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Mit dem „Pacte en faveur de la haie“ geht Frankreich neue Wege in Sachen Umweltschutz – und das mit voller Kraft voraus. Ganze 110 Millionen Euro stellt die Regierung seit dem Jahr 2024 bereit, um ein grünes Netzwerk durch das Land zu ziehen: 50.000 Kilometer neue Hecken sollen bis 2030 gepflanzt werden. Ein Vorhaben, das nicht nur ehrgeizig klingt, sondern auch weitreichende Folgen für Klima, Biodiversität und Landwirtschaft haben wird.


Grüne Rückkehr der vergessenen Landschaftselemente

Hecken – jahrzehntelang aus der Agrarlandschaft verdrängt – erleben jetzt ein echtes Comeback. Warum? Weil sie mehr können, als nur Felder einzurahmen oder Wind zu bremsen. Sie sind kleine Naturwunder am Wegesrand: Rückzugsorte für Vögel, Insekten und Kleinsäuger. Sie speichern Kohlenstoff, verhindern Erosion und verbessern das Mikroklima.

Ganz nebenbei werten sie auch die Landschaft optisch auf. Wer einmal einen Spaziergang entlang einer blühenden Hecke gemacht hat, weiß, wie viel Charme diese natürlichen Grenzen ausstrahlen können.


25 Maßnahmen – ein gemeinsames Ziel

Im März 2024 stellte Agrarminister Marc Fesneau die 25 Maßnahmen vor, die den Kern des Pakts bilden. Sie sind in sechs große Handlungsfelder gegliedert und reichen von der Förderung nachhaltiger Pflanzmethoden bis hin zur Vereinfachung bürokratischer Hürden für die Heckenpflege.

Besonders erwähnenswert: Ein nationales Hecken-Observatorium wird eingerichtet. Dieses soll die Entwicklung überwachen, Wissen bündeln und die Akteure vor Ort gezielt unterstützen. Auch für die Ausbildung und Beratung der beteiligten Landwirte und Gemeinden sind Mittel vorgesehen.


Klimaschutz mit Wurzeln

Die ökologische Bedeutung der Hecken steht außer Frage. Sie bilden Korridore für Wildtiere, verbessern die Bodenqualität und sind – ganz pragmatisch – ein natürlicher CO₂-Speicher. Ihre Funktion im Kampf gegen den Klimawandel ist nicht zu unterschätzen.

Doch auch ökonomisch rechnet sich die Investition. Denn Hecken liefern nicht nur ökologische Dienstleistungen, sondern auch verwertbare Produkte: Holz für Energie, Früchte für Spezialitäten, Material für traditionelles Handwerk. Das eröffnet Landwirten neue Einnahmequellen.


Großer Topf, große Pläne

110 Millionen Euro – das ist nicht nur eine Zahl, sondern ein Signal. Frankreich meint es ernst mit dem „Pacte en faveur de la haie“. Gefördert werden nicht nur Pflanzungen, sondern auch die langfristige Pflege und der Aufbau regionaler Netzwerke. Diese sollen die Umsetzung vor Ort maßgeschneidert begleiten – denn jede Region hat ihre Besonderheiten.

Regionale Projektaufrufe ermöglichen gezielte Förderung, angepasst an Klima, Boden und Kultur. Damit rückt das Ziel in greifbare Nähe: ein landesweites Hecken-Netz, das nicht einfach von oben verordnet, sondern von unten mitgetragen wird.


Ein Gemeinschaftswerk für Generationen

Die Wiederentdeckung der Hecken ist keine rein technische Angelegenheit. Es geht um ein neues Miteinander von Mensch und Natur. Gemeinden, Umweltverbände, Schulen, Bürgerinitiativen – sie alle sind aufgerufen, mitzumachen. Denn eines ist klar: Ohne kollektive Anstrengung bleibt der Pakt ein Papiertiger.

Doch wie begeistert man Menschen für so etwas vermeintlich Altmodisches wie Hecken? Vielleicht mit der Vorstellung, dass jedes gepflanzte Sträuchlein ein Beitrag zum großen Ganzen ist – ein grüner Faden in einem neuen Gewebe, das unsere Landschaft wieder lebendig macht.


Ein Modell für Europa?

Frankreich wagt mit dem Hecken-Pakt etwas, das Schule machen könnte. Während viele Länder noch um umweltschonende Agrarpolitik ringen, zeigt Paris, dass es auch anders geht: pragmatisch, naturbasiert, gemeinschaftlich. Der Plan ist nicht perfekt – aber er ist ein Anfang.

Und mal ehrlich: Wann war die letzte politische Maßnahme, bei der man sich auf den ersten Blick vorstellen konnte, wie sie aussieht, riecht, sich anfühlt? Hecken sind greifbar – im besten Sinne des Wortes.

Von C. Hatty

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