Ein Klick im Onlineshop, ein Geschenk für die Familie in Kalifornien, ein kleiner Händler aus Lyon, der seine Kundschaft in New York beliefern will – all das liegt ab Ende August auf Eis. La Poste hat den Versand von Paketen in die Vereinigten Staaten ab dem 25. August 2025 gestoppt. Nur noch private Geschenke im Wert unter 100 Dollar dürfen verschickt werden. Der Grund: ein Dekret von Donald Trump, das die Spielregeln im transatlantischen Handel radikal verändert.
Das Ende einer stillen Ausnahme
Bislang galt die sogenannte „de minimis“-Regelung: Sendungen mit einem Warenwert bis 800 Dollar konnten zollfrei in die USA eingeführt werden. Diese Ausnahme hat Präsident Trump zum 30. Juli gestrichen. Ab sofort werden auch kleinste Lieferungen mit Abgaben belegt – aus der Europäischen Union gilt ein pauschaler Zollsatz von 15 %. Damit ist eine der stillen Säulen des globalen Versandhandels in sich zusammengefallen.
Für Millionen von Privatleuten und kleine Onlinehändler bedeutet das: Jede Sendung, auch die kleinste, gerät ins Räderwerk der Zollbürokratie.
La Poste im Zeitdruck
Die französische Post hatte kaum eine Chance, sich auf die neuen Vorschriften einzustellen. Erst am 15. August veröffentlichte Washington die Details – zehn Tage vor Inkrafttreten. Logistiksysteme, Zollformulare, Schnittstellen zu US-Behörden: All das lässt sich nicht in einer Woche umbauen. Deshalb entschied sich La Poste für die harte Lösung: Stopp des regulären Paketversands. Betroffen sind nach eigenen Angaben rund 1,6 Millionen Sendungen pro Jahr, etwa ein Fünftel davon stammt von Privatpersonen.
Wer in den letzten Tagen ein Päckchen aufgegeben hat, könnte möglicherweise eine unerwartete Rückmeldung im Briefkasten finden.
Eigentlich zielte die Maßnahme auf Asien. US-Behörden hatten Billigplattformen wie Shein und Temu im Visier, die massenhaft Kleinstsendungen nach Amerika verschickten. Doch aus einem gezielten Schlag gegen chinesische Konzerne ist ein globales Handelshemmnis geworden. Washington wendet die Regel ohne Ausnahme auf alle Länder an – unabhängig vom Warenwert oder der Versandart.
Mit einem Federstrich ist der transatlantische Paketverkehr ein politisches Druckmittel geworden.
Folgen für ganz Europa
Frankreich steht mit dem Problem nicht allein da. Die belgische BPost, die Deutsche Post und Spaniens Correos haben ähnliche Maßnahmen angekündigt. Wer dennoch verschicken muss, kann auf Expressdienste wie Chronopost, FedEx oder UPS ausweichen. Sie verfügen über die nötige Infrastruktur und direkten Zugang zu US-Zollsystemen – allerdings zu deutlich höheren Preisen.
Die Zeiten, in denen ein kleines Paket für ein paar Euro quer über den Atlantik ging, sind vorerst vorbei.
Ein Schritt im Handelskonflikt
Hinter dieser scheinbar technischen Entscheidung steckt große Politik. Die US-Regierung will ihre Märkte stärker abschotten und ausländische Anbieter unter Druck setzen. Gleichzeitig inszeniert sich Trump als Verteidiger amerikanischer Produzenten.
Europa wiederum muss entscheiden, wie es auf diese neue Härte reagiert. Sollen eigene Gegenmaßnahmen folgen? Oder bleibt nur die Anpassung?
Alltag unter neuen Regeln
Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind die Folgen spürbar. Wer Verwandte in den USA hat, dessen Geschenke werden künftig wohl kleiner ausfallen oder er muss tiefer in die Tasche greifen. Kleine Händler stehen vor der Frage: Lohnt sich der amerikanische Markt noch? Die Zollhürden schrecken viele ab, und die Kalkulation der Preise wird komplizierter.
Es ist ein Lehrstück darüber, wie globale Politik bis ins private Wohnzimmer wirkt – wenn plötzlich ein Paket nicht mehr ankommt.
Blick nach vorn
Der Paketstopp ist mehr als ein logistisches Problem. Er zeigt, wie fragil die vermeintlich selbstverständliche Infrastruktur des Welthandels ist. Eine Unterschrift unter ein Dekret in Washington, und hunderttausende Sendungen bleiben in Europa liegen. Für Postdienste und Händler beginnt nun eine Phase der Unsicherheit – und für viele Kundinnen und Kunden ein kleiner Alltagsschock.
Bleibt die Frage: Wird dies ein dauerhafter Zustand, oder nur ein Wahlkampfmanöver? Die Antwort entscheidet darüber, ob der transatlantische Paketverkehr bald wieder ins Rollen kommt oder dauerhaft ausgebremst wird.
Autor: C.H.
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