Seit dem 21. März 2025 kämpft Südkorea mit einer Naturkatastrophe, die selbst erfahrene Einsatzkräfte fassungslos zurücklässt. Die Waldbrände, die ihren Ursprung im Kreis Sancheong fanden, haben sich rasend schnell ausgebreitet. Mindestens 26 Menschen sind ums Leben gekommen. Dutzende weitere kämpfen mit schweren Verletzungen – viele von ihnen in Krankenhäusern, deren Notaufnahmen kaum noch Kapazitäten frei haben.
Rund 36.000 Hektar Waldfläche – dahin. Was das heißt? Stell dir vor, fast die halbe Fläche Hamburgs verwandelt sich in eine einzige Flammenhölle. Mehr als 37.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, ihre Höfe, ihre Erinnerungen. Sie leiden nicht nur unter dem Verlust, sondern auch unter massiven Strom- und Wasserausfällen. Mindestens 26 Menschen starben.
Besonders schmerzt der Verlust kultureller Identität. Ein über 1.000 Jahre alter buddhistischer Tempel fiel den Flammen zum Opfer. Und das Hahoe-Dorf, ein UNESCO-Weltkulturerbe, steht in akuter Gefahr. Wenn Geschichte in Rauch aufgeht – wie geht man damit um?
Die Regierung hat Alarmstufe Rot ausgerufen. Was bedeutet das? Alle verfügbaren Kräfte – das sind mehr als 5.000 Einsatzkräfte und über 140 Helikopter – arbeiten rund um die Uhr gegen das Feuer an. Aber der Wind macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Und die Trockenheit? Die liefert dem Feuer genau das, was es liebt: Nahrung.
Die Dimension dieses Feuers ist mehr als eine nationale Katastrophe – sie ist ein Symptom. Ein Symptom einer Welt, die sich verändert. Der Klimawandel ist längst kein abstraktes Konzept mehr. Wenn Trockenperioden häufiger und intensiver auftreten und Extremwetterereignisse zum neuen Normal werden, dann ist die nächste Katastrophe nur eine Frage der Zeit.
Südkorea ist dabei nicht allein. Auch andere Länder sehen sich mit neuen Bedrohungen konfrontiert – von Portugal bis Kalifornien. Doch was tun wir wirklich, um das zu ändern? Reden wir nicht zu viel und handeln zu wenig?
Die internationale Gemeinschaft schaut hin. Und bietet Hilfe an. Aber Hilfe nach Ausbruch des Feuers ist nur die halbe Miete. Was fehlt, sind tragfähige Strategien für Prävention und Anpassung. Der Schutz von Wäldern muss Teil einer größeren Vision werden – einer Vision, die den Menschen und die Natur nicht gegeneinander ausspielt, sondern zusammendenkt.
Und dabei geht es nicht nur um Technik. Es geht um Gerechtigkeit. Diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, zahlen oft den höchsten Preis. Soziale Ungleichheiten verschärfen sich im Feuer. Wer kein Auto hat, keine Versicherung, keine Fluchtmöglichkeit – der bleibt zurück.
Gibt es Hoffnung? Ja, die gibt es. In der Solidarität der Menschen. In der Hingabe der Feuerwehrleute. Und in der Erkenntnis, dass wir handeln müssen – jetzt, nicht morgen.
Von Andreas M. Brucker
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