Tag & Nacht




Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz einmal schreiben würde – aber nun ist es so weit: Auch in der Bretagne wird das Wasser knapp. In der Bretagne! Dem Land des Regens, der endlosen Wolken, der nassen Böden. Ausgerechnet hier herrscht Dürre.

Concarneau, Elliant, Trégunc, Saint-Yvi – klingende Namen, idyllisch, vertraut. Und plötzlich sind sie Synonyme für Wasserknappheit, Einschränkungen, Verbote. Pools dürfen nicht mehr gefüllt werden, Rasen darf nicht mehr bewässert werden, Landwirte sitzen auf dem Trockenen. Und das nicht irgendwo – sondern in einer Region, die wir immer für sicher hielten.

Was für ein Trugschluss.

Wir haben so lange getan, als würde uns das alles nicht betreffen. Als wäre der Klimawandel ein Problem für die anderen – für Spanien vielleicht, für Kalifornien, für Afrika. Aber doch nicht für uns. Doch die Realität klopft längst nicht mehr nur an. Sie hat die Tür eingetreten und steht mitten im Wohnzimmer.

Und was machen wir?

Wir diskutieren, ob das Gießen von Blumen zwischen 20 Uhr und 8 Uhr noch vertretbar ist. Wir streiten darüber, ob Landwirte vielleicht ein paar Liter mehr bekommen sollten, während ganze Flüsse versiegen. Wir zählen Regentage wie früher Sonnenstunden im Urlaub. Wir hantieren mit Verboten, wo es längst einen radikalen Kurswechsel bräuchte.

Versteht mich nicht falsch: Ich liebe die Bretagne. Ich liebe ihren rauen Charme, ihre ewigen Winde, ihren Regen. Aber ich liebe sie nicht naiv. Ich sehe, was hier passiert – und ich sehe auch, wie wir kollektiv dabei versagen, es aufzuhalten.

Denn die Wahrheit ist unbequem: Wir haben den Ernst der Lage zu lange ignoriert. Wir haben gelebt und CO2 in die Atmosphäre geblasen, als gäbe es kein Morgen. Wir haben Wasser verschwendet wie Sand am Meer – und jetzt? Jetzt stehen wir staubtrocken da.

Und ja, ich bin wütend.

Wütend auf politische Untätigkeit, auf ökologisches Wegschauen, auf eine Gesellschaft, die lieber über Poolverbote debattiert als über tiefgreifende Veränderungen. Wütend auf uns alle, weil wir immer noch glauben, mit ein paar Symbolmaßnahmen sei es getan.

Dabei wäre jetzt der Moment, in dem wir alles hinterfragen müssten: unseren Lebensstil, unseren Konsum, unsere Beziehung zur Natur. Aber stattdessen verteidigen wir stur das bisschen Komfort, das uns geblieben ist – als wäre er wichtiger als der Planet, auf dem wir leben.

Vielleicht muss es erst noch schlimmer werden. Vielleicht braucht es wirklich eine riesige Krise, damit wir endlich verstehen, was auf dem Spiel steht. Vielleicht muss uns das Wasser erst bis zum Hals stehen – oder eben überhaupt nicht mehr – bevor wir umdenken.

Traurig, aber wahrscheinlich wahr.

Nun ist es also auch in der Bretagne soweit. Und das ist nicht das Ende – sondern erst der Anfang.

Ein Kommentar von C. Hatty

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