Tag & Nacht




Am 2. Mai 2025 wurde sie wieder aufgestellt – diese markante schwarze Metallkonstruktion, die auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle thront. Kaum jemand erkennt sie nicht, denn sie steht weltweit für ein Ereignis, das etwa 1,400 Millionen Menschen in Atem hält: die Wahl eines neuen Papstes.

Mit der Installation der sogenannten „Fumata“-Vorrichtung hat die heiße Phase des Konklaves begonnen. In wenigen Tagen, am 7. Mai, treten die Kardinäle in Klausur, um den Nachfolger von Papst Franziskus zu bestimmen, der am 21. April im Alter von 88 Jahren verstorben ist.

Schwarzer Rauch, weißer Rauch – uralte Zeichen, neu interpretiert

Die Funktion dieser Vorrichtung ist bekannt wie kaum ein anderes Ritual der katholischen Kirche: Aus ihrem Schlot steigt schwarzer Rauch auf, wenn kein neuer Papst gewählt wurde – weißer Rauch hingegen kündigt die erfolgreiche Wahl an. Diese symbolträchtige Kommunikation ist so alt wie geheimnisvoll, wurde aber mit modernen chemischen Mitteln verfeinert, um die Farben klar und eindeutig sichtbar zu machen.

Ein uraltes Ritual, das heute noch seinen Zauber entfaltet – wie eine Szene aus einem Film, der immer wieder aufs Neue fesselt.

Die größte Papstwahl der Neuzeit

Dieses Konklave ist schon jetzt in die Geschichtsbücher eingegangen – mit 133 wahlberechtigten Kardinälen, von ursprünglich 135. Zwei haben aus gesundheitlichen Gründen abgesagt, doch selbst diese Zahl überschreitet das ursprüngliche Limit von 120 deutlich. Ein Novum, das zeigt, wie stark Papst Franziskus das Gesicht des Kardinalskollegiums geprägt hat: 108 der Anwesenden wurden von ihm ernannt.

Ein Spiegel seiner Vision – einer Kirche, die nicht nur römisch, sondern global denkt.

Während der gesamten Dauer des Konklaves wohnen die Kardinäle in der Domus Sanctae Marthae, direkt neben dem Vatikanischen Palast. Sie werden komplett abgeschottet – kein Handy, keine E-Mails, keine Kontaktaufnahme nach außen. In der Sixtinischen Kapelle, wo Michelangelos Fresken von der Schöpfung und dem Jüngsten Gericht auf sie herabblicken, treffen sie ihre Entscheidungen. Für eine gültige Wahl braucht es eine Zweidrittelmehrheit – also 89 Stimmen.

Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition

Schon vor Beginn des Konklaves fanden intensive Gespräche statt. In den sogenannten Generalkongregationen debattierten die Kardinäle über die Richtung, die die Kirche künftig einschlagen soll. Papst Franziskus hat tiefe Spuren hinterlassen – nicht nur durch seinen Stil, sondern durch konkrete Reformen. Er hat sich für Migranten eingesetzt, für soziale Gerechtigkeit geworben und die Weltkirche gestärkt.

Aber: Nicht jeder teilt diese Begeisterung.

Vor allem konservative Stimmen kritisieren seinen Kurs – sie vermissen klare dogmatische Linien, sehen manche seiner Entscheidungen mit Argwohn. Diese Spannungen entladen sich nun in den Diskussionen um seine Nachfolge.

Wer wird der neue Pontifex?

Die Liste potenzieller Kandidaten ist lang – und vielfältig. An vorderster Stelle wird Kardinal Pietro Parolin genannt. Der Italiener ist Staatssekretär des Vatikans und gilt als brillanter Diplomat. Ein „Papabile“, wie es im Kirchenjargon heißt.

Ebenfalls im Gespräch: Kardinal Luis Antonio Tagle von den Philippinen. Er bringt einen weltoffenen, progressiven Blick mit und würde den Global-Süden erstmals in das höchste Amt der katholischen Kirche bringen.

Ein weiterer Name, der fällt: Péter Erdő aus Ungarn – konservativ, kanonistisch geschult, mit Rückhalt in traditionellen Kreisen.

Wem werden die Kardinäle ihr Vertrauen schenken? Wird es ein Brückenbauer oder ein Bewahrer? Vielleicht sogar ein Außenseiter?

Ein Moment, der die Welt bewegt

Mit der Installation des Kamins beginnt das große Warten. Auf dem Petersplatz versammeln sich Gläubige, Touristengruppen und Journalisten. Kameras sind auf den Schornstein gerichtet, Mikrofone warten auf erste Reaktionen. Die Augen der Welt blicken auf Rom – gebannt, wie bei einem historischen Theaterstück, das sich alle paar Jahrzehnte wiederholt, ohne je an Faszination zu verlieren.

Und doch: Die Frage bleibt offen – wird es ein Papst der Kontinuität oder des Wandels?

Die Antwort liegt im Rauch, der bald über dem Vatikan aufsteigen wird.

Catherine H.

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