Ein roter Fluss menschlicher Solidarität zog sich am Dienstag, dem 27. Mai 2025, durch Grenoble. Rund 300 Menschen bildeten eine beeindruckende Menschenkette entlang des Cours Jean-Jaurès – für Gaza, für den Frieden, für die Menschlichkeit. Die Aktion unter dem Motto „Tous en rouge pour Gaza“ war nicht nur ein visuelles Statement, sondern auch ein lautloses, aber eindringliches Zeichen für Empathie und Gerechtigkeit.
Kein Lärm, keine Parolen – nur rote Kleidung und klare Botschaften
Manchmal braucht es keine Worte, um laut zu sein. Rote Shirts, Palästina-Flaggen, Keffiyehs und Plakate ersetzten an diesem Tag Sprechchöre und Megafone. Von Pont-de-Claix bis zum Quai de l’Isère reihte sich Mensch an Mensch. Die Farbe Rot – Symbol für Blut, Liebe und Widerstand – wurde zum stillen Protest gegen die anhaltende Gewalt in Gaza.
Beeindruckend war nicht nur die Anzahl der Teilnehmenden, sondern auch die Vielfalt: Menschen jeden Alters, unterschiedlichster Herkunft, vereint in einer einzigen Forderung – Frieden.
„Diese Kette war einfach schön.“
Imen Ben Rejeb, Sprecherin von Isère Palestine, zeigte sich tief berührt: „Wir waren völlig überrascht, wie viele gekommen sind. Die letzten Ereignisse in Gaza haben viele wachgerüttelt. Diese Aktion war wirklich überwältigend – und einfach schön.“
Was ursprünglich als kleine Bürgerinitiative gedacht war, wurde zur bewegenden Demonstration der Solidarität. Spontan, friedlich und ganz ohne politische Banner.
Stillstand auf Schienen und Straßen – Bewegung in den Köpfen
Natürlich blieb ein solcher Protest nicht folgenlos für den Alltag in Grenoble. Die Linie E der Straßenbahn stand zeitweise still, besonders zwischen den Stationen Louise-Michel und Annie Fratellini-Esplanade. Auch auf den Linien A bis D ging nichts mehr. Der Verkehr auf dem Cours Jean-Jaurès kam für eine Weile zum Erliegen.
Doch während die Fahrzeuge stillstanden, bewegte sich etwas anderes – das Bewusstsein.
Ein Mosaik des Widerstands: Grenoble bleibt wachsam
Diese Aktion war kein Einzelfall. Bereits in den letzten Monaten hatten sich in Grenoble immer wieder Menschen für die palästinensische Bevölkerung eingesetzt. Mahnwachen, Kundgebungen, Redebeiträge – die Stimmen werden nicht leiser. Im Gegenteil.
Grenoble entwickelt sich zu einem Zentrum der zivilgesellschaftlichen Solidarität mit Palästina. Kein Spektakel, sondern echte Anteilnahme. Keine parteipolitischen Machtspiele, sondern Menschlichkeit.
Was bringt Menschen dazu, an einem Dienstag rot gekleidet auf die Straße zu gehen?
Vielleicht ist es das Gefühl, nicht tatenlos zusehen zu wollen. Oder der Wunsch, sichtbar zu machen, dass Gewalt nicht anonym ist – dass hinter jeder Nachricht aus Gaza ein Mensch, ein Kind, eine Familie steht. Wer diese Menschenkette sah, spürte: Hier ging es nicht um Politik, sondern um Mitgefühl.
„Tous en rouge“ – vielleicht bald wieder
Die Organisatorinnen und Organisatoren denken bereits an die nächste Aktion. Denn eines steht fest: Die Geschichte ist nicht zu Ende. Solange Bomben auf Gaza fallen, wird es auch in Grenoble rote T-Shirts geben. Solange die Lage eskaliert, bleibt das Thema auf der Straße.
Diese stille, aber tief berührende Menschenkette war ein Weckruf – kein lauter, aber ein eindringlicher. Sie hat gezeigt, dass Bürgerengagement keine Megafone braucht. Dass Farbe mehr sagt als tausend Worte. Und dass Solidarität ganz einfach sein kann: Manchmal reicht es, einfach nur dazustehen – in Rot.
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!