Tag & Nacht




Ein britischer Anthropologe wirbelt derzeit Staub auf – sowohl im Wüstensand von Gizeh als auch in der weltweiten Forschungsgemeinschaft. Dr. Paul Warner behauptet, in einer geheimen Kammer unter der Großen Pyramide von Gizeh nichts Geringeres als den Sarkophag von Jesus Christus und die sagenumwobene Bundeslade entdeckt zu haben. Eine Nachricht, die klingt wie aus einem Abenteuerroman – doch Warner meint es ernst.

Die Entdeckung sei das Ergebnis über zehnjähriger Forschung. Eine geheime Kammer, versteckt hinter einem massiven Steinblock im südlichen Korridor der Cheops-Pyramide – so lautet seine These. Er nennt sie die „Höhle der Patriarchen“.

Kammer voller Geheimnisse?

Die Basis seiner Behauptungen? Archäologische Analysen, Bibelvergleiche und moderne Technologie. Mithilfe von Bodenradar und elektrischer Widerstandstomographie will Warner die Existenz der Kammer belegt haben. Bereits vor einigen Jahren präsentierte er seine Ergebnisse den ägyptischen Behörden – dort soll man sie als revolutionär bezeichnet haben. Zumindest inoffiziell.

Und was nun? Grab Jesu und Bundeslade – gemeinsam unter einem der ältesten Bauwerke der Welt? Für Warner ergibt das Sinn: Die Pyramide sei ein spirituelles Zentrum gewesen, in vielen heiligen Schriften als heiliger Berg beschrieben. Die Zeitebenen spielen für ihn dabei keine große Rolle – schließlich sei die Pyramide von Gizeh womöglich viel älter als bisher angenommen. Ob das stimmt, ist eine ganz andere Geschichte.

Biblische Schätze in Stein gehüllt?

Werfen wir einen Blick auf die Bundeslade. Nach der Überlieferung wurde sie auf Anweisung Gottes von Moses angefertigt – als Aufbewahrungsort für die Steintafeln mit den Zehn Geboten. Ein Objekt mit beinahe mystischer Anziehungskraft, das über Jahrtausende hinweg verschwunden blieb. Ihre Existenz ist bis heute ungeklärt – ein gefundenes Fressen für Spekulationen, Bücher, Filme. Und jetzt: Gizeh?

Und Jesus‘ Sarkophag? Der Gedanke, dass sein Körper nicht wie überliefert auferstanden, sondern irgendwo eingemauert worden sein könnte – das sprengt das Fundament ganzer Glaubensrichtungen. Warner spricht davon, Hinweise in religiösen Texten gefunden zu haben, die zu dieser Theorie passen. Doch Texte sind interpretierbar – und Glaube ist keine Mathematik.

Die Stimme der Vernunft – oder des Zweifels

Während manche Medien die Geschichte wie einen Heiligen Gral feiern, bleiben Wissenschaftler skeptisch. Fakt ist: Offizielle Ausgrabungen an der angegebenen Stelle hat es bislang nicht gegeben. Und ohne diese – bleibt alles im Bereich des Konjunktivs.

Manche Archäologen erinnern daran, dass bereits andere Hohlräume in der Pyramide nachgewiesen wurden. Einige wurden auch per Bodenradar erfasst – ob darunter Warners „Höhle der Patriarchen“ ist, kann derzeit niemand sagen.

Einige Kollegen werfen Warner vor, zu viel zu deuten und zu wenig zu beweisen. Andere mahnen zur Geduld – schließlich seien viele große Entdeckungen anfangs belächelt worden. Und seien wir ehrlich: Wer hätte gedacht, dass die Schriftrollen von Qumran echt sind?

Und wenn doch etwas dran ist?

Die Vorstellung, dass sich zwei der bedeutendsten religiösen Artefakte der Menschheit unter einem einzigen Monument befinden könnten, elektrisiert. Es ist ein Gedanke, der Geschichte neu schreiben – und Glauben neu formen könnte. Aber wie viel Wahrheit steckt drin?

Könnte es sein, dass Jahrtausende alte Mythen tatsächlich eine gemeinsame Wurzel haben – tief verborgen im Sand Ägyptens? Oder handelt es sich lediglich um eine raffinierte These, bei der sich Wissenschaft, Glaube und Abenteuerlust die Hand geben?

Noch sind das nur Worte. Was zählt, ist die Ausgrabung. Die harte Arbeit. Die Funde. Alles andere bleibt ein Rätsel mit vielen Schlüsseln – und noch mehr Fragen.

Die Pyramide schweigt – vorerst

Es braucht nun unabhängige Untersuchungen, belastbare Beweise, echte Ergebnisse. Denn selbst die spektakulärste Theorie bleibt nur ein Gedankenspiel, solange sie nicht mit der Realität in Einklang gebracht wird.

Und vielleicht – nur vielleicht – verbirgt sich hinter dem nächsten Stein tatsächlich eine Wahrheit, die größer ist als alles, was wir bislang für möglich hielten.

Bis dahin bleibt die Pyramide stumm – und wir? Wir warten gespannt.

Von C. Hatty

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!