Tag & Nacht

Februar 1945 – ein Wendepunkt in der Geschichte Frankreichs und insbesondere für die französischen Frauen. Zum ersten Mal durften Frauen wählen und gewählt werden. Unter den ersten 19 weiblichen Bürgermeisterinnen Frankreichs befand sich auch Odette Roux, eine leidenschaftliche Kommunistin, die das Bürgermeisteramt in Les Sables-d’Olonne übernahm.

Warum war ihre Wahl so bemerkenswert?

Les Sables-d’Olonne, eine Stadt mit damals 18.000 Einwohnern, ist gelegen in der Vendée, einer Region, die für ihre konservativen Werte bekannt ist. Wie konnte eine Kommunistin hier Bürgermeisterin werden? Die Antwort liegt in Odettes Vergangenheit. Nach dem Tod ihres Ehemanns, eines Widerstandskämpfers, der 1943 von den Deutschen getötet wurde, setzte Odette Roux den Kampf um ihre politischen Überzeugungen und ihr Engagement fort. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit, gepaart mit ihrer Vergangenheit in der Résistance, halfen ihr, die Herzen und Stimmen der Menschen zu gewinnen.

Was ist aus ihr geworden?

Odette Roux, einst Lehrerin, zeigte sich als Bürgermeisterin besonders innovativ. Sie schuf einen öffentlichen Garten, der später, lange nach ihrem Tod, im Jahr 2015, zu ihren Ehren benannt wurde. Ihre Anerkennung in der Stadt, die sie einst führte, kam spät, aber sie hinterließ ein unvergessliches Erbe. Ihre Tochter Line Roux betonte, wie wichtig die Rolle der Frauen während des Krieges war und wie lange es dauerte, bis diese Anerkennung fand: „Überall, wo man einen Mann sieht, dessen Name anerkannt ist, steht eine Frau an seiner Seite – und das wurde sehr lange nicht anerkannt.“

Wie relevant ist dies heute?

Die Geschichte von Odette Roux ist nicht nur eine Erinnerung an die Herausforderungen, denen sich Frauen gegenübersahen, sondern auch ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Beharrlichkeit und Hingabe zu bedeutsamen Veränderungen führen können. Ihre Geschichte inspiriert noch heute viele und zeigt, dass der Kampf um Gleichberechtigung oft auf lokaler Ebene beginnt, wo mutige Frauen wie Odette die Führung übernehmen.

Können wir uns eine Gesellschaft vorstellen, in der die Beiträge von Frauen wie Odette Roux von Anfang an anerkannt werden? Wie viele andere Pionierinnen bleiben ungenannt, weil ihre Geschichten nicht erzählt werden? Odette Roux mag zwar eine von wenigen gewesen sein, doch ihre Geschichte unterstreicht die Bedeutung jeder einzelnen Frau in der Geschichte unseres politischen und gesellschaftlichen Lebens.


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