Tag & Nacht


Yonne, Frankreich – Der Sommer 2025 hat kaum begonnen, da zeichnet sich bereits ein bitteres Bild ab: Das Département Yonne steht vor einer Wasserkrise, wie sie die Region seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Besonders hart trifft es die Viehhalter, deren Existenzgrundlage unmittelbar vom Zugang zu Wasser abhängt.

Kühe mit dem Durst einer Kleinstadt

Kaum jemand macht sich bewusst, wie viel Wasser in der Milchproduktion steckt. Eine einzige Milchkuh trinkt an heißen Tagen bis zu 150 Liter – das entspricht in etwa der täglichen Wassermenge von 60 Menschen. Und dabei geht es nicht nur ums Trinken: Auch für Stallhygiene und Futterproduktion wird Wasser gebraucht. In einer Landschaft, in der Flüsse und Quellen fast auf dem Trockenen liegen, wird dieser Durst schnell zum existenziellen Problem.

Strenge Verbote, leere Flüsse

Der Präfekt des Départements hat die Reißleine gezogen: Mehrere Zonen, darunter die Einzugsgebiete von Serein und Cousin, stehen seit Kurzem auf der höchsten Alarmstufe – „crise sécheresse“. Das bedeutet: kein Wasserentnehmen für nicht überlebenswichtige Zwecke, keine Ausnahmen, keine Grauzonen. Für Landwirte ist das ein Schock, denn jeder Eimer Wasser muss ab jetzt doppelt gerechtfertigt sein.

Wenn Heu zur Mangelware wird

Doch Wasserknappheit trifft nicht nur die Tränken. Die Wiesen verbrennen in der Sonne, das Gras bleibt kurz, die Erträge beim Futter sinken rapide. Wer seine Tiere satt bekommen will, muss teuer zukaufen – und das in einem Markt, in dem die Preise längst durch die Decke schießen. Manche Landwirte denken ernsthaft darüber nach, ihre Herden zu verkleinern. Aber was bedeutet das? Weniger Kühe heißt weniger Milch, weniger Einkommen, weniger Arbeitsplätze auf den Höfen. Die Krise trifft also nicht nur die Ställe, sondern die gesamte regionale Wirtschaft.

Zwischen Improvisation und Innovation

Natürlich versuchen die Betriebe, mit kreativen Lösungen gegenzuhalten. Wer kann, sammelt Regenwasser oder setzt auf wassersparende Tränketechnik. Langfristig jedoch braucht es mehr als Improvisation. Tropfbewässerung, angepasste Anbausysteme, neue Fruchtfolgen – alles klingt nach Zukunft, muss aber schon jetzt gedacht und finanziert werden. Klimawandel bedeutet nicht „irgendwann“, er bedeutet „jetzt“. Und die Landwirtschaft steht mittendrin.

Die Frage nach der Solidarität

In dieser Lage melden sich die Viehhalter mit einem klaren Ruf: Allein schaffen wir das nicht. Sie fordern staatliche Unterstützung, nicht nur in Form von kurzfristigen Hilfsgeldern, sondern auch durch technische Beratung und langfristige Strategien. Denn was auf dem Spiel steht, ist mehr als nur eine Saison. Es geht um die Ernährungssicherheit, die Landschaftspflege und die soziale Stabilität im ländlichen Raum.

Und mal ehrlich: Wenn Bauern in der Yonne ihre Kühe nicht mehr tränken können – wie lange dauert es, bis sich auch der Frühstückstisch in Paris verändert?

Autor: Andreas M. B.

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