Kann aus einem Jahrhundert der Verschmutzung ein Jahrhundert der Heilung entstehen?
Der lange Schatten der Vergangenheit
Nur 20 Kilometer nordwestlich von Paris liegt die Plaine de Pierrelaye-Bessancourt – ein Ort, der einst als grüne Lunge der Hauptstadt gedacht war. Doch statt frischer Luft brachte er jahrzehntelang nur Schadstoffe: Seit dem späten 19. Jahrhundert diente die Fläche als gigantisches Feld für die Verteilung unbehandelter Abwässer aus Paris.
Die Folge?
Eine massive Anreicherung von Schwermetallen wie Cadmium, Blei und Zink in den Böden, die bis heute eine Herausforderung darstellen.
Ein ambitioniertes Projekt nimmt Gestalt an
Trotz dieser düsteren Vergangenheit wurde 2019 ein ehrgeiziges Vorhaben ins Leben gerufen: die Schaffung der Forêt de Maubuisson. Bis 2029 sollen auf einer Fläche von 1.340 Hektar über eine Million Bäume gepflanzt werden. Bereits jetzt sind mehr als 500.000 Setzlinge in der Erde – ein beeindruckender Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Ökosystem.
Vielfalt als Schlüssel zur Resilienz
Die Auswahl der Baumarten ist kein Zufall: Neben heimischen Arten wie Linde und Hainbuche werden auch robuste Sorten wie die amerikanische Roteiche gepflanzt. Diese Vielfalt soll nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch die Anpassungsfähigkeit des Waldes an den Klimawandel stärken.
Wäre es nicht wunderbar, wenn sich dieses Prinzip überall durchsetzen würde?
Finanzierung und Zusammenarbeit
Mit einem Budget von 85 Millionen Euro wird das Projekt von zahlreichen öffentlichen Trägern gestemmt – von der Region bis hin zur Stadt Paris. Die praktische Umsetzung und Pflege übernimmt das französische Forstamt. Dahinter steht ein seltener Schulterschluss zwischen Umweltbehörden, Politik und kommunaler Ebene.
Herausforderungen auf dem Weg
Natürlich ist nicht alles ein Spaziergang: Etwa 55 % der Fläche befinden sich in Privatbesitz. Verhandlungen, Kaufangebote und manchmal auch Enteignungen sind nötig, um das Puzzle zusammenzusetzen. Zusätzlich machen illegale Müllablagerungen und unautorisierte Nutzungen den Behörden zu schaffen.
Ein Modell für die Zukunft?
Die Forêt de Maubuisson zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Vision und Durchhaltevermögen zusammentreffen. Ein ökologisches Projekt dieser Größenordnung mitten im Speckgürtel von Paris – das ist nicht nur ein Hoffnungsschimmer, sondern ein echtes Vorbild für viele andere Regionen Europas. Es geht eben nicht nur um Bäume, sondern um Lebensqualität, Klimaschutz und soziale Teilhabe.
Persönliche Reflexion
Was mich persönlich berührt? Der Gedanke, dass dort, wo früher Gifte den Boden durchtränkt haben, Kinder künftig im Schatten von Bäumen spielen könnten. Das ist mehr als Symbolik – das ist aktive Heilung. Und sie beginnt mit einem Setzling.
Von Andreas M. B.
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