Sonne, Wärme, 20 Grad – mitten im Februar. Im Südwesten Frankreichs fühlte es sich an diesem Mittwoch eher nach April als nach Winter an. Am Strand von Biarritz springen Jugendliche ins Wasser, während andere Tai-Chi am Ufer praktizieren oder Sandburgen bauen. Klingt idyllisch, oder? Doch ist das wirklich noch normales Wetter – oder steckt mehr dahinter?
Wenn der Winter Frühling spielt
Dieses Jahr erleben die Menschen im Südwesten Frankreichs einen außergewöhnlich milden Februar. 20 Grad am Atlantik – das sind sieben bis acht Grad mehr als der Durchschnitt für diese Jahreszeit. Klar, solche Temperaturspitzen hat es immer mal gegeben, doch was auffällt: Diese milden Phasen werden länger, häufiger und intensiver.
Eine Studentin aus Tahiti, die nun in Toulouse lebt, bringt es auf den Punkt: „Die letzten Tage waren richtig kalt – und jetzt das! So ein plötzlicher Wechsel fühlt sich total ungewohnt an.“ Dieses Auf und Ab des Wetters irritiert viele. Ein paar Tage eisige Kälte, dann fast schon frühsommerliche Wärme – das ist kein Zufall, sondern ein Muster, das sich in den letzten Jahren immer häufiger zeigt.
Extremwetter – das neue Normal?
Die Wissenschaft ist sich einig: Solche ungewöhnlichen Wetterkapriolen passen ins Bild der globalen Erwärmung. Zwar kann man nicht jedes einzelne Wetterereignis direkt auf den Klimawandel zurückführen, aber die Häufung spricht eine deutliche Sprache. In ganz Europa werden Hitzerekorde mittlerweile selbst in den Wintermonaten gebrochen.
Die Ursache? Ein geschwächtes Jetstream-Muster. Normalerweise sorgt dieser starke Windstrom in großer Höhe für stabile Wetterlagen. Doch durch die Erwärmung der Arktis gerät er ins Wanken – und mit ihm das Wetter. Warme Luftmassen dringen weiter nach Norden vor, während kalte Polarluft plötzlich weit in den Süden rutschen kann. Das Ergebnis: ein chaotisches Wechselspiel aus Kältewellen und Hitzeschüben.
Genießen oder sorgen?
Natürlich ist es angenehm, im Februar draußen im T-Shirt zu sitzen. Wer freut sich nicht über ein paar sonnige Tage mitten im Winter? Aber genau hier liegt das Problem: Diese Momente fühlen sich gut an – doch sie sind ein Zeichen dafür, dass unser Klima aus dem Gleichgewicht gerät.
Und genau das macht es so tückisch. Solange wir den Klimawandel nur durch wärmere Wintertage und frühe Blüten im Garten spüren, fehlt oft das Bewusstsein für die langfristigen Folgen: steigende Meeresspiegel, Dürren, Extremstürme.
Am Wochenende soll das Wetter wieder umschlagen – grauer Himmel, kühlere Temperaturen. Doch die grundlegende Entwicklung bleibt. Vielleicht wird es Zeit, sich die Frage zu stellen: Wie lange können wir uns über „frühlingshafte“ Wintertage noch freuen, bevor der Preis dafür zu hoch wird?
Von Andreas M. B.
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