Ein schwerer Sturm vor der italienischen Insel Sizilien führte zum Untergang einer Luxus-Superyacht – eine schreckliche Nachricht, die nicht nur die italienische Küstenwache, sondern auch internationale Behörden in Alarmbereitschaft versetzt hat. Die Suche nach sechs vermissten Personen, darunter der britische Milliardär und Tech-Magnat Mike Lynch, läuft auf Hochtouren. Trotz des Einsatzes von Tauchern und Rettungsteams bleibt die Hoffnung, sie lebend zu finden, bisher unerfüllt.
Ein plötzlicher Sturm und sein verheerendes Ergebnis
Es war früh am Morgen des Montags, 19. August, als die 56 Meter lange, britisch beflaggte Superyacht „Bayesian“ von einem plötzlichen Sturm überrascht wurde. Das Wetter hatte sich über Nacht dramatisch verschlechtert – mit einem Tornado über dem Wasser, einer sogenannten Wasserhose, der das Schicksal der Yacht besiegelte. Um etwa 4 Uhr morgens traf die Naturgewalt die vor Porticello, nahe Palermo, verankerte Yacht.
Die Yacht, die für ihre auffällige Bauweise bekannt ist, verfügte über einen 75 Meter hohen Mast aus Aluminium – einen der höchsten der Welt, der nachts immer hell erleuchtet war. Doch trotz ihrer imposanten Erscheinung war sie dem wütenden Sturm nicht gewachsen. Mit 22 Menschen an Bord, darunter zehn Crew-Mitglieder und zwölf Passagiere, geriet die „Bayesian“ in Seenot und versank in den tiefen Gewässern vor Sizilien.
Mike Lynch: Vom freigesprochenen Tech-Titan zum Vermissten
Mike Lynch, eine bekannte Figur in der britischen Technologiebranche, war unter den Passagieren, die als vermisst gemeldet sind. Noch vor wenigen Monaten stand Lynch im Rampenlicht, als er in einem großen Betrugsprozess in den USA freigesprochen wurde. Der Fall drehte sich um die Übernahme seines Unternehmens Autonomy Corp. durch Hewlett Packard für 11 Milliarden Dollar – ein Geschäft, das in einem riesigen Skandal endete. Lynch wurde freigesprochen und sah sich schon auf dem Weg zurück in sein normales Leben – doch nun hängt sein Schicksal am seidenen Faden.
Unter den Geretteten befindet sich seine Frau Angela Bacares, die wie durch ein Wunder dem Untergang der Yacht entkam. Insgesamt 15 Personen überlebten die Katastrophe, doch sechs weitere, darunter Lynch, sind weiterhin unauffindbar. Taucher der italienischen Polizei versuchen verzweifelt, das Wrack, das in einer Tiefe von 50 Metern liegt, zu durchsuchen. Doch die schlechten Wetterbedingungen erschweren die Rettungsbemühungen massiv.
Dramatik in den frühen Morgenstunden
Die Szenen, die sich in der Nacht des Sturms abspielten, sind erschütternd. Berichte einer Überlebenden, Charlotte Golunski, zeichnen ein Bild des Horrors: Sie verlor in den tobenden Wellen kurzzeitig ihre einjährige Tochter Sofia, konnte sie jedoch rechtzeitig wieder zu fassen bekommen und über Wasser halten, bis ein Rettungsboot auftauchte. Auch der Vater, James Emslie, überlebte das Unglück, doch das Schicksal der anderen bleibt ungewiss.
Der Kapitän der nahegelegenen „Sir Robert Baden Powell“, Karsten Borner, bemerkte die „Bayesian“ während des Sturms, doch erst als der Sturm nachließ, sah er eine rote Leuchtrakete – ein verzweifelter Hilferuf. Schnell wurde ihm klar, dass das Schiff verschwunden war. Zusammen mit einem Crew-Mitglied fand er ein Rettungsboot mit 15 Personen an Bord und alarmierte umgehend die Küstenwache.
Die Hoffnung schwindet – doch die Suche geht weiter
Trotz intensiver Suchaktionen, die auch Hubschrauber und Rettungsboote umfassen, bleibt das Schicksal der Vermissten unklar. Fischer Fabio Cefalù, der ebenfalls am Unglücksort war, schildert die dramatischen Umstände so: „Ich sah eine Leuchtrakete von der Küste aus und machte mich sofort auf den Weg. Aber als ich dort ankam, war die Yacht bereits gesunken – nur Kissen, Holz und andere Gegenstände trieben im Wasser.“ Auch er konnte keine weiteren Überlebenden finden und vermutet, dass die Vermissten im Inneren des Wracks eingeschlossen sind.
Ein internationales Unglück
Die Tragödie hat internationale Dimensionen – nicht nur wegen der Prominenz von Mike Lynch. An Bord der „Bayesian“ befanden sich Passagiere und Crewmitglieder aus zahlreichen Ländern, darunter Großbritannien, die USA, Antigua, Frankreich, Deutschland, Irland, Myanmar, die Niederlande, Neuseeland und Spanien. Die britische Marineunfalluntersuchungsbehörde hat bereits ein Team nach Italien geschickt, um den Vorfall genauer zu untersuchen.
Eine verhängnisvolle Nacht
Was genau zum Untergang der „Bayesian“ führte, bleibt unklar. War es der massive Mast, der durch die Gewalt des Wasserwirbels brach? Oder versagte die Ankerkette, die die Yacht an ihrem Platz hielt? Sicher ist, dass die Yacht, die einst als „Salute“ unter niederländischer Flagge segelte, für ihre luxuriöse Ausstattung und ihr minimalistisches Design berühmt war. Doch all der Luxus konnte die Passagiere nicht vor der Naturgewalt schützen, die sie in jener verhängnisvollen Nacht traf.
Die Welt schaut nun gespannt nach Sizilien, wo die Rettungskräfte unermüdlich nach den Vermissten suchen. Die Zeit wird knapp – und mit jeder verstrichenen Stunde schwindet die Hoffnung. Doch die Angehörigen und Freunde der Vermissten geben nicht auf und hoffen auf ein Wunder. Denn wer weiß, vielleicht gibt es doch noch einen Funken Hoffnung, dass Mike Lynch und die anderen gerettet werden können.
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