Manchmal verdichtet sich Weltgeschichte an einem einzigen Datum – der 21. März ist so ein Tag. Revolutionen, Kriege, Wendepunkte und Hoffnungszeichen: An diesem Frühlingsbeginn kam vieles in Bewegung. Frankreich spielte dabei mehr als einmal eine Hauptrolle. Doch auch weltweit hallten Ereignisse vom 21. März durch die Zeiten.
Ein weltgeschichtlicher Rundblick
1804: Der Code Civil tritt in Kraft – ein Gesetzeswerk verändert Europa
Am 21. März 1804 wurde in Frankreich das Code civil des Français, besser bekannt als Code Napoléon, offiziell eingeführt. Dieses bürgerliche Gesetzbuch schuf Rechtssicherheit, regelte Eigentum, Ehe, Erbschaft und Verträge – und war dabei durchzogen von den Ideen der Aufklärung.
Was viele nicht wissen: Der Code wurde später in vielen Ländern Europas und sogar in Lateinamerika zum Vorbild für moderne Zivilrechte. Selbst in Teilen Kanadas und des heutigen Louisianas wirkt er noch nach. Kurz gesagt: Napoleon führte nicht nur Kriege – er kodifizierte auch die Vernunft.
1960: Sharpeville-Massaker erschüttert Südafrika
Ein Tag der Gewalt, der die Welt erschütterte: Am 21. März 1960 erschossen südafrikanische Polizisten 69 schwarze Demonstranten in Sharpeville, einem Township südlich von Johannesburg. Die Menschen hatten gegen die rassistischen Passgesetze protestiert, die Bewegungsfreiheit für Schwarze massiv einschränkten.
Die Bilder der getöteten Zivilisten gingen um die Welt. Der Vorfall markierte einen Wendepunkt im Kampf gegen die Apartheid. Der ANC wurde daraufhin verboten, Nelson Mandela ging in den Untergrund – und der 21. März wurde später zum Internationalen Tag gegen Rassismus.
1963: Alcatraz wird geschlossen
Für fast drei Jahrzehnte galt Alcatraz als das sicherste Gefängnis der USA – hier saßen berüchtigte Kriminelle wie Al Capone und „Birdman“ Robert Stroud ein. Doch am 21. März 1963 war Schluss: Die Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco wurde offiziell geschlossen.
Warum? Ganz simpel: zu teuer. Der Unterhalt war enorm, das Salzwasser fraß die Bausubstanz, und die Fluchtversuche – wenn auch selten erfolgreich – waren spektakulär. Heute ist Alcatraz ein Touristenmagnet mit morbidem Charme.
Frankreich am 21. März: Gesetze, Kultur und ein düsteres Kapitel
1804: Ein Attentat, ein Prozess, ein Gesetz – die Hinrichtung des Duc d’Enghien
Wenige Tage vor Inkrafttreten des Code civil ließ Napoleon einen Akt politischer Gewalt folgen: In der Nacht vom 20. auf den 21. März 1804 wurde Louis Antoine de Bourbon, Duc d’Enghien, in Vincennes hingerichtet. Der junge Adelige war in Baden entführt und in einem Scheinprozess wegen angeblicher Verschwörung gegen Napoleon verurteilt worden.
Der Mord an einem Bourbonen – ein Schock, nicht nur für Monarchisten. Goethe schrieb später, er habe in diesem Moment erkannt, „dass Napoleon eine andere Stufe betrat“. Europa sah in ihm fortan nicht nur den Reformer, sondern auch den skrupellosen Machtpolitiker.
1937: Premiere des Films La Grande Illusion
Jean Renoirs Antikriegsfilm La Grande Illusion feierte am 21. März 1937 seine Premiere. Der Film spielt im Ersten Weltkrieg, doch seine Botschaft ging weit darüber hinaus.
Er erzählt von französischen Kriegsgefangenen, von Kameradschaft über Klassengrenzen hinweg, von der Sinnlosigkeit des Krieges – und stellt die Frage: Was verbindet uns Menschen mehr – Nation, Sprache oder Menschlichkeit? Kein Wunder, dass die Nazis den Film später verboten.
Heute gilt La Grande Illusion als Meilenstein der Filmgeschichte.
2006: Start von Twitter – aus San Francisco, aber mit französischem Flair?
Kleiner Scherz am Rande: Zwar wurde Twitter am 21. März 2006 in den USA gegründet, doch in Frankreich entwickelte sich das Netzwerk in den Folgejahren zu einem regelrechten politischen Spielplatz. Präsidenten, Satiriker und Aktivistinnen – alle twitterten mit. Der Hashtag wurde zur neuen Meinungswaffe, das „Tweeten“ zum politischen Statement. Wer hätte gedacht, dass ein 140-Zeichen-Nachrichtendienst einmal Präsidenten ins Straucheln bringen würde?
Der 21. März: Hoffnung, Gesetz und Erinnerung
Was bleibt also von diesem Tag?
Ein Gesetzbuch, das Europa zivilisierte.
Ein Massaker, das die Welt wachrüttelte.
Ein Gefängnis, das zur Legende wurde.
Ein Film, der an Menschlichkeit erinnert.
Und ein Twitter-Account, der ganze Debatten lostreten kann.
Der 21. März zeigt, wie Geschichte zwischen Fortschritt und Rückschritt oszilliert – zwischen Ideal und Realität. Gerade in Frankreich liegt der Kontrast offen zutage: Rechtsstaatlichkeit auf der einen, politische Gewalt auf der anderen Seite.
Muss Geschichte immer widersprüchlich sein? Vielleicht. Oder gerade deshalb bleibt sie so spannend.
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