Tag & Nacht

Die „Nachteulen“, Polizisten, die nachts arbeiten, sind besonders Ausbrüchen von Gewalt wie den beiden jüngsten Angriffen in Champigny-sur-Marne und Herblay ausgesetzt.

Nach dem Mörserangriff mit Feuerwerkskörpern auf die Polizeistation von Champigny-sur-Marne an diesem Wochenende und auf die beiden Polizisten aus Herblay im Val d’Oise erwarten die Polizeigewerkschaften eine starke Reaktion der Regierung. Nachdem sie am Dienstag, dem 13. Oktober, am späten Nachmittag von Innenminister Gérald Darmanin empfangen werden, werden sie am Donnerstag, dem 15. Oktober, auch mit Emmanuel Macron zusammentreffen. Die Beamten erwarten starke Ankündigungen, insbesondere für die „Nachteulen“ – jene Polizisten, die nachts arbeiten und besonders exponiert sind.

Gefährliche Arbeit in reduzierter Zahl
Ein Beispiel dafür ist die zentrale Polizeistation in Rouen, deren sechs Stockwerke am frühen Abend fast vollständig geräumt sind. Kaum 80 Polizisten arbeiten nachts im Gegensatz zu 500 am Tag, und drei Notfall-Polizeiwagen patrouillieren von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr in der Stadt. Die Gewalttätigkeiten der letzten Tage, die beiden durch Schüsse in Herblay verletzten Polizisten und die in Champigny-sur-Marne angegriffene Polizeistation, gehen dem Polizeibrigadier Yannick sehr nahe.

„Meine Freundin hat Angst um mich, wenn ich zur Arbeit gehe“, sagt er, „sie möchte, dass ich die Schicht wechsle, dass ich nachts nicht mehr arbeite. Sie hält es für eine wirklich gefährliche Arbeit und sie hat Recht: Man weiß nie, worüber man stolpern wird. In den letzten zwei oder drei Jahren hatte ich das Gefühl, dass es immer gewalttätiger geworden ist“.

Eine „Nachteule“ ist jemand, der bereit ist, einen Teil seines Privatlebens zu opfern, um der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen.

Familienvater Yannick, 48 Jahre alt, verbrachte fast die Hälfte seines Berufslebens mit Nachtarbeit. Wie er arbeitet jeder siebte Polizist ausschließlich im Schichtdienst, so dass insgesamt 22.000 „Nachteulen“, wie sie bei der nationalen Polizei genannt werden, beschäftigt sind.

In dieser Nacht führte die Patrouille sieben Interventionen durch: zwei nächtliche Ruhestörungen, einen Verkehrsunfall mit Alkohol, einen Familienstreit und einen Einbruchsverdacht. Eine ganz gewöhnliche Nacht, so die Offiziere der allgemeinen Polizeidienststelle in Rouen, die mit weniger Personal ihren Dienst versehen müssen, wie uns diese junge 25-jährige Polizistin, die gerade aus der Polizeischule kommt, erzählt: „Es stimmt, dass wir nachts weniger Verstärkung haben, so dass wir uns auf unsere Partner und die wenigen Einsatzwagen verlassen müssen, die aktiv sind. Das sind gefährliche Stunden, weil man die Reaktionen der Menschen nicht vorhersehen kann, wenn sie betrunken sind“.

Eine Härtezulage, die in keinem Verhältnis zur Härte steht.
Angesichts der Arbeitsbedingungen von Yannick und seinen Kollegen erscheint der Zuschlag für Nachtschichten als sehr gering: 97 Cent pro Stunde oder etwa hundert Euro pro Monat. Um mehr zu fordern, wurden in den letzten Monaten viele Nachtkundgebungen in den Großstädten abgehalten. Es wurde sogar eine neue Gewerkschaft, Option nuit, geschaffen. Yannick, der 22 Jahre voller Nachtschichten hinter sich hat, wartet auf eine starke Geste des Innenministers.

„Ich habe gehört, dass man durch Nachtarbeit alle fünf Jahre ein Jahr Lebenserwartung verliert“, sagt er, „man muss die Kollegen dazu bringen, wieder nachts arbeiten zu wollen. Als ich zur Polizei kam, war es ein Privileg, nachts zu arbeiten. Jetzt müssen wir Kollegen, die gerade aus der Schule gekommen sind, zwingen zu kommen, weil niemand mehr die Nachtschichten übernehmen will. Es ist sehr kompliziert für die Familie, unsere Arbeit wird nicht nach ihrem wahren Wert entlohnt. Es gibt viele Gründe, warum die Nachtschicht nicht mehr beliebt bei der Polizei ist“.

Starke und konkrete Massnahmen des Innenministeriums angekündigt
Die Verhandlungen zwischen den Polizeigewerkschaften und dem Innenministerium sind im Gange. Sie begannen lange vor dem Angriff auf die Polizeiwache von Champigny. Die Gewerkschaften erwarten, dass der Minister mehrere Millionen Euro zusätzlich zu den bereits veranschlagten zehn Millionen Euro freigibt. Auf der Seite von Place Beauvau hört man von starken und konkreten Ankündigungen mit der Einführung eines Bonus, der im Juli angekündigt wurde. Eine Art „Leistungszulage“, so eine Quelle aus dem Innenministerium. Diese neue Zulage wird auf der Grundlage der Anzahl der geleisteten Nachtstunden berechnet.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!