Rom, 8. Mai 2025, 18:07 Uhr – ein historischer Moment. Weiße Rauchschwaden steigen aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf und breiten sich im römischen Abendhimmel aus. Auf dem Petersplatz brandet Jubel auf, Tränen fließen, Handys werden gezückt. Es ist der Augenblick, auf den Millionen Katholiken weltweit gewartet haben – das Zeichen, dass ein neuer Papst gewählt wurde.
Und wer wird ihn der Welt verkünden? Ein Mann mit einer beachtlichen Vita: Kardinal Dominique Mamberti.
Ein Leben im diplomatischen Dienst der Kirche
Geboren am 7. März 1952 in Marrakesch als Sohn französischer Eltern, führte Mamberti schon früh ein Leben zwischen den Kulturen. Aufgewachsen mit marokkanischer Sonne und französischem Esprit, entschied er sich für den priesterlichen Weg und wurde 1981 in Ajaccio (Korsika) geweiht.
Doch statt in einer stillen Gemeinde zu verbleiben, zog es ihn auf die große Bühne: Nach Studien in öffentlichem Recht und Politikwissenschaft trat er 1986 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Fortan war er ein kirchlicher Weltreisender: Algerien, Chile, Libanon, Sudan, Somalia und Eritrea – kein leichter Karriereweg, sondern einer voller Herausforderungen.
Besonders seine Zeit als „Außenminister des Vatikans“ von 2006 bis 2015 prägte sein öffentliches Profil. In dieser Rolle war er das Gesicht des Heiligen Stuhls auf internationalen Foren wie der UNO und der OSZE. Kein Wunder also, dass Papst Franziskus ihm 2014 eine der höchsten juristischen Positionen im Vatikan anvertraute – als Präfekt des obersten Kirchengerichts, der Apostolischen Signatur.
Die besondere Aufgabe eines Kardinalprotodiakons
Der Titel mag sperrig klingen, doch seine Funktion ist klar und symbolträchtig: Als Kardinalprotodiakon ist Mamberti derjenige, der den neuen Papst dem Volk präsentiert. Es ist seine Stimme, die über Lautsprecher und Fernsehsender in alle Welt dringt – mit den legendären Worten:
„Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam!“
Er wird auch den gewählten Namen des neuen Papstes bekanntgeben und die erste große Segnung des neuen Pontifex – das berühmte „Urbi et Orbi“ – vorbereiten. In diesem Moment steht er im Zentrum eines der ältesten und bedeutungsvollsten Riten der katholischen Kirche. Wer hätte gedacht, dass ein zurückhaltender Kirchenjurist aus Korsika einmal zu solch einer Aufgabe berufen würde?
Ein Konklave mit Tempo – aber nicht ohne Spannung
Auffallend schnell verlief die Wahl: In nur zwei Tagen einigten sich die Kardinäle auf einen Nachfolger. Das erinnerte an die Konklaven von 2005 und 2013 – ebenfalls zügig, aber keinesfalls oberflächlich. Die Entscheidung, die nun gefallen ist, hat Gewicht. Namen wie Pietro Parolin oder Luis Antonio Tagle galten als Favoriten, doch ob sich einer von ihnen wirklich durchgesetzt hat?
Noch kennt niemand die Antwort – außer den wenigen Eingeweihten im Vatikan.
Man spürt es förmlich auf dem Petersplatz: die kollektive Nervosität, das gebannte Warten auf ein Gesicht, einen Namen, eine neue Stimme der Kirche. Was geht in einem Mann wie Mamberti vor, der diese Ankündigung machen darf? Vielleicht denkt er an die Jahre im diplomatischen Dienst zurück, an Gespräche mit Machthabern, an stille Gebete in fremden Ländern – und an die Verantwortung, die heute auf seinen Schultern ruht.
Brückenbauer in einer zerrissenen Welt?
Gerade jetzt ist ein Papst gefragt, der Brücken baut – nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch zwischen Kulturen, Religionen und politischen Lagern. Wer könnte besser verstehen, wie diese Brücken funktionieren, als jemand wie Dominique Mamberti, der sein Leben im interkulturellen Spannungsfeld verbracht hat?
Zugegeben – nicht jeder Kirchenmann hat die Gabe, hinter dicken Mauern des Vatikans auch die Welt draußen zu sehen. Aber Mamberti gehört sicher nicht zu den weltfremden Figuren. Er ist leise, aber bestimmt. Kein Popstar unter den Kardinälen, aber einer, der zuhört, vermittelt und gestaltet.
Jetzt zählt jede Sekunde
Die Menge wird unruhiger, Kameras richten sich auf den Balkon, die Uhr tickt. Gleich wird es so weit sein. Und wenn Dominique Mamberti auftritt, wird seine Stimme – ruhig, präzise, voller Bedeutung – die neue Ära einläuten. Ein Augenblick, der unter die Haut geht.
Wer also ist dieser Mann, der heute Abend das „Habemus Papam“ aussprechen darf?
Er ist ein Weltbürger im Talar, ein Diplomat mit Rückgrat, ein frommer Stratege. Und vielleicht auch: der stille Architekt einer neuen Zeitrechnung für die katholische Kirche.
Autor: M.A.B.
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