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Die Kraftstoffpreise in Frankreich sind seit einigen Tagen wieder rückläufig. Von wem werden sie festgelegt und wie oft ändern sie sich?

Die Kraftstoffpreise haben die Autofahrer in der letzten Woche in Panik versetzt. Über 2 Euro pro Liter, Diesel teurer als Bleifrei: Das hatte es noch nie gegeben. Seit einigen Tagen sind die Preise in Frankreich wieder gesunken, auch wenn sie immer noch sehr hoch sind. Wie werden diese Preise festgelegt, von wem und auf welcher Grundlage?

In Frankreich werden 63% des Kraftstoffs über die großen Einzelhandelsketten verkauft. Eine in Europa einzigartige Wettbewerbssituation. Der französische Markt ist der wettbewerbsfähigste auf dem Kontinent. Und dennoch ist Frankreich aufgrund der staatlichen Steuern (TICPE und Mehrwertsteuer) nicht das billigste Land.

„Die Kraftstoffpreise sind in Frankreich frei. Jeder Händler legt seine eigene Geschäftspolitik fest“, so die Union française des industries pétrolières (UFIP).

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Die Ölhändler orientieren sich an der ICE (Intercontinental Exchange): Diese auf Energiederivate spezialisierte Börse in Atlanta in den USA gibt den Trend vor. Dort ist es, wo das Barrel Brent, das Rohöl aus der Nordsee, das in Europa als Referenz gilt, gehandelt und der aktuelle Preis festgestellt wird. Die Ölkonzerne orientieren sich aber auch am Platts, dem Preis für Raffinerieprodukte, die in Rotterdam in den Niederlanden gehandelt werden. Und natürlich berücksichtigen sie auch die Parität zwischen dem Euro und dem Dollar.

Alle diese Indizes dienen als Grundlage für die Preisgestaltung der grossen Ölkonzerne (TotalEnergies, Shell, BP), unabhängige Gruppen (Dyneff, Certas energy/Esso, Thevenin/Avia) und der großen Einzelhandelsunternehmen. Leclerc zum Beispiel kauft auf den internationalen Märkten Kraftstoffe für seine Supermärkte, für Super U und für die RATP, die Pariser Verkehrsbetriebe.

Zu den Einkaufskosten kommen die Transport- und Lagerkosten, Logistikkosten und die Kosten und Ausgaben, die für jede Tankstelle spezifisch sind (Miete, Wartung, Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines Shops). Freie Tankstellen legen ihre Preise selbst fest.

Und dann kommen noch die Steuern hinzu: die Mehrwertsteuer, die TICPE (taxe intérieure de consommation sur les produits énergétiques) und die Mehrwertsteuer auf die TICPE. Manchmal müssen Tankstellenbetreiber in bestimmten Städten oder auf Autobahnstrecken noch spezielle Abgaben leisten. Die Steuern auf Kraftstoff machen etwa die Hälfte des Preises aus. Allein im Jahr 2021 hat die TICPE dem Staat 18,3 Milliarden Euro eingebracht.

Schließlich berechnet jeder Tankstellenbetreiber seine Nettomarge. Sie ist nach Aussage der Ölkonzerne sehr gering und beträgt etwa einen Cent pro Liter Kraftstoff. Beim Vertrieb von Kraftstoffen gibt es keine große Gewinnspanne. Aus diesem Grund müssen die Tankstellen große Mengen absetzen, um ausreichend Geld zu verdienen. An Benzin verdient nur derjenige Geld, der das Rohöl hat. Auch die Raffinerien verdienen Geld. Die Gewinnspanne einer Tankstelle mit Shop ist durch den Verkauf von Sandwiches, Getränken oder Schnellreparaturen höher.

Jede Tankstelle, unabhängig von ihrer Marke, passt sich ausserdem an ihr lokales Umfeld und die von den Konkurrenten angegebenen Preise an. Es ist das Wettbewerbsumfeld, das den Preis macht. Die Preise an den Zapfsäulen ändern sich in Frankreich in der Regel einmal am Tag.

Jede Tankstelle ist verpflichtet, ihre Preise auf der offiziellen Website der Regierung anzugeben: prix-carburants.gouv.fr. Die Preise werden in der Regel um Mitternacht aktualisiert, aber nicht alle tun dies täglich…

2021 gab es in Frankreich 11.151 Tankstellen – 5.844 gehörten zu einem Ölkonzern, 5.307 gehörten zu einer der großen Einzelhandelsketten. Im Jahr 1980 gab es in Frankreich noch 40.000 Tankstellen.


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