Ein gewöhnlicher Dienstagmorgen im beschaulichen Weinort Pommard, Côte-d’Or – und plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. Der 13. Mai 2025 endet für drei Familien in tiefster Trauer, nachdem ein tragischer Arbeitsunfall drei Bauarbeitern das Leben gekostet hat. Der Grund: Ein massiver Steinmauerabschnitt auf einem Weingut stürzte ein – mitten während der Sicherungsarbeiten.
Die drei Männer, 45, 56 und 58 Jahre alt, gehörten zum Team der Firma Guy Bernard. Diese ist bekannt für ihre Spezialisierung auf Bauprojekte in Weinbergen. An jenem Tag waren sie mit der Konsolidierung einer historischen Mauer beschäftigt – ein Teil eines zukünftigen Lager- und Gärgebäudes. Doch das Bauwerk, das eigentlich stabilisiert werden sollte, brach in sich zusammen und begrub die Arbeiter unter Tonnen von Gestein.
Trotz des schnellen Einsatzes von 28 Feuerwehrleuten und dem Notarztteam des SAMU kam jede Hilfe zu spät. Die Männer konnten nur noch tot geborgen werden. In der Rue du Parc herrschte fassungslose Stille – nicht nur unter den Rettungskräften, sondern auch bei den Nachbarn, die das Unglück miterlebten.
Ein Schock, der sitzt.
Die Behörden haben sofort reagiert. Der Staatsanwalt von Dijon, Olivier Caracotch, leitete eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung im Arbeitskontext ein. Die Gendarmerie von Beaune sowie die Arbeitsinspektion haben den gesamten Bauplatz abgeriegelt. Die Untersuchungen sind im vollen Gange – jetzt wird jeder Stein umgedreht, im wahrsten Sinne.
Solche Ereignisse rütteln auf. Denn es geht nicht nur um einen Einzelfall – sondern um ein viel größeres Problem.
In Frankreich gibt es zahlreiche Regionen, in denen historische Steinmauern und alte Bauwerke Teil des Landschaftsbilds sind. Der Reiz dieser Bauweise liegt auf der Hand – ihre Risiken ebenso. Besonders bei Renovierungen oder Eingriffen an alten Gemäuern ist äußerste Vorsicht gefragt. Nicht selten fehlen genaue Baupläne, das Material ist über Jahrzehnte gealtert, oft porös und nicht selten instabil.
Und doch – der Druck auf den Baustellen ist groß.
Die Gewerkschaft CGT Construction bringt es auf den Punkt: Zu hohe Arbeitsgeschwindigkeiten, zu viele Subunternehmer, zu wenig Sicherheit. Ihre Forderung nach strengeren Sicherheitsmaßnahmen im Baugewerbe kommt nicht überraschend – aber mit aller Deutlichkeit.
„Dieser Vorfall darf nicht folgenlos bleiben“, heißt es in einer Erklärung. Wie viele Menschenleben müssen noch verloren gehen, bis sich strukturell etwas ändert?
Auch François Sauvadet, Präsident des Départementrats Côte-d’Or, meldete sich zu Wort. Seine Anteilnahme gilt den Familien – seine Worte sind klar. Solche Unfälle lassen niemanden kalt, besonders in kleinen Gemeinden wie Pommard, wo man sich kennt und das Miteinander noch zählt.
Die psychologische Unterstützung für die Kollegen der Opfer wurde umgehend eingerichtet – ein wichtiger, aber schmerzlicher Schritt. Denn die Lücke, die dieser Verlust hinterlässt, ist tief. Auf der Baustelle, im Betrieb, in den Familien.
Klar ist: Dieser Vorfall wirft erneut ein Schlaglicht auf die Zustände auf französischen Baustellen – gerade im Kontext von Renovierungen historischer Bauten. Die Debatte über Arbeitssicherheit, Haftung und Prävention flammt neu auf.
Wie kann sichergestellt werden, dass Menschen, die jeden Tag hart an der Basis arbeiten – für unsere Infrastruktur, für unsere Städte und für unsere Kulturstätten – abends heil nach Hause zurückkehren?
Ein nüchterner Blick in die Statistik zeigt: Bauarbeiten zählen weiterhin zu den gefährlichsten Berufen in Frankreich. Und dennoch bleibt das Thema Sicherheit oft ein Stiefkind der Prioritätenliste.
Vielleicht braucht es solche schmerzhaften Mahnmale, um endlich umzudenken. Doch das ist ein hoher Preis – zu hoch.
In Pommard schweigen an diesem Tag die Maschinen. Stattdessen legen Kollegen Blumen nieder. Ein stilles Gedenken – ein Moment der Ehrfurcht vor dem Leben und dem, was es so zerbrechlich macht.
Von C. Hatty
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