Vor 44 Jahren hat Frankreich die Todesstrafe abgeschafft – und daran darf sich niemals etwas ändern.
Wie kommt man überhaupt auf die Idee, diesen barbarischen Anachronismus wiederzubeleben?
Heute vor 44 Jahren hat Frankreich einen historischen Schritt gewagt. Es hat sich – spät, aber entschlossen – von der Todesstrafe verabschiedet. Von einem Akt der Rache, der mehr über unsere Abgründe aussagt als über unsere Prinzipien. Von einem Relikt, das in einer zivilisierten Demokratie keinen Platz mehr haben darf. Und jetzt, 2025, müssen wir ernsthaft diskutieren, ob man das wieder einführen sollte?
Entschuldigung, aber: Habt ihr den Verstand verloren?
Was soll das bitte sein – „Gerechtigkeit“ durch Hinrichtung? „Sicherheit“ durch Tod auf Staatsbefehl? Wer das behauptet, verwechselt Recht mit Rache. Und Menschlichkeit mit Mittelalter.
Die Todesstrafe macht keine Gesellschaft sicherer. Sie macht sie nur kälter, grausamer, zynischer.
Sie bringt keine Opfer zurück. Sie heilt keinen Schmerz. Sie stellt keine Gerechtigkeit her – sie schafft nur ein zweites Verbrechen.
Und ja, ich spreche in dieser Schärfe, weil ich es nicht mehr hören kann: dieses scheinheilige „in bestimmten Fällen“, dieses „wenn es ganz schlimm war“, dieses „die haben es doch verdient“. Wer so redet, blendet alles aus, was uns zu einem Rechtsstaat macht: Zweifel. Irrtum. Verhältnismäßigkeit. Menschenwürde.
Denn was ist, wenn der Falsche stirbt? Wenn ein Justizirrtum nicht mehr korrigierbar ist? Wenn wir zu Tätern werden – als Gesellschaft?
Wer die Todesstrafe fordert, öffnet die Tür zu einer Welt, in der Emotion über Prinzipien siegt, in der Angst Politik macht und in der die Rache regiert – nicht das Recht.
Nein, wir brauchen keine Todesstrafe. Wir brauchen ein besseres Justizsystem. Mehr Schutz für Opfer. Mehr Aufklärung. Mehr Prävention. Mehr Vertrauen.
Aber sicher keine Guillotine oder einen elektrischen Stuhl im Namen des Volkes.
Frankreich hat vor 44 Jahren das einzig Richtige getan. Es darf keinen Weg zurück geben. Nie. Und nirgends.
Ein Kommentar von C. Hatty
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