Tag & Nacht

Fast vierzig Jahre nach der Ermordung des kleinen Grégory konnte durch neue wissenschaftliche Gutachten die Verfasserin eines anonymen Briefes identifiziert werden, der damals an die Großeltern des Kindes geschickt wurde.

Der vierjährige Grégory Villemin wurde 1984 an Händen und Füßen gefesselt im Fluss Vologne gefunden. Dieser bisher ungelöste Fall ist eines der größten Mysterien der französischen Kriminalgeschichte.

Fast vierzig Jahre später wurde endlich eines der Geheimnisse im Fall des kleinen Grégory gelüftet. Einer der damals sogenannten „Raben“, der einen anonymen Brief an die Großeltern des Kindes geschrieben hat, wurde jetzt identifiziert, berichtet die Generalstaatsanwaltschaft von Dijon am Mittwoch, dem 11. Oktober. In dem Brief, der neun Monate nach dem Tod des Jungen in den Vogesen verfasst wurde, wurde gedroht: „Je vous ferez (sic) à nouveau votre peau“ (Ich werde Sie wieder fertig machen!).

Durch DNA-Untersuchungen konnte die Verfasserin jetzt identifiziert werden: Es handelt sich um eine Frau, die zu dieser Zeit in Paris lebte. Bei ihrer Anhörung bestätigte sie, den Brief geschrieben zu haben, bestritt jedoch jegliche Beteiligung an der Ermordung von Grégory Villemin, dessen Mord nach wie vor ungeklärt ist. Der Generalstaatsanwalt in Dijon kam zu dem Schluss, dass es sich um eine „falsche Spur“ handelte. Anders ausgedrückt: „Es ist nicht das Bekennerschreiben des Verbrechens“, so erklärte es François Saint-Pierre, einer der Anwälte der Eltern von Grégory, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Vielmehr handelt es sich um das Schreiben einer Person, die mit dem Fall direkt nichts zu tun hat.

Der Fall, der nach wie vor am Berufungsgericht in Dijon untersucht wird, konzentrierte sich im Laufe der Jahre auf einen der sogenannten „Raben“, der zahlreiche anonyme Briefe mit Drohungen gegen die Villemins verfasst hatte. Im Jahr 2017 hatten graphologische Gutachten einen Brief aus dem Jahr 1983 Jacqueline Jacob, der Großtante von Grégory, zugeordnet. Gegen sie und ihren Ehemann Marcel war Anklage erhoben worden, doch dieses Verfahren wurde im Mai 2018 wegen eines Verfahrensfehlers eingestellt. Die Eheleute hatten stets bestritten, etwas mit dem Fall zu tun zu haben.

Das Geheimnis der Ermordung des kleinen Grégory am 16. Oktober 1984 bleibt also bestehen. Die Affäre Gregory ist einer der berühmtesten Mordfälle in Frankreich und gilt als einer der mysteriösesten Morde der französischen Kriminalgeschichte.


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