Tag & Nacht




Die Hitze kehrt zurück – und diesmal schleicht sie sich nicht heran, sondern klopft mit voller Wucht an. Ab dem 8. August wird der Süden Frankreichs erneut zum Brennpunkt einer massiven Wärmefront. Temperaturen bis zu 40 Grad, schweißtreibende Nächte und ein Déjà-vu vergangener Hitzerekorde werfen erneut die Frage auf: Wie viele dieser Sommer kann ein Land noch verkraften?

Eine neue Hitzewelle – nicht die erste, aber spürbar

Provence, Côte d’Azur, Languedoc – eigentlich klangvolle Namen für Urlaubsfreude, Lavendelfelder und azurblaues Meer. Doch in dieser Woche trägt der Süden ein anderes Gesicht. Schon am Dienstag, dem 5. August, kletterten die Thermometer auf bis zu 36 °C. Und es geht heiß weiter: Mit Tageshöchstwerten zwischen 32 und 37 °C ist bis einschließlich Sonntag, den 11. August, keine wirkliche Abkühlung in Sicht.

Der wahre Knackpunkt? Ab Donnerstag, 8. August, bringt eine neue heiße Luftmasse aus Südwesten (der berüchtigte „ibérische Hitzefluss“) frische Hitze ins Spiel. Vor allem die Regionen Okzitanien, Südwestfrankreich und das Rhônetal stehen dabei im Zentrum der Warmluft. Dort könnten Temperaturen von 38 bis stellenweise sogar 40 °C erreicht werden.

Kein Extremereignis – aber ernstzunehmen

Zwar bleibt diese Episode hinter den Extremwerten vom Juni und Juli zurück – damals wurden örtlich bis zu 43 °C gemessen –, dennoch gilt: Von Entwarnung kann keine Rede sein. Die Wetterlage ist ernst, die Belastung für Mensch und Umwelt erheblich. Vor allem in den Städten, wo sich die Hitze staut wie Abgase in der Rushhour, drohen tropische Nächte. Die Luft kühlt nicht mehr richtig ab, vielerorts sollen die Tiefsttemperaturen auch nachts nicht unter 21 °C fallen. Wer da keinen Ventilator oder ein klimatisiertes Schlafzimmer hat, wird kaum ein Auge zutun.

Rückblick auf die letzte Hitzekeule

Gerade einmal ein paar Wochen ist es her: Zwischen dem 19. Juni und dem 4. Juli hielt eine außergewöhnlich intensive Hitzewelle Frankreich im Schwitzkasten. Ein stationäres Hochdruckgebiet – im Fachjargon „Hitzedome“ genannt – sorgte für mehrere Tage mit über 40 Grad, teilweise bis zu 43 °C. Die Folge: Mehrere Dutzend Todesfälle allein in Frankreich, europaweit sogar mehrere Tausend. Die gesundheitlichen, sozialen und infrastrukturellen Auswirkungen solcher Ereignisse werden immer gravierender.

Hitze mit Ansage – und Wiederholungsgefahr

Was diesmal hilft: Die Wetterdienste sind vorbereitet, die Bevölkerung sensibilisiert. Der Wetterdienst Météo-France warnt frühzeitig, viele Städte haben Hitzepläne aktiviert. Dennoch bleibt die individuelle Vorsorge entscheidend. Denn nicht jeder leidet gleich unter der Hitze – und nicht jeder kann sich gleichermaßen schützen.

Ein Schluck Wasser zu wenig, ein Spaziergang zur falschen Uhrzeit – und schon wird aus einem heißen Sommertag ein medizinischer Notfall. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Kleinkinder, chronisch Kranke – und alle, die in der Mittagshitze draußen arbeiten.

Das Klima verändert sich – nicht irgendwann, sondern jetzt

Wirklich beunruhigend ist jedoch der größere Zusammenhang. Meteorologen und Klimaforscher schlagen Alarm: Hitzewellen wie diese sind längst keine Ausnahmen mehr. Im Gegenteil – sie treten häufiger auf, dauern länger und erreichen neue Spitzentemperaturen. Ohne drastische Einschnitte bei den CO₂-Emissionen könnten sich bis zum Jahr 2050 die Hitzetage in Frankreich verfünffachen, bis 2100 gar verzehnfachen.

Ein Szenario, das nicht nur die Gesundheit belastet, sondern auch wirtschaftlich zu einem K.O.-Faktor werden kann. Stromversorgung (etwa durch überhitzte Flusswasserzufuhr an Atomkraftwerken), Landwirtschaft, Wasserwirtschaft – sie alle geraten unter Druck. Das ist nicht Zukunftsmusik. Das ist Gegenwart.

Was jetzt zählt: kühlen Kopf bewahren

Ein paar einfache Maßnahmen können den Unterschied machen:

  • Viel trinken – auch wenn man keinen Durst hat.
  • Anstrengungen in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegen.
  • Helle, luftige Kleidung und Kopfbedeckung tragen.
  • Klimatisierte oder schattige Orte aufsuchen.
  • Auf Nachbarn, Familie, besonders aber auf ältere oder pflegebedürftige Menschen achten.

Die Hitzewelle wird nicht ewig bleiben – aber sie hinterlässt Spuren. In der Erinnerung. In den Statistiken. Und vielleicht auch im Bewusstsein, dass wir uns als Gesellschaft auf einen heißen, langen Sommer einstellen müssen. Nicht nur 2025.

Autor: Andreas M. Brucker

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