Am 14. November 1994 startete der Eurostar seine Jungfernfahrt durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal und verband Paris und London mit einer Geschwindigkeit und Bequemlichkeit, die bis dahin undenkbar war. Drei Jahrzehnte später steht Eurostar für eine technische Meisterleistung, die aber alles andere als problemlos verlief – eine Geschichte voller Wendungen, Krisen und Triumphe.
Die Anfänge: Eine Revolution auf Schienen
In den 1990er Jahren war die Idee, von Paris aus in nur knapp über zwei Stunden nach London zu reisen, eine absolute Sensation. Für die Reisenden war das wie Magie: Die Reise wurde so einfach und schnell, als führe man nur in eine andere französische Großstadt. Anfangs war der Erfolg beispiellos – Millionen von Menschen nutzten die schnelle Verbindung, und Jahr für Jahr verzeichnete Eurostar steigende Passagierzahlen.
Aber, wie so oft bei Großprojekten, sollte es nicht bei einer einzigen Erfolgsgeschichte bleiben.
Herausforderungen der Moderne: Brexit und Covid-19
In den letzten Jahren hat Eurostar einen Spießrutenlauf durch die geopolitischen und gesundheitlichen Krisen unserer Zeit erlebt. Der Brexit, der im Jahr 2020 offiziell vollzogen wurde, brachte nicht nur Schlagzeilen, sondern auch neue Grenzen und Zollkontrollen, die das Reisen erschwerten. Was einst als „Grenze im Kopf“ gegolten hatte, wurde wieder Realität – eine unangenehme Überraschung für all jene, die sich an die unkomplizierte Reise gewöhnt hatten.
Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, kam 2020 die Corona-Pandemie. Die Welt stand still, und Eurostar wurde hart getroffen: Die Nachfrage brach ein, fast alle Verbindungen wurden gestrichen, und nur ein bis zwei Züge pro Tag transportierten eine Handvoll Passagiere. Wochenlang stand das Unternehmen am Rande des Abgrunds. Ein kompletter Stopp hätte das Ende des Eurostars bedeuten können.
Neuer Aufschwung nach der Pandemie
Doch das Kapitel Eurostar ist noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil: Nach der Pandemie wurde der europäische Bahnverkehr neu belebt, und Eurostar nutzte diesen Moment des Aufschwungs. Die Fusion mit dem belgisch-französischen Hochgeschwindigkeitszug Thalys brachte neue Perspektiven und stärkte das Unternehmen. Eurostar fährt nun nicht nur nach London, sondern verbindet auch Paris, Brüssel und Amsterdam in einem vereinten europäischen Netzwerk – eine vielversprechende Entwicklung.
Und was wird die Zukunft bringen? Immer mehr internationale Reisende entdecken die Bahn als nachhaltige Alternative zu Kurzstreckenflügen. Eurostar möchte nicht nur Paris und London verbinden, sondern auch Köln, Brüssel und Amsterdam noch stärker integrieren und neue Reisemöglichkeiten schaffen.
Hohe Preise und neue Konkurrenz
Natürlich ist der Weg nicht frei von Hindernissen. Der Eurostar hat oft mit Kritik an seinen Ticketpreisen zu kämpfen, die manchmal teurer als ein Flugticket sind. Und mit der wachsenden Zahl an Konkurrenzunternehmen, die ebenfalls auf schnellen, grenzüberschreitenden Bahnverkehr setzen, wird Eurostar sich behaupten müssen – doch bislang hat es das Unternehmen immer geschafft, sich neu zu erfinden.
Dreißig Jahre und kein Ende in Sicht
So feiert Eurostar dieses Jahr seinen dreißigsten Geburtstag und hat noch einiges vor. Die Herausforderungen, die es überwunden hat, haben das Unternehmen nur widerstandsfähiger gemacht. Mit Blick auf eine umweltfreundliche Zukunft des Reisens und einem Netzwerk, das weiter wächst, wird der Eurostar wohl noch viele Jahre Reisende durch den Ärmelkanal bringen – ganz gleich, was als nächstes kommt.
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