Tag & Nacht

Die Präsenz einer europäischen Flagge unter dem Arc de Triomphe, um symbolisch den Beginn der französischen EU-Ratspräsidentschaft zu markieren, hat einen Teil der Opposition zutiefst verärgert.

Es ist die erste laute politische Polemik in diesem Jahr 2022. Frankreich übernahm am Samstag für sechs Monate die rotierende Ratspräsidentschaft der Europäischen Union mit einem ehrgeizigen Programm für ein „mächtiges“ und „souveränes“ Europa. Um Mitternacht löste Frankreich Slowenien ab, das seit dem 1. Juli den Vorsitz im EU-Rat innehatte, und wird in der zweiten Jahreshälfte den Vorsitz an die Tschechische Republik abgeben.

Als Symbol für den Übergang der Ratspräsidentschaft wurden der Eiffelturm, der Elysée-Palast und andere offizielle und kulturelle Gebäude in Paris und den Regionen zur gleichen Zeit in Blau, der Farbe Europas, beleuchtet. Aber insbesondere die Installation der Europaflagge unter dem Triumphbogen in Paris einige Stunden zuvor löste eine heftige Kontroverse aus. Die Rechte geißelte den vermeintlichen „Ersatz“ der französischen Flagge durch die EU-Flagge. Die EU-Flagge wurde schließlich am Sonntag, dem 2. Januar, „gemäß dem vorgesehenen Zeitplan“, wie der Elysée-Palast gegenüber Franceinfo versicherte, wieder abgehängt.

Am späten Nachmittag des 31. Dezembers teilte Marine Le Pen ihre Wut auf Twitter mit und erklärte, sie sei „empört“ darüber, dass die französische Flagge durch die der Europäischen Union „ersetzt“ worden sei. Dabei muss man jedoch daran erinnern, dass die französische Flagge nicht dauerhaft unter dem Triumphbogen zu sehen ist. Sie wird dort nur bei bestimmten Gedenkfeiern und offiziellen Zeremonien gezeigt. Andere Politiker des rechten Spektrums folgten dem Beispiel Le Pens.

Die Kandidatin des Rassemblement National kündigte anschliessend in den ersten Morgenstunden des Jahres 2022 an, dass sie die Entscheidung der Regierung vor dem Staatsrat anfechten werde. „Die Beflaggung des Arc de Triomphe allein mit den Farben der Europäischen Union, die nicht einmal von der Nationalflagge begleitet wird, stellt einen echten Anschlag auf die Identität unseres Vaterlandes dar“, begründete Le Pen. Der andere rechtsextreme Kandidat, Eric Zemmour, tat es ihr gleich. „Nach der Verwüstung und der Verhüllung nun die Empörung“, schrieb er auf Twitter und bezog sich damit auf die Gewalt und die Beschädigungen des Triumphbogens bei Demonstrationen der „Gelbwesten“ im Dezember 2018 und die Verhüllung des Denkmals durch die Erben der Künstler Christo und Jeanne-Claude im September 2021.

Lesen Sie auch: “Verrückter Traum”: Macron besucht verpackten Arc de Triomphe

Angesichts der aufkommenden Polemik, die in den sozialen Netzwerken ausführlich kommentiert wurde, mischten sich Emmanuel Macron und der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, in die Diskussion ein.

„Lassen Sie uns klarstellen, dass die Flagge der Europäischen Union nicht die Flagge Frankreichs ‚ersetzt‘ hat, die nur bei bestimmtenZeremonien aufgehängt wird“, erinnerte Clément Beaune.

„Seit zwei Tagen hackt die Opposition auf der europäischen Flagge herum. In der Zwischenzeit wurden in unserem Land drei Frauenmorde begangen. Und dazu hört man kein Wort“, tadelte die ehemalige Ministerin und Europaabgeordnete Nathalie Loiseau die Reaktionen der rechten Opposition.

Der Präsident der Republik selbst twitterte eine lakonische Botschaft. „Blicken wir in die Zukunft“, schrieb Emmanuel Macron, zusammen mit einem Foto des in den europäischen Farben beleuchteten Eiffelturms.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!