Tag & Nacht

41 Tage vor den Präsidentschaftswahlen und mit nur noch einer Woche verbleibender Zeit, um die für die Kandidatur erforderlichen jeweils 500 Patenschaften zu sammeln, stellt sich die Frage, wo die wichtigsten Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen stehen.

Emmanuel Macron
Er ist seit vielen Monaten der Favorit der Umfragen sowohl für den ersten als auch den zweiten Wahlgang. Aber man sollte nicht glauben und so tun, als sei für ihn alles schon gewonnen. In der Umgebung von Emmanuel Macron hat niemand die Niederlage von Lionel Jospin im Jahr 2002 vergessen. Der Premierminister hatte damals eine Nicht-Kampagne gemacht und sich schon vor dem ersten Wahlgang für gewählt gehalten.

Der Staatschef, der keine andere Wahl hat, als diese Woche endlich offiziell seine Kandidatur zu erklären, wird seine Position also bestätigen und ausbauen müssen. Trotz der internationalen Lage wird er Wahlkampf machen müssen. Es wird Kundgebungen geben, aber es wird vor allem ein Wahlkampf „auf Augenhöhe“ sein. Macron wird auf die Menschen zugehen und viele eisen in die Regionen Frankreichs unternehmen, um mit den Menschen zu sprechen.

Marine Le Pen
Sie ist die andere Favoritin der Umfragen, die sie bei 16% bis 16,5% sehen, mit Luft nach oben. Eine weitere Umfrage vom 23. Februar, durchgeführt für Paris Match, sieht sie sogar bei 18%. Marine Le Pen hat bislang allerdings keine klare Kampagne geführt, da es ihr zwischen Valérie Pécresse und Eric Zemmour schwer zu fallen scheint, ihrem Wahlkampf einen persönlichen Stempel aufzudrücken.

Ihre Äußerungen zur Ukraine, in denen sie das Eingreifen von Wladimir Putin scharf verurteilte, könnten es ihr sogar ermöglichen, den Abstand zu Eric Zemmour, der in dieser Frage sehr ambivalent ist, zu vergrößern. Allerdings muss sie noch ihre 500 Unterschriften von Bürgermeistern und Abgeordneten zusammen bekommen, um bei den Präsidentschaftswahlen überhaupt antreten zu können.

Éric Zemmour
Auch er hat seine 500 Unterschriften noch nicht zusammen bekommen und seine Beliebtheitswerte schwanken je nach Nachrichtenlage. Nachdem Eric Zemmour im Dezember sehr hoch gestartet war, fiel er in den Umfragen ab, um schließlich wieder anzusteigen. Heute liegt er relativ stabil bei rund 16%.

Doch heute könnten sich seine sehr widersprüchlichen Stellungnahmen zur Ukraine gegen ihn wenden. Éric Zemmour ist gerade dabei, an seine Grenzen zu stossen. Er hat in der extremistischen und reaktionären Nische viele Unterstützer gefunden, aber die Heftigkeit seiner Äußerungen hindert ihn daran, Menschen für sich zu gewinnen, die zwar inhaltlich mit ihm übereinstimmen, aber in der Form gemäßigter sind.

Valérie Pécresse
Die Euphorie hielt nur wenige Tage nach ihrer Nominierung an. Seitdem ist Valérie Pécresse in den Umfragen immer weiter zurückgefallen. In einer Ifop-Umfrage vom 25. Februar wurde sie mit 14% angegeben, in einer Kantar-Umfrage vom selben Tag sogar nur mit 12%, womit sie Kopf an Kopf mit Jean-Luc Mélenchon auf Platz 4 läge.

Die LR-Kandidatin, die bereits seit mehreren Wochen im Abwärtstrend ist, hoffte, ihre Kampagne mit einer großen Veranstaltung in Paris wieder in Gang zu bringen, das sich sowohl formal als auch inhaltlich als katastrophal erwies. In jüngster Zeit haben die Enthüllungen der Zeitung Libération, die versichert, dass ein Teil der Pecresse-Wähler bei den LR-Vorwahlen fiktiv waren, ihre Kampagne noch mehr belastet. Es wird für sie sehr schwer sein, bis zum ersten Wahlgang wieder nach oben zu kommen.

Yannick Jadot
Der Grüne Yannick Jadot steht nur bei 5% in den Umfragen, er befindet sich im Abwärtstrend. Seine Kampagne, obwohl sie dynamisch ist, hat Schwierigkeiten, Eindruck zu hinterlassen.

Der grüne Präsidentschaftskandidat, der zu Emmanuel Macron sagte: „Sie werden als Präsident der Untätigkeit im Klimabereich in die Geschichte eingehen“, behauptet, es sei noch zu früh, um alle seine Munition zu verschiessen, und solange Emmanuel Macron kein Kandidat sei, würden sich die Franzosen nicht für den Wahlkampf interessieren. Man kann also auf die kommenden Tage gespannt sein.

Fabien Roussel
Fabien Roussel, der Kandidat der Kommunisten, liegt kurz hinter dem Grünen Yannick Jadot. Seit seiner Ankündigung, dass er gutes Fleisch und guten Wein verteidigen wolle, genießt er das Interesse der Wähler und sein Ergebnis in den Umfragen verdoppelte sich auf 4%. Vor allem aber behauptet sich der kommunistische Kandidat auf dem Gebiet der Laizität und der Verteidigung republikanischer Werte. Der kürzlich aufgedeckte Verdacht einer fiktiven Beschäftigung scheint ihm nur wenig geschadet zu haben.

Jean-Luc Mélenchon
Ihn halten 70% der Franzosen für autoritär, 69% für arrogant, 56% für dynamisch und gerade mal 42% für aufrichtig. So sehen die Franzosen laut einer aktuellen Umfrage Jean-Luc Mélenchon. Der Führer der Partei „France Insoumise“ ist allerdings seit einiger Zeit in Wahlumfragen auf dem Vormarsch. Er profitiert vom sogenannten „Vote utile“-Effekt bei den Linken: Wenn die Linke in die zweite Runde kommen will, müssen sich die Verantwortlichen zusammenfinden, indem sie darauf schauen, was sie zusammenbringt und nicht, was sie trennt, und die nützliche Stimme auf Seiten der Linken ist Jean-Luc Mélenchon. Er liegt wie im Februar 2017 bei genau 12%. Seine Stärken: Er führt eine innovative Kampagne, sowohl in Bezug auf die Form – dank seiner in 360 Grad gefilmten Versammlungen – als auch in Bezug auf den Inhalt. Mélenchon ist der einzige, der laut und deutlich über Themen wie Raumfahrt oder das Meer spricht. Seine Schwierigkeiten, die Invasion in der Ukraine zu verurteilen, könnten ihm jedoch zum Verhängnis werden.

Anne Hidalgo
Die Kandidatin der Sozialistischen Partei scheint ihren Sturzflug beendet zu haben. Mit jetzt 2,5% legt sie in einer Ifop-Umfrage vom 24. Februar sogar um 0,5 % zu. Kein Grund zur Freude, denn bei einem solch niedrigen Stand werden die Wahlkampfkosten vom Staat nicht erstattet und die PS könnte einen heftigen und schmerzhaften Verlust erleiden.

Hinter Hidalgo folgt Nicolas Dupont-Aignan, der am Freitag seine 500 Unterschriften fast zusammen hatte, mit 2% der Wahlabsichten, ebenso wie Jean Lassale, der ebenfalls seine 500 Unterschriften vorweisen kann und laut einer Ifop-Umfrage auf 1% hoffen könnte. Nathalie Arthaud ist mit 0,5% der Stimmen das Schlusslicht der bereits qualifizierten Kandidaten. Philippe Poutou (243), Christiane Taubira (128) und Hélène Thouy (97) von der Tierrechtspartei sind noch weit davon entfernt, die 500 Unterschriften nachweisen zu können, die für eine Kandidatur erforderlich sind.


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