Tag & Nacht




Stell dir vor, du steigst morgens in dein Auto, um zur Arbeit zu fahren. Der Motor brummt, die Heizung läuft – alles scheint so alltäglich. Doch heute trägt jede Fahrt ihren Teil zu einem der drängendsten Probleme unserer Zeit bei: dem Klimawandel. Wie oft haben wir uns eigentlich bewusst gemacht, welche Emissionen aus unserem Auspuff in die Atmosphäre strömen? Diese Frage führt uns direkt zum Kern des Problems. Denn der Individualverkehr, insbesondere mit fossilen Brennstoffen betriebene Autos, zählt zu den größten Verursachern des globalen CO₂-Ausstoßes.

Zahlen, die wachrütteln

Beginnen wir mit den nackten Fakten: Der Verkehr insgesamt ist weltweit für etwa 23% der energiebedingten CO₂-Emissionen verantwortlich – und davon wiederum stammen rund 75% allein aus dem Straßenverkehr. Der Individualverkehr, also vor allem Autos, Motorräder und kleinere Transporter, macht dabei einen erheblichen Anteil aus. Laut einer Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) entfallen etwa 45% der gesamten CO₂-Emissionen des Straßenverkehrs auf PKWs. Eine unfassbare Menge, wenn man bedenkt, dass diese Emissionen Tag für Tag in die Luft geblasen werden.

Interessant ist auch, dass der Straßenverkehr in vielen Industrieländern wie Deutschland oder den USA zu den größten Einzelverursachern von CO₂ gehört – oft noch vor der Industrie oder der Energieerzeugung. Da immer mehr Menschen weltweit Zugang zu Autos erhalten und die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge stetig wächst, nimmt dieser Sektor einen immer größer werdenden Anteil am globalen CO₂-Fußabdruck ein.

Warum der Individualverkehr so problematisch ist

Aber warum ist der Individualverkehr überhaupt ein so großer Übeltäter, wenn es um CO₂-Emissionen geht? Es ist ganz einfach: Autos mit Verbrennungsmotoren setzen Kohlendioxid (CO₂) frei, das entsteht, wenn fossile Brennstoffe wie Benzin oder Diesel verbrannt werden. Bei jedem Verbrennungsprozess wird Kohlenstoff (C), der im Kraftstoff enthalten ist, mit Sauerstoff (O₂) aus der Luft zu CO₂ verbunden. Das bedeutet: Je mehr du fährst, desto mehr CO₂ gelangt in die Atmosphäre.

Aber es geht nicht nur um das Fahren selbst. Die gesamte Produktionskette eines Fahrzeugs – von der Herstellung der Bauteile, über den Energieverbrauch in den Fabriken bis hin zur Entsorgung am Ende der Lebensdauer – verursacht zusätzliche Emissionen. Die Herstellung eines Autos verursacht zwischen 6 und 35 Tonnen CO₂, je nach Fahrzeugtyp und -größe. Ein Elektroauto, das wir oft als „grüne“ Alternative betrachten, bringt hier auch keine Nullbilanz: Bei der Produktion von Batterien entstehen erhebliche Emissionen, die vor allem durch den hohen Energieaufwand bei der Gewinnung von Rohstoffen wie Lithium oder Kobalt zustande kommen.

Die Rolle der Infrastruktur

Aber damit nicht genug: Auch die Infrastruktur, die für den Individualverkehr notwendig ist, wie Straßenbau, Parkplätze und Tankstellen, hat ihren Preis für das Klima. Jede Straße, die gebaut wird, trägt indirekt zum CO₂-Ausstoß bei, sei es durch die Rodung von Wäldern, den Einsatz von Maschinen oder den Einsatz von Asphalt, der unter hohem Energieeinsatz produziert wird. Asphaltieren hat übrigens auch einen langfristigen Effekt: Versiegelte Flächen heizen sich schneller auf und tragen zum sogenannten „urbanen Hitzeinsel-Effekt“ bei, der Städte heißer macht und den Energiebedarf für Kühlung in die Höhe treibt.

Der Verkehr als Treiber des Klimawandels

Die Treibhausgasemissionen aus dem Individualverkehr tragen direkt zur Erderwärmung bei. Aber warum ist das so? CO₂ ist ein Treibhausgas, das in der Atmosphäre Wärme einfängt, ähnlich wie das Glas in einem Gewächshaus. Je mehr CO₂ wir in die Atmosphäre blasen, desto mehr Wärme wird auf der Erde gespeichert – und das führt zur Erderwärmung. Mit den steigenden globalen Temperaturen haben wir es auch mit extremeren Wetterereignissen zu tun: Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen. Die Auswirkungen sind weltweit spürbar und betreffen uns alle.

Dabei hat der Individualverkehr nicht nur direkte Auswirkungen auf das Klima, sondern auch indirekte Folgen: Der ständige Bedarf an neuen Autos, neuen Straßen und mehr Treibstoff sorgt für einen zusätzlichen Raubbau an natürlichen Ressourcen. Immer mehr Wälder werden gerodet, um Platz für Straßen zu schaffen – und das in einer Zeit, in der wir jeden Baum brauchen, um CO₂ zu binden.

Was sind die Alternativen?

Eine Frage, die wir uns in Anbetracht dieser ernüchternden Fakten stellen müssen, ist: Gibt es Alternativen? Die Antwort lautet: ja, und es gibt viele davon. Elektromobilität, Carsharing, Fahrräder und der öffentliche Nahverkehr sind nur einige der Optionen, die bereits zur Verfügung stehen.

Elektroautos: Elektroautos bieten einen vielversprechenden Weg, um die CO₂-Emissionen im Verkehr zu senken. Da sie keinen Auspuff haben, stoßen sie während der Fahrt kein CO₂ aus. Aber – und hier kommt das große Aber – sie sind nur dann klimafreundlicher als herkömmliche Autos, wenn der Strom, den sie verbrauchen, aus erneuerbaren Energien stammt. In vielen Ländern wird der Strom allerdings noch immer überwiegend aus Kohle, Gas oder Öl gewonnen. Das bedeutet, dass der tatsächliche CO₂-Fußabdruck eines Elektroautos stark von der Energiepolitik des jeweiligen Landes abhängt.

Carsharing und Fahrgemeinschaften: Ein weiteres großes Potenzial zur Reduktion von Emissionen liegt darin, dass wir Fahrzeuge besser auslasten. Viele Autos stehen die meiste Zeit des Tages ungenutzt herum – ein extrem ineffizienter Einsatz von Ressourcen. Carsharing-Dienste und Fahrgemeinschaften könnten hier Abhilfe schaffen, indem sie die Anzahl der Fahrzeuge auf der Straße reduzieren und die verbleibenden Fahrzeuge besser nutzen.

Fahrräder und E-Bikes: In Städten ist das Fahrrad das vielleicht effizienteste Verkehrsmittel überhaupt. Es verursacht keine Emissionen, braucht wenig Platz und trägt zur Gesundheit der Menschen bei. E-Bikes bieten eine zusätzliche Möglichkeit für längere Strecken und hügeliges Gelände – und sie verbrauchen nur einen Bruchteil der Energie, die ein Auto benötigen würde.

Öffentlicher Nahverkehr: Der Ausbau und die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel ist ebenfalls ein wichtiger Baustein, um den Individualverkehr zu reduzieren. Busse, Züge und Straßenbahnen können eine große Anzahl von Menschen auf einmal transportieren – das spart nicht nur CO₂, sondern reduziert auch den Verkehr und damit verbundene Staus, Lärm und Feinstaubbelastungen.

Ein systemisches Problem – und was wir ändern können

Der Klimawandel und der CO₂-Ausstoß durch den Individualverkehr sind keine isolierten Phänomene. Sie sind das Resultat eines Systems, das seit Jahrzehnten auf fossile Energieträger baut. Es wird klar: Ohne grundlegende Änderungen in diesem System wird es schwierig, die Klimaziele zu erreichen. Das bedeutet nicht nur, dass wir auf neue Technologien wie Elektroautos setzen müssen, sondern auch, dass wir unser Mobilitätsverhalten grundlegend überdenken müssen. Ist es wirklich notwendig, jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit zu fahren? Können wir mehr zu Fuß gehen, das Fahrrad oder den Bus nutzen? Und was ist mit der Politik? Brauchen wir strengere Gesetze und Anreize, um den Individualverkehr zu reduzieren?

Die Lösungen sind nicht einfach – aber sie sind machbar. Es geht um einen Wandel in unserem Denken und Handeln. Und die gute Nachricht: Jeder kann dazu beitragen, diesen Wandel zu beschleunigen.

Fazit: Das Auto als Symbol eines alten Systems

Der Individualverkehr hat sich über die letzten Jahrzehnte zu einem der größten Klimasünder entwickelt. Aber wie so oft ist das Problem nicht das Auto an sich – sondern die Art und Weise, wie wir es nutzen und welche Energieträger wir dafür einsetzen. Die Umstellung auf emissionsärmere Fahrzeuge ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber sie allein wird nicht ausreichen. Es braucht eine umfassende Mobilitätswende, die auch auf den Ausbau von Alternativen und eine bewusste Nutzung von Ressourcen setzt.

Das Auto mag einst Freiheit und Fortschritt symbolisiert haben, doch heute steht es mehr und mehr für die Dringlichkeit, unser Verhältnis zu Mobilität und Energie neu zu definieren. Klar ist: Die Art, wie wir uns fortbewegen, hat direkten Einfluss auf die Zukunft unseres Planeten. Wer hätte gedacht, dass etwas so Alltägliches wie das Autofahren so große Konsequenzen haben kann?

Quellen:

  • Internationale Energieagentur (IEA), „CO₂ Emissions from Fuel Combustion“ (2023)
  • Umweltbundesamt, „Verkehr und Emissionen: Fakten und Zahlen“ (2022)
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