Tag & Nacht

Zum achten Mal richtete sich Emmanuel Macron an die französische Nation, um das neue Jahr einzuläuten. Seine Rede am 31. Dezember 2024 stand im Zeichen politischer Turbulenzen, der Suche nach Stabilität und ehrgeiziger Pläne für 2025. Der Präsident räumte Fehler ein, skizzierte kommende Herausforderungen und formulierte klare Ziele. Hier sind die wichtigsten Punkte.

„Unmöglich ist nicht französisch“: ein stolzer Rückblick

Die Ansprache begann mit einem Novum: Ein zweiminütiges Video zeigte prägende Momente des vergangenen Jahres. Zu sehen waren die Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten, die feierliche Wiedereröffnung von Notre-Dame nach dem Brand 2019 und die Highlights der Olympischen Spiele in Paris. Macron betonte, dass diese Ereignisse die Stärke und den Zusammenhalt des Landes widerspiegeln. „Wir haben bewiesen, dass unmöglich nicht französisch ist“, erklärte er und forderte die Franzosen auf, das Beste aus diesen Erfahrungen mitzunehmen. Sein Appell: Einheit, Entschlossenheit und Solidarität für das kommende Jahr.

Kritik an der Auflösung der Nationalversammlung

Ein zentraler Teil seiner Rede war das Eingeständnis, dass die von ihm im Juni veranlasste Auflösung der Nationalversammlung ein Fehler war. Macron gab offen zu, dass dieser Schritt „mehr Spaltung als Lösungen für die Franzosen“ gebracht habe. Gleichzeitig unterstrich er die Legitimität der derzeitigen Nationalversammlung, die die Vielfalt und auch die Konflikte des Landes abbilde. „Ich trage meinen Teil der Verantwortung“, sagte Macron und rief dazu auf, 2025 als Jahr des „kollektiven Neustarts“ zu begreifen. Stabilität sei nun das wichtigste Ziel.

Referenden als Signal der Bürgerbeteiligung

Eine bedeutende Ankündigung war Macrons Hinweis, dass die Franzosen im Jahr 2025 „entscheidende Fragen“ beantworten sollen. Dies lässt die Möglichkeit von Referenden vermuten – ein Instrument, das seit seinem Amtsantritt 2017 mehrfach diskutiert, aber nie umgesetzt wurde. Alternativ könnten auch neue Bürgerkonvente folgen, ähnlich denen zu Themen wie Klimapolitik oder Sterbehilfe. Macron möchte den Franzosen eine aktivere Rolle bei wichtigen Weichenstellungen einräumen, wie später vom Élysée bestätigt wurde.

Frankreichs wirtschaftliche und soziale Zukunft

Der Präsident betonte, dass die Attraktivität Frankreichs erhalten bleiben müsse – durch Innovation, Beschäftigungswachstum und solides Haushaltsmanagement. Dies war zugleich eine Mahnung an den neuen Premierminister François Bayrou, der bereits der vierte Regierungschef des Jahres ist. Das Ziel sei, ein neues Haushaltsmodell vorzulegen, das Wachstum und Stabilität vereint. Macron formulierte dies als dringenden Handlungsauftrag: 2025 dürfe kein Jahr des Stillstands sein.

Ein „europäisches Erwachen“ gefordert

Neben nationalen Themen sprach Macron auch die Rolle Europas an. „Die Europäer müssen ihre Naivität ablegen“, forderte er mit Blick auf Handel und Landwirtschaft. Frankreich solle nicht länger abhängig sein von Entscheidungen, die anderswo getroffen werden. Gleichzeitig rief er zu einem umfassenden europäischen „Erwachen“ auf – wissenschaftlich, technologisch, industriell und ökologisch. Sein Ziel: schnellere Entscheidungen, vereinfachte Regeln und verstärkte Investitionen auf europäischer Ebene. Macron präsentierte sich hier einmal mehr als Verfechter eines starken Europas.

Ein Jahr der Entscheidungen

Macrons Ansprache machte deutlich, dass 2025 ein Jahr der Klarheit und der Tatkraft werden soll. Er zeigte sich selbstkritisch, richtete den Blick aber zugleich nach vorn. Sein Appell an die Franzosen war klar: Einheit, Mut und Entschlossenheit sind die Schlüssel, um die Herausforderungen des neuen Jahres zu bewältigen.

Die Frage bleibt: Werden die Franzosen seiner Vision folgen?


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