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Die transatlantischen Handelsbeziehungen stehen erneut unter Spannung. Vor dem Hintergrund möglicher neuer Strafzölle durch Donald Trump signalisiert die Europäische Union nun überraschend Zugeständnisse: Um den Konflikt zu entschärfen, ist Brüssel offenbar bereit, US-Produkte im Wert von 50 Milliarden Euro zusätzlich zu importieren.

Handelsbilanz als Zankapfel

Donald Trump wirft der EU vor, massiv vom Handel mit den USA zu profitieren – aus seiner Sicht ein ungerechtes Ungleichgewicht, das er mit hohen Zöllen auf Autos, Aluminium, Stahl und viele weitere Produkte bekämpfen will. Die EU weist diese Darstellung zurück: Laut eigenen Berechnungen liegt das reale Handelsdefizit bei etwa 50 Milliarden Euro – nicht bei mehreren Hundert Milliarden Dollar, wie von Trump behauptet.

Europas Antwort: Soja und Gas

Um die Wogen zu glätten, schlägt der EU-Handelskommissar Maros Sefcovic einen ungewöhnlichen Weg vor. In einem Interview mit der Financial Times erklärte er, das Defizit könne „sehr schnell ausgeglichen werden“, etwa durch den verstärkten Kauf von amerikanischem Flüssiggas (LNG) und landwirtschaftlichen Produkten wie Soja.

Ein freiwilliger Kauf – um neue Zölle zu vermeiden?

Kritik am amerikanischen Zollniveau

Parallel zu diesen Vorschlägen laufen die Verhandlungen zwischen Brüssel und Washington weiter. Dabei geht es vor allem um bereits verhängte Strafzölle: 25 % auf Stahl, Aluminium und Autos – und pauschal 10 % auf andere europäische Waren. Ein solches Zollniveau sei aus europäischer Sicht „sehr hoch“, betonte Sefcovic. Er warnte davor, ein Abkommen zu akzeptieren, das diese Hürden dauerhaft beibehält. Es werde „sehr schwierig“ sein, einen Deal zu finden, der für alle EU-Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament tragbar sei.

Ein fragiles Gleichgewicht

Brüssel steht vor einem Dilemma: Einerseits will man eine Eskalation vermeiden, andererseits darf man sich nicht zu sehr in die Defensive drängen lassen. Der Vorschlag, durch gezielte Einkäufe das Handelsdefizit auszugleichen, ist ein politisches Signal – aber auch ein wirtschaftliches Zugeständnis. Ob Trump sich damit zufrieden gibt, bleibt offen.

Eines ist klar: Der nächste transatlantische Handelskonflikt steht in den Startlöchern – und Europa sucht fieberhaft nach einem Weg, ihn abzuwenden.

Von Andreas M. B.

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