Tag & Nacht

Forscher und Enthusiasten begaben sich am Samstag auf eine groß angelegte Suche nach dem Ungeheuer von Loch Ness, die größte seit 50 Jahren. Schottland will endlich sein größtes Geheimnis lüften.

Wird die jahrzehntelange Suche nun endlich doch erfolgreich sein? Die trüben Gewässer von Loch Ness sind in diesen Tagen Schauplatz der größten Jagd nach dem schottischen Monster seit 50 Jahren. Forscher und Enthusiasten hatten sich für Samstag, den 26. August, verabredet, um „Nessie“ zu finden.

Drohnen mit Wärmescannern, Boote mit Infrarotkameras, Hydrophone – an technischen Hilfsmitteln wurde nicht gespart, um zu versuchen, das Geheimnis endlich zu lüften, das weltweit schon Generationen in seinen Bann zog. „Unser Ziel war es schon immer, alle möglichen Verhaltensweisen und Naturphänomene, die schwer zu erklären sind, aufzuzeichnen, zu untersuchen und zu analysieren“, erklärt Alan McKenna von der freiwilligen Forschungsgruppe Loch Ness Exploration, die die „Jagd“ am Samstag zusammen mit dem Loch Ness Centre in Drumnadrochit, einem kleinen Dorf im Norden Schottlands, das am Ufer des Sees liegt, eröffnete.

Die Forscher glauben, dass die Wärmescanner jegliche Anomalien identifizieren können sollten und das Unterwassermikrofon soll ungewöhnliche Geräusche unter dem Wasser des 56 km2 großen Sees, der bis zu 240 Meter tief ist, aufspüren.

Die Legende von einem Monster in Loch Ness reicht bis in die Antike zurück: Steinzeichnungen des Volkes der Pikten, das damals in der Region lebte, zeigen eine mysteriöse Bestie mit Flossen. Die erste schriftliche Erwähnung der Kreatur stammt aus dem Jahr 565 n. Chr., und zwar in einer Biografie des irischen Mönchs St. Columba, der im 6. Jahrhundert Schottland evangelisierte und erklärte, er habe dem Monster befohlen, sich zurückzuziehen.

Die erste moderne Sichtung von „Nessie“ wurde im Mai 1933 von einer Lokalzeitung gemeldet. Ein ortsansässiger Geschäftsmann und seine Frau fuhren am See entlang, als sie von „einer riesigen Welle“ überrascht wurden. Im Dezember 1933 heuerte die britische Zeitung The Daily Mail den südafrikanischen Großwildjäger Marmaduke Wetherell an, um die geheimnisvolle Kreatur aufzuspüren. Er fand große Fußabdrücke, die seiner Meinung nach zu einem etwa sechs Meter langen Tier gehörten. Wissenschaftler des Naturkundemuseums erklärten später, dass die Spuren mit einem Schirmständer oder einer Nilpferdbeinattrappe erzeugt worden seien.

1934 machte der englische Arzt Robert Wilson ein Bild, was später als „Chirurgenfoto“ bezeichnet wurde. Das Bild soll den Kopf und den verlängerten Hals von Nessie an der Wasseroberfläche zeigen. Das Foto, das in der Daily Mail veröffentlicht wurde, war zwar eine Fälschung, katapultierte das Monster von Loch Ness jedoch in den Rang einer internationalen Berühmtheit.

Laut dem Loch Ness Centre wurden bis heute über 1.100 offizielle Sichtungen von Nessie verzeichnet und das Monster bringt der schottischen Wirtschaft durch den Tourismus jedes Jahr Millionen Pfund Sterling ein.

Im Laufe der Jahre haben Wissenschaftler und Amateure versucht, Beweise für die Anwesenheit eines großen Fisches in den Tiefen des Sees zu finden, einige behaupteten sogar, dass das Monster ein prähistorisches Meeresreptil wie etwa ein Plesiosaurier sein könnte.

Im Jahr 1972 unternahm das Loch Ness Investigation Bureau die bis dahin größte Suche, die jedoch erfolglos blieb. Im Jahr 1987 wurde im Rahmen der Operation Deepscan ein Sonargerät über die gesamte Breite des Sees eingesetzt. Die Organisatoren behaupteten damals, sie hätten in der Tiefe ein „nicht identifiziertes Objekt von ungewöhnlicher Größe und Umfang“ gefunden.

Im Jahr 2018 führten Forscher eine DNA-Studie im Loch Ness durch, um festzustellen, welche Organismen in seinen Gewässern leben. Außer zahlreichen Aalarten wurde nichts gefunden.

„Dieses Wochenende bringt nun eine Gelegenheit, die Gewässer auf eine ganz neue Art und Weise zu durchsuchen, und wir sind gespannt, was wir finden werden“, sagt Paul Nixon, Geschäftsführer des Loch Ness Centre.

Die Organisatoren haben Freiwillige aufgerufen, während des gesamten Wochenendes nach Bewegungen im Wasser oder anderen unerklärlichen Vorkommnissen Ausschau zu halten. Tausende haben sich daraufhin gemeldet, um das Loch Ness unter genauster Beobachtung zu halten…


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