Während Christen in aller Welt den Palmsonntag begehen, trifft eine der schwersten Raketenangriffe seit Monaten das ukrainische Soumy. Mindestens 34 Menschen sterben, darunter zwei Kinder. Über 100 weitere werden verletzt. Eine Straße wird zum Schlachtfeld, mitten im Alltag. Die internationale Empörung ist groß – und Frankreich? Positioniert sich deutlich.
Ein Sonntag im Flammenmeer
Sonntag, 13. April 2025 – während in Kirchen gesungen und gebetet wird, detonieren zwei Raketen mitten in der nordostukrainischen Stadt Soumy. 250.000 Menschen leben hier, eine normale Provinzstadt mit Schulen, Wohnhäusern, Bushaltestellen. Und genau dort schlagen die Geschosse ein.
„Eine gewöhnliche Straße, ein gewöhnliches Leben – und plötzlich die Hölle“, so beschreibt Präsident Selenskyj die Szenen. Die Zahl der Toten: 34. Darunter zwei Kinder. 117 Verletzte, 15 davon ebenfalls Kinder. Viele sind schwer verletzt. Die Rettungskräfte sprechen von einem Bild des Grauens: brennende Autos, schreiende Passanten, zerstörte Gebäude – und mittendrin die blanke Panik.
Ein Feuerwehrsprecher sagt nur: „Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen – aber das hier…“ Er bricht ab.
Gezielter Schlag an einem heiligen Tag
Der Angriff erfolgte nicht zufällig. Palmsonntag, der feierliche Auftakt der Karwoche, ist für viele Ukrainer ein bedeutender religiöser Tag. Menschen sind unterwegs, auf dem Weg zur Kirche, treffen Familie, Freunde. Gerade deshalb trifft diese Attacke doppelt: als militärischer und symbolischer Schlag.
Der Menschenrechtskommissar der Ukraine berichtet, dass das regionale Zentrum zum Schutz der Menschenrechte völlig zerstört wurde – es lag im Epizentrum der Explosionen. Die Botschaft ist klar: Auch Einrichtungen des zivilen Schutzes sind keine Tabuzonen mehr.
Frankreich spricht Klartext
Emmanuel Macron reagiert umgehend. Auf X (ehemals Twitter) schreibt er: „Dieser Krieg – wir wissen, wer ihn gewollt hat. Russland, ganz allein.“ Er fordert „starke Maßnahmen“, um Russland zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Frankreichs Position ist eindeutig: Diese Eskalation darf nicht unbeantwortet bleiben.
Die französische Öffentlichkeit steht solidarisch zur Ukraine. Hilfslieferungen, Flüchtlingshilfe, politische Rückendeckung – all das gehört zur Tagesordnung. Doch dieser Angriff markiert einen neuen Tiefpunkt. Dass Paris hier scharf Stellung bezieht, zeigt, dass man nicht müde wird, die Stimme gegen das Unrecht zu erheben – trotz diplomatischer Erschöpfung in Teilen Europas.
Auch andere Länder reagieren – aber mit unterschiedlichen Tönen
Während Donald Trump den Angriff als „schrecklich“ bezeichnet, spricht er gleichzeitig davon, dass „man ihm gesagt habe“, es sei ein Versehen gewesen. So etwas sei einfach „furchtbar“. Worte, die vor allem ausweichend wirken – diplomatisch verpackt, aber ohne Konsequenz.
Ganz anders Emmanuel Macron: Seine Worte sind deutlich, sein Ton fest. Auch Olaf Scholz nennt die Attacke „barbarisch“. Die italienische Ministerpräsidentin Meloni spricht von „Feigheit“. Internationale Solidarität? Ja. Doch Frankreich setzt mit seiner Entschlossenheit ein klares Zeichen.
Ein vergeblicher Dialog?
Dabei laufen aktuell Verhandlungen zwischen Vertretern der USA, der Ukraine und Russland. Doch bislang ohne Erfolg. Russland fordert Unmögliches – Gebietsabtretungen, Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft. Für Kiew inakzeptabel. Und während am Verhandlungstisch diskutiert wird, fliegen Raketen – wie eben in Soumy.
Das Misstrauen gegenüber Putins Russland wächst. Auch in Frankreich wird immer klarer, dass Worte allein nicht genügen. „Reden stoppen keine Raketen“, mahnt Selenskyj. Wer Frieden wolle, müsse Russland wie einen Terrorstaat behandeln.
Frankreichs Rolle im europäischen Sicherheitsgefüge
Die Attacke auf Soumy rückt Frankreich einmal mehr in den Mittelpunkt europäischer Verantwortung. Nicht nur als Vermittler, sondern als klare Stimme der Menschlichkeit. Paris will nicht tatenlos zusehen, wenn ein europäisches Land gezielt von Raketen getroffen wird – an einem Feiertag, inmitten von Kindern und Familien.
Die Frage, die sich stellt: Wie lange will Europa noch zusehen, wie ein Aggressor gezielt zivilgesellschaftliche Strukturen zerstört?
Ein Ruf, der gehört wird
Frankreich zeigt Haltung – und das nicht erst seit gestern. In der Ukraine weiß man, wer echte Partner sind. Und trotz aller geopolitischen Herausforderungen: Die Empörung über Soumy schweißt zusammen. Vielleicht ist das die bittere Ironie dieses Schreckens – dass er die Entschlossenheit des Westens neu entfacht.
Von Andreas M. Brucker
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!