Tag & Nacht


Ein Windstoß, eine Funkenbildung – und plötzlich lodert ein Inferno. Innerhalb weniger Stunden verwandelten sich am Montag die trockenen Landschaften zwischen Cournonsec und Montbazin in ein glühendes Flammenmeer. Mehr als 300 Hektar Vegetation verbrannten, während Feuerwehrleute, Löschflugzeuge und Anwohner gegen die entfesselten Naturgewalten ankämpften.

Die Kulisse: Südfrankreich, Département Hérault. Es ist später Nachmittag, als die ersten Flammen gesichtet werden – ausgelöst durch vermeintlich harmlose Arbeiten an einem Gartenzaun. Eine winzige Unachtsamkeit, eine unglückliche Windböe – und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

Ein Feuer, das keine Gnade kennt

„Es ging so schnell. Erst dachte ich: Das haben sie im Griff. Doch keine halbe Stunde später war der Brand schon über die Straße gesprungen“, berichtet ein Augenzeuge, der fassungslos neben seinem Auto stand. Während die Löschflugzeuge vom Typ Dash und Canadair in dichter Taktung über den Verkehr hinwegdonnern, beobachten die Menschen, wie sich das Feuer unaufhaltsam seinen Weg durch Weinberge und Garrigue bahnt.

Garrigue – das ist diese typisch südfranzösische Vegetation, niedrig, buschig, durchzogen von Dornensträuchern, Thymian, Wacholder. Wunderschön, wenn man darin wandert. Brandgefährlich, wenn sie ausgetrocknet ist.

„Mehr als drei Kilometer hat das Feuer in nur drei Stunden zurückgelegt“, erklärt Éric Vial, stellvertretender Direktor der Feuerwehr im Département Hérault. „Das ist eine enorme Geschwindigkeit für ein Wald- und Buschfeuer.“

Ein Nachmittag voller Schrecken

Gegen Abend trifft der Wind mit bis zu 40 Stundenkilometern auf die brennende Landschaft – und facht das Feuer weiter an. Die Einsatzkräfte geraten an ihre Belastungsgrenze. Dutzende Menschen müssen ihre Häuser verlassen oder werden zum Verbleib in den eigenen vier Wänden aufgefordert. Manche riskieren dennoch alles.

Ein Rentner, der eigentlich nicht evakuiert werden wollte, erzählt, wie er versuchte, sein Haus zu retten: „Ich hab alles gewässert – die Fensterläden, die Türen, den Boden vorm Haus. Das Feuer war schon keine 30 Meter mehr entfernt. Dann sagten sie mir: ‚Wenn wir jetzt nicht gehen, können wir Sie nicht mehr retten.‘“

Ein Flächenbrand mit System

Nicht nur zwischen Montpellier und Sète brannte es. Auch im benachbarten Département Aude meldeten die Einsatzkräfte neue Brandherde. Viele davon entzündeten sich nahezu gleichzeitig – kein seltenes Szenario, wenn die Böden dermaßen ausgedörrt sind und der Wind wie ein Blasebalg wirkt.

Doch in den späten Abendstunden gelang es den Feuerwehrleuten tatsächlich, sämtliche Feuer unter Kontrolle zu bringen. Ein enormer Kraftakt, der einmal mehr zeigt, wie fragil das ökologische Gleichgewicht in mediterranen Zonen geworden ist.

Was bleibt, ist Asche – und die Frage nach dem Morgen

Jedes Jahr dasselbe Spiel? Der Süden Frankreichs kämpft nicht nur gegen Hitze, sondern gegen strukturelle Überforderung. Wenige Regentage, monatelange Trockenperioden, immer wieder Menschen, die in der Sommerhitze unbedacht handeln – und dann stehen plötzlich Häuser, Höfe, ganze Lebensräume auf dem Spiel.

Autor: Andreas M. Brucker

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