Tag & Nacht




Es fühlt sich an wie ein düsteres Déjà-vu: Hurrikan Milton, ein massiver Sturm der Kategorie 5, hat sich im Golf von Mexiko gebildet und rast auf die Küste Floridas zu. Während die Evakuierungsbefehle sich über den Bundesstaat ausbreiten, bereiten sich Millionen von Bewohnern auf den Sturm vor – darunter auch Gemeinden, die sich kaum von den Verwüstungen erholt haben, die Hurrikan Helene vor weniger als zwei Wochen hinterließ.

Eine Bedrohung, die nicht unterschätzt werden sollte

Milton hat sich am Montag blitzschnell zu einem der gefährlichsten Stürme der Saison entwickelt. Trotz der Hoffnung, dass er vor dem Landfall an Stärke verliert und als Kategorie 3 auf die Küste trifft, warnen die Behörden eindringlich davor, sich darauf zu verlassen. Evakuierungsbefehle wurden entlang der Westküste Floridas erteilt, besonders in niedrig gelegenen Gebieten wie der Tampa-Bucht, die von einem gefährlichen Sturmflutereignis bedroht ist.

Die Straßen sind voll, die Tankstellen überlastet, und viele Familien packen in Eile ihre Habseligkeiten zusammen – nur um ein weiteres Mal in Sicherheit zu flüchten.

Zweifache Katastrophe: Helene und Milton

Für viele in Florida kommt der herannahende Hurrikan zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich noch von den Folgen von Hurrikan Helene erholen. In Gemeinden rund um Tampa und die umliegenden Küstenstädte sind die Aufräumarbeiten nach den zerstörerischen Überschwemmungen noch im Gange, als Milton sich unerbittlich nähert.

Candice Briggs, eine Mutter von drei Kindern, musste ihr Zuhause in der Tampa Bay Region bereits wegen Helene verlassen. Nun, nicht einmal zwei Wochen später, ist ihre Familie erneut auf der Flucht. „Es ist überwältigend, und wir fühlen uns machtlos“, sagt sie erschöpft. Während sie und ihr Mann versuchen, ihre Kinder auf der langen Fahrt nach Jacksonville bei Laune zu halten, kreisen ihre Gedanken um das bereits beschädigte Haus, das bald von einer weiteren Sturmflut getroffen werden könnte.

„Es ist hart, weil junge Kinder nicht verstehen, warum das passiert oder wie lange es dauert“, erklärt Briggs. „Sie wollen wissen, wann wir zurückkönnen, aber das kann ich ihnen nicht sagen.“

Diversität der Evakuierungen: Vom Yucatán bis Florida

Auch außerhalb der USA bringt Milton das Leben der Menschen durcheinander. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán, in Gebieten, die knapp von Miltons Wut verschont bleiben, fliehen Menschen aus flutgefährdeten Gebieten. Auf der Insel Holbox, einem beliebten Reiseziel, räumen Bewohner und Touristen ihre Sachen und stehen Schlange für die Fähren, die sie in sicherere Gegenden bringen.

Marilú Macías, die mit ihren Töchtern die Insel verlässt, bleibt trotz der drohenden Gefahr ruhig, doch die Angst ist spürbar: „Wir haben beschlossen, dass es sicherer ist zu gehen. Wir wissen nicht, was passieren wird.“

Politische Spannungen im Angesicht der Katastrophe

Während Floridas Gouverneur Ron DeSantis und Präsident Joe Biden sich über die Vorbereitungen auf Milton austauschten, spiegelt die Zusammenarbeit auch die Spannungen wider, die sich während der Erholung nach Hurrikan Helene aufbauten. In einem politisch geladenen Moment kritisierte Vizepräsidentin Kamala Harris DeSantis dafür, dass er „politische Spielchen“ im Umgang mit den Hilfsmaßnahmen spielte. Ungeachtet dessen betonten beide Führer die Notwendigkeit, alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren, um die Bevölkerung vor Milton zu schützen.

Was erwartet Florida?

Meteorologen sagen voraus, dass Milton in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf Land treffen wird. Während der Sturm entlang der Westküste Floridas abklingt, wird er die Großstädte Tampa und Orlando durchqueren – und dabei mit starkem Regen, Überschwemmungen und möglicherweise gefährlichen Winden verheerenden Schaden anrichten.

Für die Menschen in Florida heißt es jetzt abwarten – mit einem mulmigen Gefühl im Magen und der Hoffnung, dass Milton weniger zerstörerisch wütet, als befürchtet. Doch eines ist klar: Die Erschöpfung und Verzweiflung, die viele nach Hurrikan Helene fühlen, ist nun wieder allgegenwärtig. Manche Familien haben keine Zeit gehabt, ihre Häuser zu reparieren, geschweige denn emotional durchzuatmen, und sehen sich erneut gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.

„Man fragt sich, wie oft wir das noch durchmachen müssen“, sagt Briggs, während sie und ihre Familie ein weiteres Mal vor einem Sturm flüchten. „Aber was bleibt uns anderes übrig?“

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