Ein Feuer, wie es die Region lange nicht erlebt hat – seit dem Abend des 17. Juli 2025 steht Martigues, die charmante Stadt zwischen Etang de Berre und Mittelmeer, im Bann eines wütenden Waldbrands.
Nur 40 Kilometer von Marseille entfernt, hat sich das lodernde Inferno in kürzester Zeit auf 240 Hektar ausgebreitet.
Das ist mehr als nur eine Zahl – es ist der stille Schrei von verbranntem Wald, verqualmten Häusern und verängstigten Menschen.
Ein Einsatz von historischem Ausmaß
Fast 1.000 Feuerwehrleute kämpfen unermüdlich gegen die Flammen, unterstützt von 320 Einsatzfahrzeugen sowie einer beeindruckenden Luftflotte: sieben Canadair-Flugzeuge, zwei Hubschrauber mit Löschkanonen. Der stellvertretende Präfekt Bruno Cassette bringt es auf den Punkt: Noch nie in diesem Jahr sei im Département Bouches-du-Rhône ein Feuer mit so gewaltigen Mitteln bekämpft worden. Und das will etwas heißen, in einem Sommer, der schon viel zu heiß begonnen hat.
Ein Hoffnungsschimmer am Morgen
Am Freitagmorgen die erste gute Nachricht: Der Wind hat nachgelassen, die Luftfeuchtigkeit ist auf 40 Prozent gestiegen – Bedingungen, die den Löschtrupps einen wichtigen Vorteil verschaffen. Noch ist das Feuer nicht unter Kontrolle. Doch wer in den frühen Morgenstunden in Martigue war, konnte spüren, dass sich etwas verändert hatte – zum Besseren. Vielleicht ist es nur ein kleiner Schritt, aber er macht Mut.
Evakuierungen und Ausnahmezustand
Insgesamt wurden 104 Menschen in Sicherheit gebracht, vor allem aus den am stärksten gefährdeten Zonen. Notunterkünfte in Martigues und im nahen Sausset-les-Pins bieten ihnen vorübergehenden Schutz. In den kleinen Ortschaften Saint-Julien und Les Ventrons herrscht ein striktes Ausgehverbot: Türen und Fenster zu, Rollläden runter, keine Bewegung im Freien. Eine Atmosphäre, wie in einem apokalyptischen Film – nur dass dieser Film real ist.
Helfen, schützen, durchhalten
Neben den Feuerwehrkräften sind auch 30 Mitglieder der Sicherheitskräfte vor Ort, um für Ordnung zu sorgen und Panik zu verhindern. Denn Panik – das wissen alle Einsatzkräfte – ist in solchen Momenten der größte Feind. Die Koordination läuft auf Hochtouren, unterstützt durch modernste Technik und eine beeindruckende Professionalität, die in diesen Momenten über Leben und Tod entscheiden kann.
Ein Déjà-vu der Zerstörung
Das Feuer von Martigues ist kein isoliertes Ereignis. Schon im August 2020 hatte ein Waldbrand in der Region über 1.000 Hektar verwüstet und rund 2.700 Menschen zur Flucht gezwungen. Auch damals lag die Ursache in einer gefährlichen Mischung aus Trockenheit, Wind und sengender Hitze. 2025 ist keine Ausnahme – sondern eher ein besorgniserregender Trend.
Was bedeutet das für die Zukunft? Wie viel Natur, wie viele Dörfer und Existenzen sind noch in Gefahr?
Ein Klima der Sorge – und der Solidarität
Das Feuer in Martigues ist nicht nur eine lokale Katastrophe, sondern ein Mahnmal für eine Region im Umbruch. Der Klimawandel macht sich bemerkbar – konkret, greifbar, schmerzhaft. Und doch zeigt dieser Einsatz auch: Wenn es brennt, stehen Menschen zusammen. Sie helfen, retten, kämpfen – und geben nicht auf.
Ein Anwohner, der seine Familie in der Nacht evakuierte, brachte es gegenüber den Journalisten auf den Punkt: „Das Feuer war überall – aber der Mut der Feuerwehr auch.“
In Martigues brennt nicht nur der Wald. Es brennt auch die Frage: Wie oft noch?
Autor: C.H.
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