Tag & Nacht

Seit dem Jahr 2021 scheinen die weltweiten Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht vom Fleck zu kommen. Laut einer neuen Studie des Forschungsnetzwerks Climate Action Tracker (CAT) bleibt die Prognose für die Klimaerwärmung bei besorgniserregenden 2,7 °C bis zum Jahr 2100 – genau wie es bereits zur Klimakonferenz COP26 in Glasgow erwartet wurde. Und das trotz der dringenden Appelle, die auf eine stärkere Begrenzung auf maximal 1,5 °C drängen. COP29 bringt 2024 erneut die Staaten zusammen, doch die Ergebnisse zeigen: Die Fortschritte bleiben marginal, die Versprechen unkonkret und neue Ziele für nationale Klimamaßnahmen fehlen fast völlig.

Wie ernst ist der Klimaschutz weltweit überhaupt gemeint?

In den letzten Jahren haben sich Staaten wiederholt verpflichtet, ambitionierte Ziele zur Reduzierung ihrer Emissionen zu formulieren. Doch laut Climate Action Tracker sind diese Selbstverpflichtungen bisher viel Lärm um nichts: Die globalen Emissionen, die vor allem durch fossile Energien verursacht werden, steigen weiterhin an. Die optimistischen Prognosen einer baldigen Emissionsspitze, die ein Ende der Ausstoßzuwächse markieren könnte, liegen in der Ferne. Stattdessen sehen die Projektionen vor, dass diese Emissionsspitze erst gegen Ende des Jahrzehnts erreicht wird – und dann auf einem viel höheren Niveau als noch vor drei Jahren prognostiziert.

COP29: Ein Jahr der versäumten Chancen?

Auf der diesjährigen Klimakonferenz COP29 steht die Weltgemeinschaft wiederholt vor der Frage, wie ernst sie die eigenen Klimaziele nimmt. In den letzten Monaten hat sich wenig getan, so CAT: Weder wurde ein klares, neues Ziel für die CO₂-Neutralität aufgestellt, noch wurden zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um den katastrophalen Anstieg der Erderwärmung zu bremsen. Man könnte fast denken, die Ziele seien eher Lippenbekenntnisse als ehrliche Bestrebungen. Trotz der Dringlichkeit und des wissenschaftlichen Konsenses, dass das 1,5-Grad-Ziel unumgänglich ist, bleiben die tatsächlichen Aktionen – fast ironisch – zögerlich. Immer wieder werden Klimaziele für das Jahr 2030 formuliert, als sei das noch eine Ewigkeit hin.

In einer Welt, die fortlaufend mit extremen Wetterereignissen konfrontiert wird – sei es durch zerstörerische Stürme, dürreresistente Hitzewellen oder sich ausbreitende Waldbrände –, ist die Untätigkeit umso unverständlicher. Wenn die Politik weiterhin nur unverbindliche Absichten formuliert, wird das Ziel, die Erde vor einem unumkehrbaren Kipppunkt zu bewahren, kaum erreichbar bleiben.

Rückschritte in den USA und ihre weltweiten Folgen

Eine mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus würde laut dem Bericht einen zusätzlichen Temperaturanstieg von 0,04 °C zur Folge haben. Diese Zahl mag auf den ersten Blick klein erscheinen, aber in einem extrem sensiblen Klimasystem kann jedes Zehntelgrad verheerende Auswirkungen haben. Doch es geht hier nicht nur um die USA – die Auswirkungen könnten global sein. Wenn die USA, der zweitgrößte CO₂-Emittent, ihren Klimaschutz zurückfahren, könnten andere Länder, etwa China, ihre eigenen Bemühungen ebenfalls zurückschrauben. Es ist eine Ironie, die wehtut: Die USA haben enorme Fortschritte im Ausbau der erneuerbaren Energien gemacht, und doch könnte diese Dynamik bei einer Trump-Rückkehr abgebremst werden. Was für ein Signal wäre das an die Welt?

Warum Fortschritte nötig sind und wie lange wir noch zusehen können

Die Zahlen und Projektionen, die uns CAT vorlegt, sind eine deutliche Warnung: Ohne substanziell verstärkte Anstrengungen droht uns eine Zukunft, die von Krisen, Verlusten und teuren Anpassungen geprägt sein wird. Wissenschaftler betonen immer wieder, dass soziale Gerechtigkeit eine wichtige Rolle spielt – vor allem für jene, die in Regionen leben, die besonders anfällig für den Klimawandel sind und dabei am wenigsten zur Krise beigetragen haben. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit müssen Hand in Hand gehen, denn die Klimakrise trifft die Schwächsten am härtesten.

Doch was braucht es, damit dieser Funke des Klimabewusstseins weltweit überspringt? Konkrete Maßnahmen. Statt immer neuer Konferenzen, die Jahr für Jahr lediglich die gleichen Reden und Versprechungen hervorbringen, braucht es den Willen, diese Versprechen tatsächlich umzusetzen. Vielleicht wird es Zeit für einen ehrlicheren, schonungslosen Dialog über die Versäumnisse und die notwendige Kraftanstrengung. Denn ohne einen umfassenden Wandel – bei den Emissionen, in der Energiepolitik und beim Ressourcenverbrauch – könnten wir in eine Realität geraten, in der das „Zukunftsszenario“ einer 2,7-Grad-Welt plötzlich Gegenwart wird.

Die Frage bleibt: Wie viele Jahre wollen wir uns noch leisten, zu vertrödeln?


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