Tag & Nacht

Spanien verbot im April die Aufführung einer Truppe von kleinwüchsigen Toreros. Am Donnerstagabend wurde die Show jetzt im Südwesten Frankreichs aufgeführt. Es gab Stimmen, die sich gegen das Spektakel richteten und es als „diskriminierend“ bezeichneten.

Mit bunten Anzügen und verschiedenen Accessoires sorgt eine Gruppe kleinwüchsigerer Toreros in der Arena von Téthieu im Departement Landes für Unterhaltung. Das Publikum lacht, aber für die spanische Regierung war das Spektakel eher Spott als Komik. Für sie haben Shows, „in denen Menschen mit Behinderungen (…) dazu benutzt werden, um Spott, Hohn oder Belustigung beim Publikum zu erzeugen“, keinen Platz in spanischen Stierkämpfen. Das Spektakel wurde daher in seinem Ursprungsland verboten.

In Frankreich konnten die „toreros comicos“ der Truppe „Diversiones en el ruedo“ jedoch in der Arena von Téthieu im Departement Landes unter Gelächter und Applaus Sketche und einfache Gags mit oder ohne Stiere aneinanderreihen und dabei mehrmals die Kostüme wechseln.

Aber auch in Frankreich wirft die Aufführung Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die EU-Richtlinien zur Diskriminierung aufgrund einer Behinderung. Warum werden hier speziell kleinwüchsige Darsteller lächerlich gemacht? Der Leiter des Ensembles sieht in der Kritik eine verdeckte Aktion von Stierkampfgegnern, die den Künstlern die Arbeit wegnimmt.

Wo aber liegt die Diskriminierung?
Liegt die Diskriminierung auf Seiten der Organisatoren, die sich für kleinwüchsige Darsteller entscheiden, oder auf Seiten derjenigen, die diese Darstellung ablehnen? Der Chef der Truppe, der jedes Jahr „fünf bis sechs Stierkämpfe“ aller Art für „Volksfeste“ organisiert, fragt: „Warum sollte man das nur Menschen mit normaler Körpergröße vorbehalten?“

Das Argument ist ernüchternd und hat durchaus seine Berechtigung, aber laut Violette Viannay, Präsidentin der französischen Vereinigung kleinwüchsiger Menschen, die daran arbeitet, eine bessere Integration in der Gesellschaft zu fördern, ist diese Art von Show „kontraproduktiv“. Diese Meinung wird von der stellvertretenden Ministerin für Menschen mit Behinderungen, Fadila Khattabi, geteilt. Für sie „steht es zwar jedem frei, an diesen Aufführungen teilzunehmen oder nicht, aber die Verspottung und Diskriminierung von kleinwüchsigen Menschen ist Teil einer jahrhundertealten Geschichte, der wir ein Ende setzen müssen“. „Zwergwuchs als Quelle der Unterhaltung zu betrachten, ist problematisch und es ist dringend notwendig, diese Darstellung kollektiv zu überdenken“, so die Ministerin Fadila Khattabi.


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