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Der Kassationsgerichtshof bestätigte am Mittwoch die Rechtmäßigkeit des Verkaufs von Cannabidiol, einer umstrittenen Substanz, die aus Cannabis gewonnen wird.

Der Kassationsgerichtshof hat am Mittwoch, den 23. Juni, seine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des Verkaufs von CBD-Produkten in Frankreich bekannt gegeben. Der Verkauf dieser Substanz ist demnach erlaubt, auch wenn das Produkt aus einem anderen Staat der Europäischen Union stammt. Acht Tage nach einer ersten Entscheidung im Fall eines Anbieters in Dijon (Côte-d’Or) hat das höchste französische Gericht diesmal ein allgemeines Urteil über die Vermarktung von CBD gefällt, einer Substanz, die aus Cannabis gewonnen wird, aber keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit hat.

1) Was ist CBD?
CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol, eine Substanz, die aus Hanf gewonnen wird, der wiederum zur Familie der Cannabis-Pflanzen gehört. Allerdings darf man CBD nicht mit THC gleichsetzen. Tetrahydrocannabinol, das in Cannabis enthalten ist, gilt als psychotrope Substanz, die im Gegensatz zu ihrem Cousin CBD insbesondere auf den Hirnrhythmus und die Psyche wirkt. Wie der Gerichtshof der Europäischen Union in Erinnerung sagte, verursacht CBD „auf der Grundlage der derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Daten keine psychotropen Wirkungen und hat keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit“. CBD wird daher von der europäischen Justiz nicht als Betäubungsmittel eingestuft.

2) Ist es in Frankreich legal?
Cannabis bleibt verboten, aber CBD ist nur ein Molekül, das auch in Cannabis vorhanden ist, und das ist nicht verboten. In der Tat hat keine wissenschaftliche Studie bewiesen, dass CBD schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Konsumenten haben könnte. So gilt es nach französischem Recht unter drei Bedingungen nicht als Betäubungsmittel: wenn die Pflanze, von der es stammt, von einer der in Frankreich zugelassenen Sorten von Cannabis sativa L. stammt; wenn nur die Fasern und Samen der Pflanze verwendet werden; und schließlich, wenn die Substanz weniger als 0,2% THC enthält.

Seit ein paar Jahren florieren daher in ganz Frankreich CBD-Läden, in denen Dutzende von Produkten verkauft werden: Öle, Vaping Liquids, Kräutertees, Honig und sogar Schokoladenriegel. Dieser legale Markt ist das Geschäft von mehr als 300 Händlern in Frankreich, berichtete letzten Dezember Le Monde.

3) Wenn es legal ist, warum ist CBD dann vor Gericht gelandet?
Man muss zurück ins Jahr 2016 schauen, um diesen Rechtsfall zu verstehen. Die Firma Catlab mit Sitz in Marseille wurde damals des illegalen Handels mit Betäubungsmitteln beschuldigt. Das CBD, das die Firma aus der Tschechischen Republik, einem anderen EU-Mitgliedsstaat importierte, wurde nämlich nicht aus den Fasern und Samen der Hanfpflanze gewonnen, sondern aus einem anderen Teil der Pflanze.

Die beiden Manager von Catlab wurden deshalb angeklagt und im Januar 2018 vom Strafgericht Marseille zu 18 bzw. 15 Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von jeweils 10.000 € verurteilt. In der Berufung beschlossen die Richter, die Übereinstimmung der französischen Gesetze mit den europäischen Bestimmungen durch die europäische Justiz überprüfen zu lassen.

4) Wie hat die europäische Justiz entschieden?
Der Gerichtshof der Europäischen Union hat sich mit dem Fall befasst und Frankreich eine Ohrfeige verpasst. Im November 2020 teilte das Gericht der französischen Exekutive mit, dass es dem Land zwar freisteht, die Produktion von CBD auf seinem Boden zu regulieren, dass es aber den Verkauf von CBD aus einem anderen EU-Land, das unter anderen Bedingungen produziert wurde, nicht als illegal betrachten kann. Dies ist der Fall, wenn das Endprodukt im Ursprungsland legal hergestellt wird.

Den Verkauf von CBD-Produkten, die in einem Mitgliedsstaat legal hergestellt wurden, nicht zu erlauben, stellt eine Behinderung des freien Warenverkehrs dar, betonte der Gerichtshof der Europäischen Union in seinem Urteil. Außerdem erinnert er daran, dass CBD aus der ganzen Pflanze in Europa eine nicht-narkotische Substanz ist. Es ist daher nicht möglich, den Verkauf von CBD auf Produkte zu beschränken, die speziell aus Fasern und Samen hergestellt werden, wie es das französische Gesetz vorschreibt.

5) Was stellt der Kassationsgerichtshof nun genau fest?
In seinem am 23. Juni veröffentlichten Urteil „von allgemeiner Geltung“ stimmte der Kassationsgerichtshof der Entscheidung der Europäischen Justiz zu. In seinen Augen ist der Verkauf von CBD in Frankreich legal. Auch wenn es die drei Kriterien des französischen Gesetzes nicht erfüllt, bleibt der Verkauf legal, solange das vermarktete CBD in der Europäischen Union nach den von der europäischen Justiz festgelegten Regeln hergestellt wurde. Dies ist eine Erleichterung für Hunderte von Händlern, die mit Spannung auf diese Entscheidung gewartet haben.

Das höchste französische Gericht hatte bereits am 15. Juni in einem ersten Urteil einem Geschäft in Dijon Recht gegeben, das im Sommer 2018 von den Behörden wegen des Verkaufs von CBD nicht präventiv hätte geschlossen werden dürfen.

Die Legalität von CBD bedeutet jedoch keineswegs eine Lockerung der Verbote hinsichtlich des Cannabiskonsums oder gar einen ersten Schritt zu dessen Legalisierung.


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