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Die amtierende Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, liegt nach den ersten vorläufigen Ergebnissen des Präsidentschaftswahlgangs am 20. Oktober 2024 in Führung. Diese Wahl gilt als richtungsweisend für das Land, das zwischen den Einflüssen Russlands und einer möglichen EU-Mitgliedschaft steht. Besonders interessant ist die Parallele zu einem gleichzeitigen Referendum über den EU-Beitritt Moldawiens.

Sandus überraschender Erfolg

Maia Sandu, die sich klar für einen pro-europäischen Kurs einsetzt, erhielt bei der Wahl eine deutliche Mehrheit im ersten Wahlgang. Diese Ergebnisse überraschten viele, insbesondere da das politische Klima in Moldawien angespannt ist und das Land sowohl mit wirtschaftlichen Problemen als auch geopolitischen Spannungen, insbesondere mit Russland, zu kämpfen hat.

Während Sandu in den letzten Jahren immer wieder die Nähe zu Brüssel und die EU-Mitgliedschaft betonte, hatte sie mit einer teils skeptischen und gespaltenen Wählerschaft zu kämpfen. Ihr Sieg spiegelt jedoch eine breite Unterstützung für den pro-europäischen Kurs wider, der insbesondere von der moldawischen Diaspora stark unterstützt wird. Die Diaspora hat sich erneut als ein entscheidender Faktor herausgestellt – ein Phänomen, das bereits bei früheren Wahlen beobachtet wurde.

Herausforderungen und Chancen

Trotz ihres Sieges im ersten Wahlgang steht Sandu vor einer Fülle von Herausforderungen. Das Land ist tief gespalten, insbesondere in Bezug auf seine geopolitische Ausrichtung. Auf der einen Seite stehen die pro-europäischen Kräfte, die vor allem in den städtischen Gebieten und bei den jüngeren Wählern beliebt sind, während die ländlichen Regionen oft von pro-russischen Sympathien geprägt sind.

Seit dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine hat die Regierung Sandu immer wieder den Druck Moskaus zu spüren bekommen. Russland hat wiederholt versucht, das Land zu destabilisieren, was die politische Lage weiter verkompliziert hat. Zudem deckten die moldawischen Behörden erst kürzlich ein groß angelegtes System des Stimmenkaufs auf, das von pro-russischen Kreisen unterstützt wurde. Dies ist nicht das erste Mal, dass es in Moldawien zu Wahlmanipulationen gekommen ist, aber das Ausmaß dieses Skandals war diesmal besonders gravierend.

Blick auf den zweiten Wahlgang

Trotz ihres klaren Sieges im ersten Wahlgang steht Maia Sandu vor einer intensiven Stichwahl. Ihr Hauptkonkurrent, ein Kandidat aus den pro-russischen Lager, hat seine Wähler in den weniger urbanisierten Regionen Moldawiens, die tendenziell eher konservativ und euroskeptisch eingestellt sind. Ausserdem ist Sandus Position geschwächt, angesichts des unklaren Ausgangs des Referendums über die EU-Mitgliedschaft. Die Mehrheit der moldawischen Bevölkerung scheint zwar den Weg in Richtung Westen zu unterstützen – aber etwa 50% der beim Referendum abgegeben Stimmen unterstützen den Weg nach Europa nicht.

Man kann gespannt sein, wie sich das Land in den kommenden Wochen entwickelt. Die politische Landschaft Moldawiens bleibt unvorhersehbar, und während Sandus Sieg im ersten Wahlgang ein deutliches Zeichen setzt, wird erst der zweite Wahlgang zeigen, ob sie tatsächlich die Mehrheit der Bevölkerung dauerhaft hinter sich vereinen kann.

Es ist klar: Die Zukunft Moldawiens in Richtung EU steht auf dem Spiel, und die kommenden Wochen werden entscheidend sein.


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