Melissa ist kein gewöhnlicher Sturm. Er ist ein Monster – und es wächst weiter.
Der Hurrikan, der sich am Montag, dem 27. Oktober, über der Karibik zu einem Wirbelsturm der Kategorie 5 aufgeschaukelt hat, steuert mit voller Wucht auf Jamaika zu. Schon jetzt hat Melissa eine Spur der Verwüstung hinterlassen: Vier Menschen starben auf der Insel Hispaniola, drei in Haiti, einer in der Dominikanischen Republik. Ein Jugendlicher gilt als vermisst.
Das US-amerikanische Hurrikanzentrum (NHC) warnt vor einer „zunehmenden Eskalation“ – mit zerstörerischen Winden, meterhohen Flutwellen und möglicherweise katastrophalen Überschwemmungen, die über den gesamten Montag bis in die Nacht hinein über Jamaika wüten sollen.
Jamaika im Ausnahmezustand
In der Hauptstadt Kingston und entlang der Küstenregionen rüstet man sich für das Schlimmste. Menschen verbarrikadieren ihre Fenster, decken sich mit Wasser und Lebensmitteln ein – oder suchen Schutz in Notunterkünften. Die Behörden haben Evakuierungen in besonders gefährdeten Gebieten angeordnet, Schulen und Flughäfen sind geschlossen.
Die Angst sitzt tief.
Denn Jamaika kennt solche Katastrophen nur zu gut: Erst im Juli 2024 fegte Hurrikan Beryl über die Insel hinweg. Ein Sturm, der für diese Jahreszeit ungewöhnlich früh und ungewöhnlich stark war. Vier Menschen starben damals, Dutzende wurden verletzt, ganze Gemeinden standen tagelang unter Wasser.
Und nun: Melissa.
13. Tropensturm der Saison – und der stärkste
Melissa ist die 13. benannte Tropensturmformation in dieser atlantischen Hurrikansaison, die offiziell von Juni bis Ende November läuft. Doch es ist nicht nur die Anzahl, die beunruhigt – es ist die zunehmende Heftigkeit.
Meteorologen sprechen von einem „besorgniserregenden Muster“: Die Oberfläche der Ozeane heizt sich auf, und die Stürme gewinnen an Kraft. Je wärmer das Wasser, desto mehr Energie steht den Zyklonen zur Verfügung. Das Resultat: Höhere Windgeschwindigkeiten, intensivere Regenfälle, größere Zerstörung.
Klimaforscher sind sich einig: Der Klimawandel verändert die Spielregeln. Nicht nur wird die Anzahl der Hurrikane steigen – auch ihre Gewalt.
„Jedes Mal schlimmer“ – Eine Region am Limit
In Haiti, wo Melissa bereits gewütet hat, zeigen sich die Folgen einmal mehr drastisch. Drei Menschen verloren dort ihr Leben, unter anderem in den überfluteten Slums von Port-au-Prince. Straßen wurden weggespült, Brücken zerstört, Stromleitungen niedergerissen. In der benachbarten Dominikanischen Republik starb ein Mann, nachdem ein umgestürzter Baum sein Auto traf.
Und dabei ist das Unwetter noch nicht vorbei.
Für Jamaika droht der Sturm, zur Zerreißprobe zu werden. Die Insel steht unter Hochspannung – nicht nur wegen des drohenden Sachschadens, sondern auch wegen der sozialen Folgen: unterbrochene Versorgungsketten, wirtschaftliche Einbußen im Tourismus, Druck auf die ohnehin fragile Infrastruktur.
Eine rhetorische Frage, die bleibt: Wie oft noch?
Wenn ein Hurrikan der Kategorie 5 – der höchsten auf der Skala – immer öfter nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist, was bedeutet das für die Zukunft der Karibik?
Wieviel Resilienz können kleine Inselstaaten aufbringen, wenn ihnen jährlich Naturgewalten dieser Größenordnung entgegenschlagen?
Und was tun, wenn der nächste Sturm schon am Horizont lauert?
Zwischen Hoffnung und Realität
Natürlich: Jamaika ist vorbereitet wie nie. Die Warnsysteme sind besser, die Koordination der Einsatzkräfte effizienter, der Bevölkerungsschutz professioneller. Doch die Herausforderung bleibt gigantisch.
Denn Hurrikan Melissa ist nicht nur ein Naturphänomen.
Er ist ein Menetekel.
Ein Vorbote für das, was eine heißer werdende Welt für uns bereithält – nicht in ferner Zukunft, sondern jetzt, Jahr für Jahr, Sturm für Sturm.
Von C. Hatty
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