“ war, da es im Sinne des Geschäftsmannes beeinflusst war.

Der 60-jährige Stéphane Richard, der damals Kabinettschef von Wirtschaftsministerin Christine Lagarde war, wurde der Beihilfe zur Veruntreuung von Staatseigentum für schuldig befunden.

„Die Anschuldigungen der Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder entbehren jeglicher Grundlage und stützen sich auf keinerlei Beweise. Ich weise sie vollständig zurück und werde Kassationsbeschwerde einlegen“, kündigte Richard an.

Stéphane Richard, Absolvent der HEC und der ENA, trat im September 2009 in den Orange-Konzern ein. Im Juni 2010 wurde er zum Generaldirektor und im Februar 2011 schließlich zum CEO ernannt.

Die Orange-Gruppe, die weltweit in 26 Ländern vertreten ist, beschäftigt mehr als 140.000 Mitarbeiter, davon mehr als 80.000 in Frankreich, und erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von 42,27 Milliarden Euro.


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