Tag & Nacht

Eine deutsch-französische Ministerratssitzung wurde gerade verschoben – ein Symbol für das Zerwürfnis zwischen den beiden Ländern. Da hilft ein Blick in die Vergangenheit, um zu verstehen, welch enge Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten herrschten.

Alles begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als Robert Schuman und Konrad Adenauer die ersten Schritte zur Versöhnung einleiteten. Die wichtigste Geste kam jedoch 1963, als General de Gaulle und Adenauer den Elysée-Vertrag unterzeichneten, einen Kooperationsvertrag, der den Weg für ein abgestimmtes Vorgehen in den internationalen Beziehungen ebnete. De Gaulle betonte in seiner Rede unmittelbar nach der Unterzeichnung des Abkommens, dass „kein Mensch auf der Welt“ dessen Bedeutung ignoriere.

In der Folgezeit trugen alle französischen Präsidenten und deutschen Kanzler mehr oder weniger erfolgreich diese Politik weiter: Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing verteidigten den Franc und die D-Mark gegenüber dem Dollar; François Mitterrand und Helmut Kohl vollendeten die Versöhnung mit dem Bild der beiden Männer in Verdun 1984, wie sie sich die Hand reichen – ein Symbol für die beiden Länder, die zu ihrer Vergangenheit stehen und auf eine bessere Zukunft hoffen. Kohl und Mitterrand, die beiden Akteure der deutschen Wiedervereinigung, Förderer der Abkommen von Schengen und Maastricht, die den Weg zu einem gemeinsamen Sicherheits- und Währungsraum in Europa ebneten.

Angela Merkel und vier aufeinanderfolgende französische Präsidenten
In den 1990er Jahren und bis Anfang der 2000er Jahre verstand sich Jacques Chirac so gut mit Angela Merkel, dass die Kanzlerin ihm jedes Jahr ein kleines Fass Bier liefern ließ. Ein persönliches Geschenk an ihren Freund Jacques, der sie bei ihrer ersten Begegnung mit einem Handkuss begrüsst hatte.

Mit den Nachfolgern Chiracs waren die Beziehungen etwas stürmischer: Mit Nicolas Sarkozy musste sie die Finanzkrise und den Beinahe-Bankrott Griechenlands regeln; mit François Hollande hatte Merkel angespannte wirtschaftliche und geopolitische Dossiers zu bewältigen. Bei Emmanuel Macron schließlich bemängelte sie dessen Nervosität. Sie warf ihm vor, „das Porzellan zu zerbrechen“, das sie dann wieder kitten müsse.


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