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Adnan Abu Walid al-Sahrawi, einer der mächtigsten Terroristenführer in der Sahelzone, starb bereits im August nach einem französischen Angriff.

„Dies ist ein weiterer großer Erfolg in unserem Kampf gegen terroristische Gruppen in der Sahelzone.“ Am späten Mittwochabend, dem 15. September, gab Emmanuel Macron über Twitter den Tod eines der mächtigsten Terroristen in der Sahelzone bekannt, des Anführers der Gruppe Islamischer Staat in der Großsahara (EIGS), Adnan Abu Walid al-Sahrawi.

Letzterer wurde im August von den französischen Streitkräften im Rahmen der Operation Barkhane (Opération Barkhane ist eine von Frankreich geführte Militäroperation zur Bekämpfung des transnationalen, islamistischen Terrorismus, die seit dem 1. August 2014 in der afrikanischen Sahelzone stattfindet) bei einem Angriff an den gemeinsamen Grenzen von Mali, Niger und Burkina Faso getötet.

Was ist der Islamische Staat in der Großsahara?
Die EIGS wurde im Mai 2015 von Adnan Abu Walid al-Sahrawi gegründet. Die bewaffnete Dschihadistengruppe wird zusammen mit der Al-Qaida nahestehenden Groupe de soutien à l’islam et aux musulmans (GSIM) für die meisten Anschläge in der „Drei-Grenzen-Region“ verantwortlich gemacht, einem riesigen, nicht genau definierten Gebiet, das sich über Mali, Niger und Burkina Faso erstreckt.

Die EIGS hat dort tödliche Anschläge verübt, bei denen nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten angegriffen wurden, erklärte die Ministerin für die Streitkräfte, Florence Parly, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

„Wir schätzen, dass die Gruppe Islamischer Staat in der Großsahara (EIGS) für den Tod von 2.000 bis 3.000 Zivilisten seit 2013 verantwortlich ist, die meisten von ihnen muslimischen Glaubens.“ (Florence Parly, Ministerin der Streitkräfte, bei einer Pressekonferenz)

Die EIGS wurden acht Soldaten, darunter vier Amerikaner der Spezialeinheiten und vier Nigerianer, bei einem tödlichen Anschlag im Oktober 2017 getötet. Sie wurden in einen Hinterhalt in Tongo Tongo in der Nähe von Mali im Südwesten des Niger gelockt und getötet. Die EIGS verübte Ende 2019 auch eine Reihe von Anschlägen auf Militärstützpunkte in Mali und Niger

Zuletzt hat der Anführer der EIGS am 9. August 2020 in Niger die Ermordung von sechs französischen Entwicklungshelfern und ihrem nigrischen Führer und Fahrer angeordnet. Dieser Angriff auf Mitglieder der NRO Acted erregte in Frankreich und im Niger großes Aufsehen. Der Niger wurde daraufhin vom französischen Außenministerium als rote Zone, d. h. als für Reisende „formal nicht ratsam“, eingestuft, mit Ausnahme der Hauptstadt Niamey.

Warum war Adnan Abu Walid al-Sahrawi ein vorrangiges Ziel?
Adnan Abu Walid al-Sahrawi, selbsternannter Emir des Sahel-Zweiges des IS, wurde auf dem G5-Sahel-Gipfel in Pau (Pyrénées-Atlantiques) im Januar 2020 zum meistgesuchten Terroristen in der Sahelzone erklärt.

Der in den 1970er Jahren in der Westsahara geborene Adnan Abou Walid Al-Sahrawi war Mitglied der Unabhängigkeitsbewegung Polisario. Er zog 2010 nach Mali, wo er sich radikalisierte und an der Gründung der Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (Mujao), einer Al-Qaida-nahen islamistischen Gruppe, beteiligt war, berichtet Le Monde.

Der Terrorist gründete schließlich 2015 seine eigene Gruppe, die EIGS, und wurde der erste Dschihadistenführer in der Sahelzone, der sich der Gruppe Islamischer Staat anschloss. Er wurde von den Soldaten der Barkhane-Truppe gejagt und war ein vorrangiges Ziel. Er hat jahrelang Terror in der Sahelzone gesät, vor allem in der Dreiländerregion zwischen Mali, Niger und Burkina Faso.

Auf Einladung von Franceinfo erklärte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Donnerstag, Adnan Abu Walid al-Sahrawi sei der Urheber von „Massakern und Terror“. Es sei eine gute Nachricht, dass er neutralisiert wurde, er sei „Feind Nummer 1“ gewesen.

Was man über die Umstände seines Todes weiss
„Adnan Abu Walid al-Sahrawi, der Anführer der EIGS, erlag seinen Verletzungen, die er bei einem Angriff im Rahmen der Operation Barkhane im August 2021 erlitten hat“, erklärte die Ministerin der Streitkräfte, Florence Parly, auf ihrer Pressekonferenz.

Sie bestätigte, dass der Tod der „Nummer eins des Islamischen Staates in der Sahelzone“ nach „achtzehn Monaten ständiger Bemühungen“ gegen die terroristische Organisation, „die ein Ableger des IS in der Sahelzone ist“, erfolgte.

Den Barkhane-Einsatztruppen sei es dank einer langfristigen Geheimdienstoperation gelungen, mehrere Orte zu identifizieren, an denen sich der gesuchte EIGS-Führer aufhielt. Im Juli hatte Florence Parly bereits den Tod oder die Festnahme mehrerer hochrangiger EIGS-Kader durch die Barkhane-Truppe und ihre Partner bekannt gegeben.

„Mitte August haben wir beschlossen, eine Operation gegen diese Orte einzuleiten, und in diesem Zusammenhang wurden Luftangriffe durchgeführt, von denen einer sein Ziel erreichte“, sagte die Ministerin.

Was sind die Ziele Frankreichs in der Sahelzone?
Die Bekanntgabe des Todes des EIGS-Führers erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Frankreich seine Truppen in der Sahelzone umstrukturiert. Die Operation Barkhane, die größte französische Militäroperation im Ausland, die vor sieben Jahren in der Sahelzone begann und bei der bereits 50 Franzosen ihr Leben verloren, läuft in wenigen Monaten aus.

Im Juni kündigte Emmanuel Macron eine Verringerung der französischen Präsenz in der Region zugunsten einer strafferen Struktur an, die sich auf Operationen zur Terrorismusbekämpfung und die Unterstützung der lokalen Armeen im Rahmen einer internationalen Allianz unter Beteiligung der Europäer konzentriert.

So soll die Zahl der in der Sahelzone stationierten französischen Truppen von derzeit über 5.000 auf 2.500 bis 3.000 im Jahr 2023 reduziert werden, wenn die in den letzten Wochen begonnene umfassende Umstrukturierung abgeschlossen ist.

Florence Parly versicherte allerdings am Donnerstag, dass „wir Mali nicht verlassen, sondern unser militärisches Instrumentarium anpassen. Unser Kampf geht weiter.“

Diese Nachricht kommt in einem angespannten Kontext zwischen Paris und der regierenden Junta in Bamako, die einen Vertrag mit dem russischen paramilitärischen Unternehmen Wagner erwägt. Ein Einsatz dieser Söldner wäre mit dem Einsatz der französischen Truppen in Mali „unvereinbar“, warnte Jean-Yves Le Drian am Dienstag.

An der Operation Barkhane ist auch die Bundeswehr mit etwa 1.100 Mann beteiligt.


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