Am Montag, den 28. Oktober 2024, sollte der bekannte französische Schauspieler Gérard Depardieu vor Gericht erscheinen – wegen der Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen ihn. Doch sein Anwalt, Jérémie Assous, ließ auf dem Sender franceinfo verlauten, dass Depardieu aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein wird. „Gérard Depardieu ist extrem mitgenommen, und leider verbieten ihm seine Ärzte, vor Gericht zu erscheinen“, erklärte Assous.
Ursprünglich war geplant, dass Depardieu um 13:30 Uhr in der 10. Kammer des Pariser Strafgerichts vor Gericht erscheint, um sich den Anschuldigungen zu stellen, die zwei Frauen gegen ihn erhoben haben. Diese Vorfälle sollen sich im Rahmen eines Filmdrehs im Jahr 2021 ereignet haben. Doch der Schauspieler hofft nun auf eine Verschiebung des Termins. „Es ist ihm sehr wichtig, selbst anwesend zu sein“, betont sein Anwalt. Seit drei Jahren würden zahlreiche Vorwürfe gegen ihn in der Presse kursieren, die ihm sehr zusetzen.
Eine überraschende Wende
Noch am Freitag hatte derselbe Anwalt auf franceinfo erklärt, dass Gérard Depardieu vor Gericht erscheinen möchte. Er habe beabsichtigt, seine Unschuld zu beweisen, indem er Zeugen und Beweise vorlegt, die seine Version der Ereignisse stützen. „Er ist das Ziel falscher Anschuldigungen“, sagte Assous damals. Der Anwalt geht sogar so weit zu behaupten, dass es den Klägerinnen vor allem um Geld gehe. Inzwischen sei klar, dass die Zivilkläger Summen zwischen 6.000 und 30.000 Euro als Entschädigung fordern – für Assous ein Zeichen, dass finanzielle Interessen im Vordergrund stehen.
Die gegen Depardieu erhobenen Vorwürfe sind schwerwiegend. Zwei Frauen beschuldigen den 75-jährigen Schauspieler, sie während der Dreharbeiten zum Film Les Volets Verts im Jahr 2021 sexuell belästigt zu haben. Eine von ihnen, eine Filmausstatterin, erstattete im Februar 2024 Anzeige und warf ihm sexuelle Belästigung, sexuelle Übergriffe sowie sexistische Beleidigungen vor. Ihre Klage führte zur Eröffnung einer Untersuchung.
Mehrere Anklagen, eine schwierige Verteidigung
Neben diesen Vorwürfen steht noch eine weitere Anklage gegen den französischen Schauspieler im Raum. Eine zweite Frau, eine Regieassistentin, wirft ihm ebenfalls sexuelle Gewalt während desselben Drehs vor. Und das ist noch nicht alles: Gérard Depardieu ist bereits seit 2020 wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und sexueller Übergriffe auf die Schauspielerin Charlotte Arnould angeklagt.
Angesichts der Vielzahl an Vorwürfen ist Depardieus Abwesenheit beim Prozess ein deutlicher Rückschlag. Die Öffentlichkeit erwartet Antworten – und auch das Gericht dürfte daran interessiert sein, die Vorfälle umfassend aufzuklären. Warum bleibt der Schauspieler trotz der Schwere der Anschuldigungen fern? Könnte es wirklich nur an seinem gesundheitlichen Zustand liegen?
Sein Anwalt versichert, dass die Entscheidung medizinisch begründet sei. Depardieu sei „sehr betroffen“, und das Ausmaß der gegen ihn erhobenen Vorwürfe belaste ihn stark. Doch eines steht fest: Die Medienberichte, die ihn seit Jahren verfolgen, sind für den Schauspieler ebenso schwer zu verkraften wie die gerichtlichen Auseinandersetzungen. Und genau deshalb sei es ihm so wichtig, an einem späteren Zeitpunkt persönlich vor Gericht zu erscheinen und sich den Vorwürfen zu stellen.
Was erwartet Depardieu?
Sollte der Gerichtstermin vertagt werden, wird Depardieu in einer weiteren, öffentlichen Verhandlung mit den Zeugen und den Beweisen der Kläger konfrontiert werden. Sein Anwalt bleibt optimistisch und ist überzeugt, dass die gesammelten Beweise seine Unschuld belegen werden. Doch wird dies reichen, um das Bild des „monstre sacré“ des französischen Kinos wiederherzustellen, das durch diese Anklagen stark beschädigt wurde?
Das Leben von Gérard Depardieu war stets von Höhen und Tiefen geprägt – sowohl privat als auch beruflich. Doch diese Anschuldigungen werfen einen dunklen Schatten auf seine jahrzehntelange Karriere. Die Frage, ob er je wieder unbelastet vor die Kamera treten kann, bleibt derzeit offen.
Mit jeder neuen Anklage wird das Bild komplexer. In der Öffentlichkeit kämpfen nun zwei Narrative gegeneinander: Auf der einen Seite die Behauptungen der Klägerinnen, die klare und erschreckende Details schildern. Auf der anderen Seite die Verteidigung Depardieus, die alles als Lügen und finanzielle Motivation abtut.
Eines ist sicher: Der Fall Gérard Depardieu wird Frankreich noch eine Weile beschäftigen. Die Öffentlichkeit wird weiterhin gespannt beobachten, wie sich der Fall entwickelt. Und auch wenn der heutige Prozess nicht stattfindet – die Fragen, die dieser aufwirft, bleiben bestehen.
Vielleicht kommt dann irgendwann die Zeit, in der Gérard Depardieu sich der Justiz stellen muss – ohne Ausflüchte, ohne Vertagungen, sondern mit klarem Blick in die Augen seiner Anklägerinnen.
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