Tag & Nacht




Am Samstagabend erschütterte ein schweres Gewaltverbrechen die beschauliche Kurstadt Bad Nauheim in Hessen. Zwei Männer wurden erschossen – mitten in einem Wohngebiet, unweit des beliebten Usa-Wellenbads. Eine Nachricht, die wie ein Donnerschlag durch die Gemeinde hallt.

Gegen 17:40 Uhr fielen die tödlichen Schüsse in der Straße „Am Deutergraben“. Nur wenige Minuten später war die Polizei vor Ort – alarmiert durch besorgte Anwohner, die Schüsse und Schreie hörten. Die Einsatzkräfte fanden zwei leblose Männer vor einem dreistöckigen Mehrfamilienhaus. Für sie kam jede Hilfe zu spät.

Die Reaktion der Polizei war schnell und massiv. Ein Großaufgebot durchkämmte das Gebiet, unterstützt von einem Hubschrauber und Spezialeinheiten. Auch wenn von einem Einzeltäter ausgegangen wird, schließen die Ermittler weitere Beteiligte nicht aus. Der oder die Täter sind auf der Flucht – bislang fehlt jede Spur.

Die Bevölkerung wurde um Vorsicht gebeten. Zwar bestehe laut Polizei keine akute Gefahr, dennoch riet man dazu, keine Anhalter mitzunehmen. Eine fast schon surreale Warnung für eine Stadt, die eher mit Thermen, Jugendstil und dem Vermächtnis von Elvis Presley in Verbindung gebracht wird als mit Gewaltverbrechen.

Ja, richtig gelesen: Elvis Presley. Der „King of Rock ’n’ Roll“ lebte von 1958 bis 1960 während seines Wehrdienstes in Bad Nauheim – genauer gesagt in der Goethestraße 14. Die Stadt wurde in dieser Zeit zu einer Art zweitem Zuhause für den Weltstar. Noch heute erinnern Fans aus aller Welt bei jährlichen Elvis-Festivals an diese Zeit. Sogar eine Bronzestatue des Musikers ziert das Zentrum nahe des Sprudelhofs – ein Ort, der für viele Musikliebhaber fast schon heilig ist.

Dass ausgerechnet in dieser geschichtsträchtigen und friedvollen Kulisse ein Gewaltverbrechen geschieht, wirkt auf viele wie ein tiefer Riss im vertrauten Bild der Stadt. Wie verarbeitet ein Ort einen solchen Kontrast zwischen Popkulturglanz und blutiger Realität?

Der Tatort selbst – ein ruhiges Wohngebiet – wurde weiträumig abgesperrt. Noch in der Nacht richtete die Polizei eine provisorische Einsatzzentrale vor Ort ein. Auch Notfallseelsorger kamen zum Einsatz, um die Anwohner in dieser belastenden Situation zu unterstützen. Die Spuren- und Zeugenarbeit läuft auf Hochtouren.

Doch was ist geschehen? Warum mussten zwei Menschen sterben? Fragen, die derzeit niemand beantworten kann. Die Identität der Opfer ist weiterhin unklar – Ermittlungsgründe, heißt es. Auch das Motiv liegt völlig im Dunkeln. Die Mordkommission ermittelt in alle Richtungen.

Einige Zeugen haben sich bereits gemeldet. Einer von ihnen berichtet von mehreren Schüssen und einem Tumult. Ein anderer, so erzählt es ein Anwohner, wollte dem Täter sogar hinterherlaufen – seine Frau hielt ihn zurück. Eine Szene wie aus einem Krimi, nur dass sie sich direkt vor der eigenen Haustür abspielte.

Der Schock sitzt tief. Bad Nauheim, mit seinen 33.000 Einwohnern, ist keine Stadt, in der Gewalt zur Tagesordnung gehört. Die letzten nennenswerten Polizeieinsätze drehten sich eher um Verkehrsdelikte oder kleinere Einbrüche. Ein Doppelmord – das sprengt jede Vorstellungskraft.

Und trotzdem: Das Leben wird weitergehen. Doch die Erinnerung an diesen Samstagabend wird bleiben – so wie auch die Erinnerung an Elvis’ Stimme in den Gassen, die damals durch offene Fenster hallte.

Jetzt hoffen viele auf schnelle Aufklärung. Die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Jede noch so kleine Beobachtung könnte entscheidend sein. Wer etwas Verdächtiges bemerkt hat, wird gebeten, sich an die örtliche Polizei oder über den Notruf 110 zu melden.

Und die Stadt? Die atmet noch nicht durch, die hält den Atem an.

Von M.A.B.

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