Das visionäre Projekt fliegender Taxis in Paris hat einen herben Rückschlag erlitten. Der französische Flughafenbetreiber Aéroports de Paris (ADP) hat bekannt gegeben, dass die geplanten Testflüge im Jahr 2024 nicht mehr stattfinden werden. Diese Entscheidung fiel nach einem Urteil des französischen Staatsrats am vergangenen Mittwoch, der eine entscheidende Grundlage für die Tests, nämlich die Erlaubnis zur Nutzung einer Start- und Landeplattform in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz, aufgehoben hat.
Warum die Pläne scheitern
Die rechtlichen und technischen Hürden waren zu hoch. Der deutsche Luftfahrtpionier Volocopter, der gemeinsam mit ADP das Projekt vorantreibt, konnte nicht rechtzeitig die erforderliche Sicherheitszulassung für seine Fluggeräte erhalten. Damit bleibt die geplante Plattform ungenutzt, und die für die Tests vorgesehene schwimmende Landebarge wird wieder abgebaut. ADP bestätigte, dass die Genehmigungsprozesse nicht abgeschlossen werden können und akzeptierte das Urteil des Staatsrats, das nur zehn Tage vor Ablauf des rechtlichen Rahmens für die Testphase fiel.
Die Begründung des Staatsrats war ein Verfahrensfehler: Die Autorité de contrôle des nuisances aériennes (Acnusa), die französische Behörde zur Überwachung von Luftverkehrslärm, wurde nicht ordnungsgemäß konsultiert. Obwohl das Verkehrsministerium argumentierte, dass die neuen eVTOLs (elektrisch betriebene senkrecht startende und landende Fluggeräte) nicht unter die Kategorie „Hubschrauber“ fallen, entschied das Gericht, dass die Konsultation dennoch notwendig gewesen wäre.
Vertiports bereit, aber keine Flüge in Sicht
Trotz des Rückschlags verweist ADP auf Fortschritte in der Infrastruktur. Vier sogenannte Vertiports – spezielle Plattformen für die fliegenden Taxis – seien bereits einsatzbereit und könnten jederzeit zertifizierte Fluggeräte aufnehmen. Diese Standorte sollen langfristig für die neue Ära der urbanen Mobilität genutzt werden, insbesondere für medizinische Einsätze wie Organtransporte oder Rettungsflüge.
Ein ehrgeiziger Traum mit Hindernissen
Das Projekt der fliegenden Taxis wurde ursprünglich als Teil der Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vorangetrieben. Ziel war es, eine nachhaltige, staufreie Alternative für den urbanen Verkehr zu schaffen. Die Entscheidung des Staatsrats zeigt jedoch, wie komplex die Integration solcher Technologien in bestehende rechtliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen ist. Während die Vision der Dekarbonisierung und der innovativen Mobilität von ADP weiter unterstützt wird, ist die Zukunft der fliegenden Taxis in Paris vorerst ungewiss.
Was kommt als Nächstes?
ADP betonte, dass die Entscheidung des Staatsrats das langfristige Engagement für umweltfreundliche Luftmobilität nicht beeinträchtigen wird. Die Frage bleibt jedoch: Wird es gelingen, die rechtlichen, technischen und gesellschaftlichen Hürden zu überwinden, oder bleibt das Projekt ein Traum der Zukunft? Es wird darauf ankommen, ob Akteure wie Volocopter die Zertifizierungsprozesse beschleunigen und zugleich die Akzeptanz der Bevölkerung gewinnen können. Denn eins ist klar: Der Himmel über Paris wird sich nicht so schnell mit fliegenden Taxis füllen, wie viele gehofft hatten.
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