Tag & Nacht




Dicke Regenvorhänge, peitschende Winde und meterhohe Wellen – Guadeloupe rüstet sich für eine stürmische Nacht. Das tropische Sturmtief „Jerry“ nähert sich rasch den Küsten der französischen Karibikinsel. Behörden und Bevölkerung sind in höchster Alarmbereitschaft. Seit Donnerstagabend gilt die Warnstufe Orange – ein deutliches Zeichen: Es wird ernst.

Die Inselverwaltung hat den zentralen Krisenstab aktiviert, die Menschen wurden zum Schutz ihrer Häuser und zur Vorsorge aufgerufen. Denn Jerry ist kein harmloses Gewitter – der Sturm bringt Starkregen, stürmische Böen und gefährliche Wellen mit sich.

Regen wie aus Kübeln

Was auf Guadeloupe zukommt, hat es in sich: Bis zu 150 Liter Regen in wenigen Stunden, lokal sogar über 200 Liter, prognostiziert Météo-France. Vor allem die höheren Lagen dürften betroffen sein. Dort könnten sich innerhalb kurzer Zeit reißende Wasserläufe bilden. Und wer die engen Täler und dicht bebauten Küstenzonen der Insel kennt, weiß: Schon kleinere Wassermassen können hier rasch zu Überflutungen führen.

Die Nacht zum Freitag wird nass, gewittrig und unberechenbar.

Wenn das Meer zurückschlägt

Doch nicht nur von oben droht Gefahr. Auch das Meer erhebt seine Stimme. Vereinzelt bis zu vier Meter hohe Wellen werden erwartet – insbesondere entlang der atlantischen Küstenlinie und rund um die östlich gelegene Insel La Désirade. Das Phänomen der sogenannten Wellen-Submersion droht: Wenn Wellen mit großer Kraft über die Ufer schlagen und sich das Wasser seinen Weg ins Landesinnere bahnt.

Küstenstraßen, Strandpromenaden und Ankerplätze sind besonders gefährdet. Schon bei vergangenen Stürmen kam es dort zu erheblichen Schäden – von losgerissenen Booten bis hin zu überfluteten Ferienanlagen.

Wind als unsichtbare Bedrohung

Die Winde von Sturm Jerry sind tückisch. Zwar liegt der Sturm nicht mit voller Wucht über Guadeloupe, doch mit Spitzenböen zwischen 90 und 120 km/h, je nach Region, reicht seine Kraft aus, um Dächer zu beschädigen, Stromleitungen zu kappen und Bäume umzustürzen.

Die Behörden warnen eindringlich: In dieser Kombination aus Wind, Regen und Wellen kann selbst ein kurzer Ausflug lebensgefährlich werden.

Was jetzt zählt: Vorbereitung und Ruhe

Die Menschen auf Guadeloupe wissen, wie sich Tropenstürme anfühlen. Dennoch ist jedes Unwetter anders – und birgt neue Risiken. Besonders problematisch ist die Dauer der starken Regenfälle. Innerhalb weniger Stunden kann der Pegelstand von Flüssen bedrohlich ansteigen. Kleine Bäche verwandeln sich in gefährliche Ströme, überschwemmte Straßen schneiden ganze Viertel ab.

Deshalb rufen die Behörden zu konkreten Schutzmaßnahmen auf:

  • Alle nicht zwingend nötigen Wege vermeiden – vor allem bei Dunkelheit
  • Boote sichern, Außenanlagen verstauen, Fenster und Türen verriegeln
  • Vorräte an Trinkwasser, haltbaren Lebensmitteln und Batterien anlegen
  • Mobiltelefone aufladen, Radios bereitstellen
  • Küsten meiden und tiefergelegene Gebiete beobachten

Vor allem für Familien mit Kindern, Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität kann die Nacht zur Belastungsprobe werden. Gute Nachbarschaftshilfe kann hier Leben retten.

Die Hoffnung: Es geht bald vorbei

Die gute Nachricht? Jerry ist kein Hurrikan. Und der Sturm bewegt sich schnell – mit etwa 30 km/h Richtung West-Nordwest. Das Zentrum liegt zwar nur rund 140 Kilometer nordöstlich der Insel, doch Meteorologen rechnen mit einem spürbaren Nachlassen der Unwetterlage ab Freitagnachmittag.

Bis dahin aber bleibt das Gebot der Stunde: Wachsamkeit, Zusammenhalt und ein wachsames Ohr für Wetter-Updates.

Denn die Natur ist mächtig – aber mit Vorsicht und Vorbereitung lässt sich ihre Wucht zumindest eindämmen.

Autor: Andreas M. Brucker

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