Serge Atlaoui, ein Name, der seit Jahren mit einer dramatischen Justizgeschichte verknüpft ist, ist wieder auf französischem Boden. Nach fast zwei Jahrzehnten in indonesischen Gefängnissen, davon viele Jahre unter der ständigen Bedrohung der Todesstrafe, wurde er nach Frankreich überstellt. Seine Rückkehr markiert das Ende eines langen juristischen und diplomatischen Tauziehens – doch für Atlaoui ist die Geschichte noch nicht vorbei.
Ein langer Kampf gegen die Todesstrafe
Serge Atlaouis Fall sorgte international für Aufsehen. Der aus Metz stammende Schweißer wurde 2005 in einer Fabrik verhaftet, in der große Mengen an Drogen entdeckt wurden. Die indonesischen Behörden bezeichneten ihn als „Chemiker“ und verurteilten ihn zunächst zu lebenslanger Haft. Doch die Geschichte nahm eine dramatische Wendung: In einem Berufungsverfahren erhöhte die indonesische Justiz 2007 seine Strafe auf die Todesstrafe – ein Urteil, das für weltweite Proteste sorgte.
Frankreich setzte sich intensiv für Atlaoui ein, argumentierte, dass er nicht an der Produktion der Drogen beteiligt gewesen sei und lediglich Maschinen installiert habe. Trotz diplomatischer Bemühungen schien sein Schicksal 2015 besiegelt: Er stand auf einer Liste von neun Verurteilten, die hingerichtet werden sollten. Im letzten Moment wurde seine Exekution ausgesetzt – ein seltenes Ereignis in Indonesien, wo die Justiz für ihre Härte bekannt ist.
Rückkehr nach Frankreich – aber keine Freiheit
Nach langen Verhandlungen zwischen Paris und Jakarta wurde schließlich Ende Januar 2025 eine Einigung erzielt: Atlaoui durfte nach Frankreich zurückkehren, allerdings nicht als freier Mann. Nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Roissy-Charles de Gaulle wurde er direkt von der französischen Justiz übernommen und soll demnächst vor den Richter in Bobigny treten. Dort wird ihm die Fortsetzung seiner Haftstrafe in Frankreich offiziell mitgeteilt.
Seine Frau Sabine, die jahrelang für seine Freilassung kämpfte, zeigte sich dennoch erleichtert. Auf Facebook schrieb sie: „Er ist von der Todesstrafe befreit.“ Doch die Frage bleibt: Wird er in Frankreich eine neue Chance auf Freiheit bekommen?
War er wirklich schuldig?
Der Fall Atlaoui bleibt umstritten. Während die indonesischen Behörden ihn als einen wichtigen Akteur im Drogenhandel betrachteten, beteuert er bis heute seine Unschuld. Er habe lediglich Maschinen installiert, nicht wissend, dass in der Fabrik Drogen hergestellt wurden. Kritiker der indonesischen Justiz bemängeln, dass das Verfahren gegen ihn nicht transparent geführt wurde und die Todesstrafe unverhältnismäßig gewesen sei.
Frankreich, das als entschiedener Gegner der Todesstrafe gilt, nahm sich des Falles mit Nachdruck an. Präsidenten, Außenminister und Menschenrechtsorganisationen setzten sich über Jahre für ihn ein – letztlich mit Erfolg. Doch eine vollständige Begnadigung blieb aus.
Was passiert jetzt mit Atlaoui?
Nun liegt es an der französischen Justiz zu entscheiden, ob seine Strafe umgewandelt oder möglicherweise eine vorzeitige Entlassung geprüft wird. Da Indonesien keine Begnadigung ausgesprochen hat, wird seine Verurteilung in Frankreich grundsätzlich anerkannt. Doch ob er tatsächlich die restliche Haftzeit in vollem Umfang absitzen muss, ist unklar.
Sein Fall bleibt ein Symbol für den internationalen Kampf gegen die Todesstrafe – aber auch ein Mahnmal für die Risiken, die Europäer eingehen, wenn sie in Ländern mit strikten Drogengesetzen arbeiten oder reisen.
Ein Hoffnungsschimmer?
Atlaouis Familie und Unterstützer hoffen nun auf eine mildere Behandlung durch die französische Justiz. Sein jahrelanger Kampf, die diplomatischen Bemühungen und die Umstände seiner Verhaftung könnten Argumente für eine mögliche Überprüfung der Strafe sein.
Doch die französischen Behörden halten sich bislang bedeckt. Eines ist sicher: Auch wenn er der Hinrichtung entkommen ist, bleibt sein Weg zur Freiheit ungewiss.
Autor: Catherine H.
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