Der aktuelle G7-Gipfel findet am 13. und 14. Juni unter italienischer Präsidentschaft in Borgo Egnazia, Apulien, statt. Neben der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni werden die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen erwartet. Die Gesprächsthemen umfassen die aktuellen internationalen Krisen, darunter natürlich auch den Krieg in der Ukraine und den Konflikt in Gaza. Doch die politische Lage in den Heimatländern der G7-Führer wird ebenfalls die Dynamik des Gipfels prägen.
Meloni auf dem Höhepunkt ihrer Macht
Giorgia Meloni geht gestärkt aus den jüngsten Europawahlen hervor. Ihre Partei konnte beachtliche Erfolge verzeichnen, was ihre Position auf dem Gipfel festigt. Ein italienischer Politologe fasste es treffend zusammen: „Giorgia Meloni ist in diesem Moment die stärkste Politikerin Europas.“
Die Schwäche der anderen G7-Führer
Im Gegensatz zu Meloni sind viele ihrer G7-Kollegen in ihren Heimatländern mit Herausforderungen konfrontiert. Emmanuel Macron und Olaf Scholz, die beiden großen Verlierer der Europawahlen, stehen neben Meloni – politisch angeschlagen und auf der Suche nach neuem Rückhalt. Macron kämpft mit sinkenden Zustimmungswerten und Protesten in Frankreich, während die Koalition von Olaf Scholz in Deutschland unter Druck steht.
Anstehende Wahlen und politische Unsicherheiten
Einige der anderen Teilnehmer des Gipfels haben bevorstehende Wahlen zu befürchten: Der britische Premierminister Rishi Sunak hat Parlamentswahlen für Anfang Juli anberaumt, während US-Präsident Joe Biden sich bereits im Wahlkampf für seine Wiederwahl befindet. Beide müssen innenpolitisch Erfolge vorweisen, um ihre Chancen zu wahren – eine Tatsache, die ihre Verhandlungspositionen auf dem Gipfel beeinflussen könnte.
Schwerpunktthemen des Gipfels
Neben den großen internationalen Krisen hat Meloni eigene Prioritäten für den Gipfel gesetzt. Ein zentrales Thema ist die Migration, wobei Meloni einen besonderen Fokus auf die Hilfe für Herkunftsländer legt, um die Zahl der Migranten zu reduzieren. Werden die G7-Staaten die Entwicklungshilfe erhöhen? Und wird sich der italienische Einfluss im Abschlusskommuniqué des Gipfels widerspiegeln?
Ein weiterer strittiger Punkt ist die sexuelle Gesundheit. Im Vorfeld des Gipfels wurde bekannt, dass es Differenzen hinsichtlich eines erneuten Engagements des G7 zur Förderung des sicheren und legalen Zugangs zu Abtreibungen gibt – ein Thema, das besonders für die USA und andere Teilnehmerländer politisch brisant ist.
Die Bedeutung der italienischen Präsidentschaft
Italien hat dieses Jahr die Gelegenheit, seine politischen Prioritäten auf internationaler Bühne voranzutreiben. Meloni nutzt die Präsidentschaft, um Italiens Rolle in der globalen Politik zu stärken und eigene Interessen zu vertreten. Die Frage, ob sich Melonis politische Handschrift im Abschlussdokument des Gipfels deutlich zeigen wird, bleibt spannend. Im Elysée-Palast zeigt man sich zuversichtlich bezüglich des Entwurfs – mit Ausnahme der angesprochenen Kontroverse zum Zugang zur Abtreibung.
Ein Gipfel im Zeichen der Unsicherheit
Der G7-Gipfel in Apulien wird nicht nur von globalen Krisen, sondern auch von den politischen Unsicherheiten der teilnehmenden Länder geprägt. Während Giorgia Meloni ihre gestärkte Position nutzen kann, müssen viele ihrer Kollegen mit innenpolitischen Herausforderungen und bevorstehenden Wahlen umgehen. Ob Meloni ihre Agenda erfolgreich durchsetzen kann und welche Kompromisse am Ende gefunden werden, wird sich zeigen.
Wird dieser Gipfel zu einem Wendepunkt in der internationalen Zusammenarbeit oder nur ein weiterer diplomatischer Pflichttermin? Die Antwort liegt – wie so oft in der Politik – in den Details und den Kompromissen, die in den kommenden Stunden gefunden werden.
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