Ein seltener und wertvoller Schatz, ein Goffriller-Cello von 1737, war Ziel eines dreisten Einbruchs in der Nacht vom 24. auf den 25. September in der Nähe von Saint-Julien-en-Genevois. Nun hat das Gericht in Thonon-les-Bains drei Männer für diesen Diebstahl zu Haftstrafen verurteilt. Der Fall sorgte nicht nur in der Musikwelt für Aufsehen – ein Instrument dieses Kalibers ist schließlich nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein kulturelles Erbe.
Der Diebstahl: Einbruch bei Nacht
Die französische Cellistin Ophélie Gaillard hatte nach dem Einbruch nicht nur den Verlust ihres geliebten Cellos zu beklagen. Neben dem Cello, das auf einen Wert von 1,4 Millionen Euro geschätzt wird, stahlen die Einbrecher auch zwei Bögen, Bargeld und ein Tablet. Doch der Fokus lag natürlich auf dem wertvollen Instrument, das durch seinen historischen und musikalischen Wert nahezu unersetzlich ist.
Das gestohlene Cello stammt aus der Werkstatt des italienischen Geigenbauers Matteo Goffriller. Ein solches Instrument in den Händen einer Künstlerin wie Gaillard – das ist mehr als ein Arbeitsmittel, es ist ein Partner in der Kunst. Umso größer war der Schock über den Verlust.
Urteile des Gerichts
Am 9. Januar standen drei Männer im Alter von 21, 32 und 50 Jahren vor dem Gericht. Zwei von ihnen erhielten jeweils ein Jahr Haft ohne Bewährung, während der dritte mit einer Strafe von acht Monaten auf Bewährung davonkam. Die Unterschiede in den Urteilen spiegeln die jeweilige Rolle der Männer bei dem Verbrechen wider.
Interessanterweise gestand nur der jüngste der Angeklagten seine Beteiligung. Laut eigenen Aussagen handelte er „auf einen spontanen Impuls“, ohne die enorme Bedeutung des Cellos zu kennen. Eine Erklärung, die Zweifel weckt – denn wer stiehlt ein 1,4 Millionen Euro teures Instrument aus purer Unwissenheit?
Die Rolle der Mitangeklagten
Die zwei älteren Männer stritten entweder jegliche Beteiligung ab oder spielten ihre Rolle herunter. Der 50-Jährige behauptete, das Cello von einem Freund erhalten zu haben, ohne dessen Herkunft zu kennen. In einer kuriosen Wendung versuchte er sogar, das Instrument der Musikerin zurückzugeben, indem er ihr per E-Mail ein Angebot machte. Ob er dabei auf eine Belohnung spekulierte oder tatsächlich Reue zeigte, bleibt unklar.
Ophélie Gaillard: Erleichterung und ein Happy End
Für Ophélie Gaillard war der Prozess emotional. Der Diebstahl ihres Cellos hatte sie nicht nur finanziell, sondern auch persönlich tief getroffen. „Es ist ein absurdes Verbrechen“, kommentierte sie, sichtlich erleichtert über das Urteil. Noch größer war ihre Freude darüber, dass ihr Cello in gutem Zustand zurückgegeben wird. Es wurde bereits von Experten untersucht und für unbeschädigt befunden.
„Wer würde so etwas tun? Wer stiehlt ein Kunstwerk, das nicht nur materiellen, sondern auch unschätzbaren ideellen Wert hat?“ Diese Frage steht im Raum – und die Antwort darauf bleibt wohl ein Rätsel.
Die Symbolik eines Cellos
Ein solches Verbrechen zeigt, wie verletzlich kulturelle Schätze sind. Ein Instrument wie das Goffriller-Cello ist nicht einfach ein Gegenstand – es ist Geschichte, Emotion und Identität zugleich. Für eine Musikerin wie Gaillard ist es Teil ihres Lebens und ihrer Kunst.
Auch wenn der Fall abgeschlossen ist, wirft er ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit, solche Schätze besser zu schützen. Vielleicht sollte dieser Fall nicht nur als Kriminalgeschichte gesehen werden, sondern auch als Mahnung, die Kunst und ihre Träger zu unterstützen und zu sichern. Wer weiß, welche Geschichten dieses Cello noch erzählen wird – und welche Melodien es in Zukunft wieder erklingen lassen darf?
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