Wer durch Metz spaziert, bemerkt es sofort: Die Stadt ist sauber, ordentlich und liebevoll gepflegt. Dass das kein Zufall ist, beweist die jüngste Auszeichnung: Für 2024 erhielt Metz zum zweiten Mal in Folge die Fünf-Stern-Auszeichnung des Labels „Ville Éco-propre“ – ein Beleg für ein umfassendes und nachhaltiges Engagement für urbane Sauberkeit. Nur wenige Städte in Frankreich können sich mit diesem Status schmücken.
Eine Auszeichnung mit Tiefgang
Doch was steckt eigentlich hinter diesem Label?
Das Siegel „Ville Éco-propre“ wird von der AVPU (Association des Villes pour la Propreté Urbaine) vergeben. Es bewertet nicht nur die sichtbare Sauberkeit, sondern auch die dahinterliegenden Strukturen – von der Eigenanalyse über Maßnahmenpläne bis hin zu innovativen Aktionen. Für die fünfte Stern-Stufe muss eine Stadt also mehr tun als nur kehren.
Und Metz? Die haben mehr gemacht – viel mehr.
Wenn ein Drache Müll frisst
Ein Hingucker mit Köpfchen: Der „Graoully mangeur de déchets“, ein farbenfroher Drache, der 220 Kilogramm Abfall in nur einer Woche verschlang – und zwar im Rahmen der „Semaine de la Propreté“, einer Aktionswoche rund um Stadtsauberkeit.
Kinder lieben ihn, Erwachsene staunen – und nebenbei landen die Kippen, Bonbonpapiere und Coffee-to-go-Becher endlich dort, wo sie hingehören. Genau solche Aktionen sind es, die Metz von anderen Städten abheben.
Sauberkeit beginnt bei den Kleinsten
Wie lernt man eigentlich Sauberkeit? In Metz beginnt das früh – sehr früh. Mit dem „Petit théâtre de la propreté“ erleben Kindergartenkinder spielerisch, warum es wichtig ist, keinen Müll herumliegen zu lassen. Interaktive Theaterstücke machen die Sache anschaulich und packen die kleinen Zuschauer dort, wo sie am empfänglichsten sind: im Herzen und im Spieltrieb.
Ein kluger Schachzug der Stadt, die genau weiß: Wer heute als Kind mitmacht, wird morgen als Erwachsener Verantwortung übernehmen.
Klare Zeichen auf der Straße
Was helfen Maskottchen und Theater, wenn die Straße voller Zigarettenstummel liegt?
Auch hier zeigt Metz Handlungsstärke: 600 neue öffentliche Aschenbecher und 8.000 verteilte Taschenaschenbecher sprechen eine deutliche Sprache. Die Stadt kämpft an vorderster Front gegen die Alltagsverschmutzung – und zwar mit Werkzeug, das funktioniert.
Dazu kommen regelmäßige Großreinigungen, bei denen nicht nur städtische Mitarbeitende mitanpacken, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger. Da wird gemeinsam geschrubbt, gesammelt und gefeiert – fast wie ein städtisches Großreinemachen mit Volksfestcharakter.
Es bleibt nicht alles glänzend
Aber – und das gehört zur Wahrheit – nicht alles läuft reibungslos.
Im Zentrum von Metz klagen einige Geschäftsleute über überquellende Mülleimer und unzureichende Entsorgung. Manch einer spricht sogar von „Müllbergen“, die Kunden vergraulen. Die Stadt kennt das Problem – und hat bereits neue Sammelpunkte angekündigt. Klar ist aber auch: Der Spagat zwischen funktionierender Logistik und wachsenden urbanen Herausforderungen bleibt anspruchsvoll.
Ein Gemeinschaftsprojekt mit Herz
Was Metz jedoch auszeichnet, ist der Zusammenhalt. Die Bürger identifizieren sich mit der Sauberkeit ihrer Stadt – und das spürt man. Ob Schulklasse, Seniorengruppe oder Geschäftsinhaber:in: Viele beteiligen sich aktiv am Projekt „saubere Stadt“.
Dahinter steckt eine Überzeugung: Sauberkeit ist nicht nur Aufgabe des Staates – sie ist Teil des urbanen Miteinanders. Oder anders gesagt: Wer seinen Ort liebt, hält ihn sauber.
Und was bringt die Zukunft?
Wird Metz weiter an der Spitze bleiben?
Alles spricht dafür. Denn die Stadt ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Sie entwickelt ihre Strategien stetig weiter, sucht den Dialog mit den Bürgern – und packt die Dinge an.
Vielleicht ist genau das das Erfolgsrezept: eine Kombination aus klarem Willen, klugen Ideen und echtem Gemeinschaftsgeist.
Von C. Hatty
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