Es ist ein Rennen gegen die Zeit, gegen den Wind, gegen die Flammen.
Seit Dienstag tobt im Département Aude ein gigantischer Waldbrand – einer, der bereits jetzt als der schwerste seit 1949 gilt. Über 16.000 Hektar sind niedergebrannt, eine Fläche größer als Paris. Ganze Wälder verschwinden in Sekunden, Dörfer stehen am Rand der Zerstörung.
Doch dieser Donnerstag könnte zum Wendepunkt werden.
Denn die Feuerwehr hat ein klares Ziel: „Wir hoffen, das Feuer heute fixieren zu können“, erklärt Colonel Christophe Magny, Einsatzleiter der Feuerwehr, in einem Interview. Es klingt wie ein Schwur – entschlossen, dringlich, mit einem Hauch von Optimismus inmitten der Asche.
Ein Flächenbrand historischen Ausmaßes
36 Häuser wurden beschädigt oder komplett zerstört, rund 40 Fahrzeuge verbrannten. Eine 65-jährige Frau kam in ihrem Haus ums Leben – sie hatte sich geweigert, ihr Zuhause zu verlassen. Zwei weitere Zivilpersonen sind verletzt, eine davon schwer. Auch elf Feuerwehrleute wurden verletzt, ein Mann erlitt ein schweres Schädeltrauma. Drei Menschen gelten weiterhin als vermisst.
Mehr als 2.100 Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz, unterstützt von 500 Löschfahrzeugen. Doch der entscheidende Gegner ist nicht nur das Feuer – es ist das Gelände. 90 Kilometer schwer zugängliche Brandränder machen die Arbeit zur Tortur.
„Das Feuer hat an Geschwindigkeit verloren, der Wind hat nachgelassen“, sagt Magny. „Jetzt haben wir eine echte Chance.“ Es ist die vielleicht letzte, bevor neue Windböen alles wieder entfachen.
Corbières: Dörfer im Belagerungszustand
In den betroffenen Dörfern wie Villesèque-des-Corbières herrscht Ausnahmezustand. „Wir waren von Flammen umgeben“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Bruno Zubieta. „Alles um das Dorf herum ist verbrannt – es ist die Hölle.“
Saint-Laurent-de-la-Cabrerisse, eines der am stärksten betroffenen Gebiete, gleicht einem Kriegsschauplatz. Die Luft ist erfüllt vom Rauch, die Straßen sind gesperrt, das Leben steht still. Und doch – der Wille und die Hoffnung, das Feuer zu besiegen, sind spürbar.
Die Menschen hoffen, die Feuerwehr kämpft – und jeder weiß: Heute könnte der Tag sein, der alles entscheidet.
„Die größte Katastrophe seit 1949“
Die Ministerin für ökologische Transformation, Agnès Pannier-Runacher, spricht von einem historischen Moment. „Das ist das größte Feuer in Frankreich seit über 75 Jahren.“ Premierminister François Bayrou und Innenminister Bruno Retailleau waren bereits vor Ort. Beide zeigten sich erschüttert – und lobten den Mut der Einsatzkräfte, die ohne Unterlass an vorderster Front stehen.
Doch Worte genügen nicht. Der Wiederaufbau, die Analyse der Ursachen, die Vorbereitung auf kommende Sommer – all das liegt noch vor Frankreich.
Ein Wettlauf mit dem Feuer
Die Hoffnung, den Brand heute unter Kontrolle zu bringen, hängt an vielen Faktoren: Windrichtung, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Erreichbarkeit der Brandzonen. Und doch – in den Gesichtern der Feuerwehrleute liegt etwas, das man nicht unterschätzen sollte: Entschlossenheit.
Von C. Hatty
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