Tag & Nacht




Wie Elon Musks umstrittene Auftritte und Äußerungen Tesla in Europa in die Krise stürzen.

Ein Tweet, der Wellen schlägt

„Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“ – mit diesem Satz sorgte die Berliner Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) für einen politischen Paukenschlag. Gemeint war Tesla, der Elektroautobauer, dessen CEO Elon Musk durch kontroverse Auftritte und Aussagen in die Kritik geraten ist. Kiziltepe löschte den Tweet zwar, doch sie hält an ihrer Kritik fest: Musks Verhalten sei nicht hinnehmbar. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten – von Rücktrittsforderungen bis zu Solidaritätsbekundungen war alles dabei.

Der umstrittene Gruß

Was war passiert? Im Januar 2025 trat Elon Musk bei der Amtseinführung von Donald Trump auf und machte eine Geste, die viele als Hitlergruß interpretierten. Musk legte seine rechte Hand auf die Brust und streckte dann den Arm mit flacher Hand nach oben aus – eine Bewegung, die in Deutschland besonders sensibel betrachtet wird. Historiker und jüdische Organisationen äußerten scharfe Kritik, während Musk selbst die Geste als Ausdruck von Dankbarkeit bezeichnete. Die Anti-Defamation League (ADL) nannte die Aktion eine „unbeholfene Aktion“, doch der ehemalige Direktor der ADL widersprach und sprach von einem „Heil-Hitler-Nazi-Gruß“.

Nähe zur AfD

Kurz darauf trat Musk per Videokonferenz bei einer Veranstaltung der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) auf. Dort äußerte er, dass „Kinder nicht für die Sünden ihrer Vorfahren verantwortlich gemacht werden sollten“ und kritisierte das „übermäßige Gewicht der Schuld der Vergangenheit“ in Deutschland. Diese Aussagen, nur wenige Tage vor dem Holocaust-Gedenktag, wurden von vielen als Versuch gewertet, die deutsche Erinnerungskultur zu relativieren.

Proteste und wirtschaftliche Folgen

Die Kombination aus der umstrittenen Geste und den Aussagen bei der AfD-Veranstaltung führte zu weltweiten Protesten. In mehreren Städten wurden Tesla-Showrooms mit Graffiti wie „No to Nazis“ und Hakenkreuzen beschmiert. Aktivistengruppen organisierten kreative Protestaktionen, darunter gefälschte Werbeanzeigen, die Tesla als „SwastiCar“ darstellten.

Auch wirtschaftlich spürt Tesla die Folgen. In Deutschland fielen die Verkaufszahlen im ersten Quartal 2025 um 45 Prozent, in Frankreich um 63,4 Prozent und in Spanien um 75,4 Prozent. Einige Unternehmen beendeten ihre Kooperationen mit Tesla. Zudem gaben 31 Prozent der Tesla-Besitzer in einer niederländischen Umfrage an, den Verkauf ihres Fahrzeugs in Erwägung zu ziehen.

Politische Debatte in Deutschland

Die Äußerung von Cansel Kiziltepe stieß parteiübergreifend auf Kritik. Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) forderte eine Rücknahme der Aussage und betonte die Bedeutung der Tesla-Fabrik in Grünheide für die Region. Auch CDU-Politiker forderten Konsequenzen. Kiziltepe verteidigte ihre Aussage jedoch und verwies auf Musks rechtsextreme Positionen.

Ein Balanceakt zwischen Meinungsfreiheit und Verantwortung

Die Kontroverse um Elon Musk und seine Äußerungen hat nicht nur politische und gesellschaftliche Debatten ausgelöst, sondern auch konkrete wirtschaftliche Auswirkungen für Tesla. Die Bezeichnung von Tesla-Fahrzeugen als „Nazi-Autos“ mag polemisch erscheinen, doch sie reflektiert die tiefe Besorgnis vieler Menschen über die Verbindungen von Führungspersönlichkeiten zu rechtsextremen Ideologien und Symbolen. Für Unternehmen und ihre Führungskräfte bleibt es entscheidend, sich ihrer öffentlichen Wahrnehmung bewusst zu sein und entsprechend verantwortungsvoll zu handeln.

Autor: Andreas M. B.

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!