Tag & Nacht




Die Place de la Concorde, Herzstück der Pariser Stadtgeschichte und eine der prachtvollsten Platzanlagen Europas, steht vor einer tiefgreifenden, aber respektvollen Transformation. Mit einem klaren Ziel: Vergangenheit bewahren, Gegenwart verbessern und der Zukunft Raum geben.

Von Königen und Guillotinen – ein Ort voller Geschichte

Kaum ein anderer Ort in Paris ist so aufgeladen mit Symbolik wie die Place de la Concorde. Wo einst der Obelisk aus Luxor thront, rollten im 18. Jahrhundert die Köpfe während der Französischen Revolution. Der Platz war Zeuge von Aufständen, Staatsakten und rauschenden Paraden. Jetzt, im 21. Jahrhundert, beginnt ein neues Kapitel – eines, das sich nicht gegen Menschen richtet, sondern gegen Hitzeinseln, Verkehrschaos und Umweltbelastung.

Geplant ist eine umfassende Sanierung, die sich an der originalen Gestaltung von Ange-Jacques Gabriel und den späteren Ergänzungen durch Jacques Hittorff orientiert. Sechs historische Wachhäuschen sollen restauriert, zwei der einst acht Rostral-Säulen rekonstruiert und beschädigte Balustraden ausgebessert werden. Die architektonische DNA bleibt also erhalten – nur eben aufgefrischt.

Ein Garten mitten im Steinmeer

Das Herzstück der Umgestaltung nennt sich „Place-Jardin“. Klingt romantisch, ist aber vor allem klug: Die historischen Gräben der Anlage werden nicht nur rekonstruiert, sondern begrünt – auf einer Fläche von 2,8 Hektar! Das schafft nicht nur ein visuelles Highlight, sondern wirkt auch wie ein natürliches Kühlungssystem.

Statt versiegeltem Boden soll künftig die Hälfte der Fläche offen und durchlässig sein – was eine Absenkung der Bodentemperatur um bis zu 8 Grad zur Folge haben könnte. In Zeiten extremer Sommer ein echter Segen, oder?

Der Clou: Zwei Drittel der Fläche werden für Fußgänger zugänglich – also mehr Raum für Spaziergänger, Touristen und Einheimische. Die Aufenthaltsqualität steigt, der Autolärm weicht dem Zwitschern der Vögel – oder zumindest dem Flanieren ohne Stress.

Grün ist nicht gleich grün – Klimapflanzen im Fokus

Die neue Bepflanzung wird mit Bedacht gewählt. Es geht nicht darum, einfach nur ein paar Bäume zu pflanzen. Die ausgewählten Arten sollen klimaresistent sein, also Hitze und Trockenheit trotzen, ohne viel Pflege zu benötigen. Gleichzeitig soll die Biodiversität in der Innenstadt gefördert werden.

So wird der Platz zu einem kleinen Ökosystem – eine grüne Lunge inmitten von Asphalt und Stein. Auch die Luftqualität wird sich verbessern, ganz zu schweigen vom psychologischen Effekt: Grün beruhigt, entspannt, macht Städte lebenswerter.

Tschüss Stau, hallo sanfte Mobilität

Die Verkehrsplanung wird ebenfalls auf links gedreht. Während sich der Autoverkehr künftig auf den westlichen Teil der Anlage beschränkt, gehört der Osten Fußgängern und Radfahrern. Ein 10 Meter breiter Balkon zur Seine eröffnet neue Perspektiven – buchstäblich.

Diese Umverteilung schafft sichere Wege zwischen den Tuilerien und den Champs-Élysées, ohne ständig auf den Verkehr achten zu müssen. Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität sollen leichter über den Platz gelangen können. So wird Mobilität neu gedacht – leise, sicher und inklusiv.

Tradition trifft Gegenwart – ein architektonisches Statement

Hinter dem Projekt stehen die Architekten Philippe Prost und Bruel Delmar. Ihre Vision: eine harmonische Verbindung aus historischem Erbe und moderner Stadtplanung. Dabei setzen sie auf geometrische Präzision, feine Details und eine zeitgemäße Sprache, ohne dem historischen Charakter Gewalt anzutun.

Das Ergebnis soll ein Ort sein, der Geschichte nicht nur erzählt, sondern spürbar macht – und gleichzeitig offen für Neues ist. Klingt wie ein Spagat? Vielleicht. Aber einer, der gelingt, wenn Respekt und Kreativität Hand in Hand gehen.

Wie geht’s weiter?

Die Nationale Kommission für Kulturerbe und Architektur hat grünes Licht gegeben. Bevor die Bagger anrollen, stehen archäologische Untersuchungen an – schließlich könnte unter dem Pflaster noch so mancher Schatz verborgen liegen. Erste sichtbare Veränderungen soll es ab 2026 geben.

Und dann? Könnte die Place de la Concorde nicht nur zum grünen Zentrum von Paris werden, sondern auch zu einem Vorbild für andere europäische Städte. Ein Platz, der Vergangenheit lebt, Gegenwart atmet und Zukunft pflanzt.

Von C. Hatty

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